Bayern diskutiert über Homöopathie als Kassenleistung

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Den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) droht im kommenden Jahr ein Defizit von geschätzten 17 Milliarden Euro, Versicherte müssen sich auf höhere Beiträge einstellen. Trotzdem wollen CSU, AfD und Freie Wähler in Bayern weiterhin die Scheinmedizin Homöopathie im Leistungskatalog der Kassen behalten.

Angestoßen wurde die Debatte durch den zweiten FDP-Bundesvorsitzenden Johannes Vogel, der sich vor dem Hintergrund leerer GKV-Kassen für die Streichung von Globuli & Co. aus dem Erstattungskatalog ausgesprochen hatte. "Homöopathie soll jeder nutzen dürfen, ist aber nachweislich wissenschaftlich nicht wirksam", sagte er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), "aber das Kollektiv der Beitragszahler meiner Kasse dazu zu verpflichten, das mitzuzahlen, das ist eine Frage, die mit auf den Tisch muss."

Heftige Kritik an Vogels Vorschlag kam aus den Reihen von CSU, AfD und Freien Wähler. Bernhard Seidenath, gesundheitspolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, bezeichnete ihn als "Generalangriff auf die Homöopathie", der zur "Spaltung der Gesellschaft" führen könne. Gegenüber BR24 berief sich der CSU-Politiker hierbei auf fragwürdige Quellen: "Ich sehe, dass es viele Menschen gibt, die auf Homöopathie schwören." Er halte es nicht für richtig, ihnen etwas wegzunehmen, wenn ihnen die Behandlung helfe, so Seidenath weiter. Ein klassischer anekdotischer Fehlschluss: Wer subjektive Berichte von Einzelfällen höher wertet als kontrollierte wissenschaftlich Studien, gelangt leicht zu falschen Ergebnissen.

Bernhard Seidenath war schon in der Vergangenheit als Unterstützer der Homöopathie aufgefallen. 2020 hatte der bayerische Landtag auf Antrag der CSU und der Freien Wähler 800.000 Euro für eine umstrittene Homöopathiestudie bewilligt.

Die Freien Wähler schlagen sich auch in der aktuellen Debatte auf die Seite der Schwurbelmdizin. Nach den Worten der Abgeordneten Susann Enders stehe ihre Partei "nach wie vor zu Homöopathie und Schulmedizin auf Augenhöhe". Die AfD-Fraktion will die wirkungslosen Kügelchen ebenfalls weiterhin aus dem gesetzlichen Krankenkassentopf bezahlen lassen – im Interesse der "Wahlfreiheit", wie deren gesundheitspolitischer Sprecher Andreas Winhart erklärt.

Dagegen räumen Grüne und SPD ein, dass die Homöopathie nach wissenschaftlichen Standards keinerlei Wirkung besitzt, die SPD-Gesundheitsexpertin Ruth Waldmann spricht ganz unmissverständlich von "Hokuspokus". Dennoch schätzen beide Fraktionen das Einsparpotenzial bei einer Streichung aus dem Kassen-Katalog als gering ein.

Die Angaben über die Kosten der Homöopathie variieren. 2019 betrugen laut dem damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die gesamten Arzneimittelausgaben etwa 40 Milliarden Euro, wovon 20 Millionen (0,05 Prozent) in die Homöopathie flossen. Für 2020 spricht der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) von 45,01 Milliarden Euro Gesamtausgaben, davon 6,7 Millionen (0,03 Prozent) für Homöopathie.

Relativ geringe Beträge, gewiss. Für die Finanzierung des Gesundheitssystems werden weitere Maßnahmen erforderlich sein. Angesichts der vernichtenden Studienlage für die Homöopathie jedoch ist eine Streichung aus dem Erstattungskatalog ohnehin längst überfällig.

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