Die Zahl der Mitglieder der evangelischen Kirche schrumpft weiter stark. War bereits im Jahr 2022 mit 380.000 ein Negativrekord bei den Kirchenaustritten zu verzeichnen, kehrten im Jahr 2023 ebenso viele Menschen der evangelischen Kirche den Rücken.
Die Kirchen in Deutschland und Österreich befürchten für die Zukunft einen Rückgang bei den Einnahmen aus Kirchensteuer (Deutschland) oder Kirchenbeitrag (Österreich) – auch wenn diese bis zuletzt in beiden Ländern gestiegen sind. Dies wiederum veranlasst sie und ihre unterinformierten Sprachrohre in den Medien, mit dem Entfall von sozialen Leistungen an die Allgemeinheit zu drohen. Dies ist falsch.
Mehr als eine halbe Million Menschen kehrten der katholischen Kirche 2022 den Rücken. Erneut eine deutliche Steigerung gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2021. Der Anteil praktizierender Katholiken liegt bei 1,4 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Bezieht sich das Phänomen emotionaler, moralischer und rationaler Distanzierung auf den Kern christlichen Glaubens oder auf die Institution Kirche? Welche innovativen Strategien verfolgen deren Verteidiger gegen die rasante Austrittswelle?
Kirchenaustritte, geringe Taufquote und Wegsterben alter Kirchenmitglieder führen 2022 offenbar zu einem nie da gewesenen Schwund in den beiden großen Kirchen. Dies belegen jedenfalls die bereits vorliegenden Daten für das erste Quartal 2022 in der Millionenstadt München. Da dort etwa zwei Prozent der Einwohner Deutschlands leben, darf man darin durchaus einen Trend erkennen.
In Düsseldorf hat es trotz zugesagter zusätzlicher Termine für einen Kirchenaustritt keine substanziellen Verbesserungen gegeben. Immer noch müssen Menschen, die der Kirche den Rücken kehren wollen, monatelang warten, um einen Termin zu bekommen. Und die wenigen Termine, die man online beim Düsseldorfer Amtsgericht ergattern kann, sind innerhalb kurzer Zeit vergeben, so dass die Wartezeit der Austrittswilligen und damit auch die Pflicht zum Zahlen der Kirchensteuer weiter um Monate verlängert wird.
Wer für eine säkulare Gesellschaft kämpft, verliert vor lauter Kampf mitunter positive Entwicklungen aus den Augen. Doch die gibt es. Nicht zuletzt deshalb, weil sich die christlichen Großkirchen in Deutschland zunehmend selbst demontieren. Eine Bilanz von Gerhard Rampp.
Kirchenaustrittstermine seien derzeit "schneller ausgebucht als ein Konzert der Toten Hosen", schrieb der Düsseldorfer Aufklärungsdienst Anfang März in einem offenen Brief an das Amtsgericht Düsseldorf. Nun reagierte das Gericht auf die Kritik der Interessenvertretung religionsfreier Menschen und stellte eine Beschleunigung des Verfahrens in Aussicht.
Die Stadt Köln erlebt einen beispiellosen Exodus von Gläubigen, befeuert vom geheimniskrämerischen Umgang des umstrittenen Kardinals Rainer Maria Woelki mit einem Gutachten zum Kindesmissbrauch im Bistum. Obwohl die Stadt die Anzahl an Terminen für den Kirchenaustritt seit Januar mehr als verdoppelt hat, rauchte vergangenen Freitag der Terminvergabeserver ab – wegen zu großen Interesses.
Der Glaube an einen erfundenen, menschen-ähnlichen, personenhaft-körperlichen Gott mit Sohn und Heiligem Geist ist nicht glaubwürdig und leert im aufgeklärten Europa des 21. Jahrhunders die Kirchen. Darüber spricht Dr. Michael Balke im Interview mit Professor Klaus Johannes Tipke, dem Verfasser des Buches "Kirchenflucht – Warum?"