Pakistans Premierminister Imran Khan hat muslimische Nationen zu einem Handelsboykott gegenüber westlichen Ländern aufgerufen, falls diese die Beleidigung des Propheten Mohammed nicht unter Strafe stellen. Er reagiert damit auf gewaltsame islamistische Unruhen in Pakistan, die sich an den Mohammed-Karikaturen der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo entzündet haben.
Tagelang wurde Pakistan im April von gewaltsamen Ausschreitungen erschüttert, die zu mehreren Toten und Hunderten Verletzten führten. Hintergrund waren die Mohammed-Karikaturen des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo. Seit der Wiederveröffentlichung der Karikaturen im Rahmen des Gerichtsprozesses um das islamistische Attentat auf die Redaktion der Zeitschrift im vergangenen September hatte es in Pakistan und anderen mehrheitlich muslimischen Ländern immer wieder gewaltsame Proteste gegeben. Diese richteten sich zunehmend gegen das Land Frankreich, nachdem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei einer Gedenkfeier für den im Herbst 2020 von einem Islamisten auf offener Straße grausam ermordeten Lehrer Samuel Paty erklärt hatte, dass Frankreich nicht daran denke, die Meinungsfreiheit abzuschaffen. Auch bei der Ermordung Patys hatten die Mohammed-Karikaturen eine entscheidende Rolle gespielt: Der Lehrer hatte sie im Unterricht als Anschauungsmaterial genutzt, um über das Thema Meinungsfreiheit zu diskutieren.
An den Karikaturen von Charlie Hebdo entzündeten sich auch die jüngsten Ausschreitungen in Pakistan. Die islamistische TLP-Partei hatte ihre Anhänger zu gewaltsamen Protesten aufgerufen, um die pakistanische Regierung zur Ausweisung des französischen Botschafters zu zwingen. Die pakistanische Regierung unter Premierminister Imran Khan reagierte unentschlossen auf die islamistischen Randalierer. Einerseits wurde die Partei als terroristische Organisation eingestuft und soll demnächst als Partei nicht mehr zu Wahlen antreten dürfen, andererseits wurde jedoch ihr Anliegen, den französischen Botschafter auszuweisen, dem Parlament vorgelegt. Khans fragwürdige Strategie, die Islamisten von Gewalt abzuhalten, indem man sich ihre Forderungen zu eigen macht, hat nun einen neuen Höhepunkt erreicht.
Nach übereinstimmenden Medienberichten erklärte Premierminister Imran Khan am 19. April in einer Fernsehansprache, dass die geforderte Ausweisung des französischen Botschafters keine Garantie bringe, dass der Prophet in Frankreich oder anderen europäischen Ländern nicht erneut beleidigt würde. Um das wirksam zu verhindern, schlägt Khan andere Maßnahmen vor: Alle muslimischen Nationen müssten sich zusammentun, um westliche Länder dazu zu zwingen, die Beleidigung des Propheten Mohammed unter Strafe zu stellen. Er selbst wolle eine solche Kampagne anführen. Als Druckmittel gegenüber westlichen Ländern solle ein Handelsboykott dienen – die Verweigerung des Kaufs von Waren aus jenen Ländern – falls sich entsprechende Beleidigungen wiederholten. Khan verglich in seiner Ansprache die Beleidigung des Propheten Mohammed mit einer Leugnung des Holocausts. Europa, die EU und die UN müssten dazu gebracht werden, die Gefühle von Muslimen nicht mehr zu verletzen, so wie sie es im Fall der Juden machten.
In Pakistan selbst gelten strenge Blasphemiegesetze. Die Beleidigung des Propheten Mohammed kann dort sogar mit dem Tod bestraft werden.
18 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Oh ma Allah - das wars jetzt mit den billigen backisdahnischen Baumwoll-Brodukten.
Shit, s'th went wrong.
Was übrigens die Autokorrektur aus dem letzten Satz machen wollte:
Seit, sich weit Wrangler.
CnndrBrbr am Permanenter Link
Im Gegenzug schlage ich einen Handelsboykott gegen alle Länder mit Blasphemieparagrafen vor.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Dann müssten wir bei uns anfangen ...
CnndrBrbr am Permanenter Link
Exakt!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Na dann sollten Wir diese verklemmten Ideologen boykottieren und nichts mehr an diese
Länder liefern, schließlich sind diese es, welche mit brutaler Gewalt agieren.
Hagen Ulrich am Permanenter Link
Das sind so die Momente, wo wir im Verlag und Satireportal "Bundesamt für magische Wesen" überlegen, einen Karikaturen-Wettbewerb zu Mohammed, Jesus & Co auszuschreiben.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Nicht überlegen, machen!
Ulrike Dahmen am Permanenter Link
Ich schätze mich selbst als dialogbereit ein, aber so leid es mir tut:
Rene Goeckel am Permanenter Link
Vielleicht sollte der Westen den Spieß einfach mal umdrehen. Was fällt denen überhaupt ein, uns zu drohen?
Rüdiger Kramer am Permanenter Link
Wenn ein Land Mitglied der UNO ist, hat es die Menschrechte zu befolgen. Tun sie dies nicht, sollte es Konsequenzen haben.
Gsibergerin am Permanenter Link
Blasphemiegesetze gehören weltweit ABGESCHAFFT. Religion und Staat sind strikt zu trennen.
Lambert, Helmut am Permanenter Link
Dann müssen wir uns wohl im Gegenzug umsehen, wo wir unsere Kleidung und Schuhe herbekommen. Unter Umweltschutzgesichtspunkten importieren wir ohnehin zuviel davon.
maik am Permanenter Link
Mohmmed-Karrikaturen müssen in einer offenen Gesellschaft natürlich genauso möglich sein wie Judenwitze.
SG aus E am Permanenter Link
„Khans fragwürdige Strategie, die Islamisten von Gewalt abzuhalten, indem man sich ihre Forderungen zu eigen macht, hat nun einen neuen Höhepunkt erreicht.“
In Europa geht das natürlich alles zivilisierter ab – aber die Mechanismen kennt man auch hier. Klassisches Beispiel ist der sog. Asylkompromiss von 1993. Den Ausschreitungen in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen und verschiedenen Mordanschlägen auf in Deutschland lebende Muslime folgte die mit großer Mehrheit beschlossene Grundgesetzänderung (aus Art. 16 Abs. 2 Satz 2 wurde Art. 16a). Nach der für die AfD erfolgreichen Bundestagswahl 2017 konnte Herr Gauland verkünden: „Wir werden sie jagen!“, und heute wirbt die größte Oppositionspartei im Bundestag mit dem Slogan: „AfD wirkt“. Kenner der französischen Politik werden Vergleichbares für Präsident Macrons Umgang mit RN und Frau Marine Le Pen bestätigen können.
Ich denke, Ziel europäischer Politik sollte sein, den islamischen Staaten zu vermitteln, dass Vorbehalte gegenüber Muslimen in Europa zwar weit verbreitet sind, die Mehrheit der Europäer aber von der gleichen Würde aller Menschen überzeugt ist und auch Muslime grundsätzlich als gleichberechtigte Mitbürger respektiert.
VK aus P am Permanenter Link
-Kenner der französischen Politik werden Vergleichbares für Präsident Macrons Umgang mit RN und Frau Marine Le Pen bestätigen können.-
Sie möchten die Stimmen, die er bei Le Pens Putinklitsche abstaubt, lieber dem RN überlassen? Ich führe das darauf zurück, dass Sie offensichtlich ernsthaft glauben, dass die Mehrheit der Europäer Muslime grundsätzlich als gleichberechtigte Mitbürger respektiert. (Wen betrachten Sie als Europäer? EUler? EGler? Kontinentaleuropäer? Dänen? Finnen? Russen? Polen? Serben? Italiener? Österreicher? Schweizer? Merken Sie was?)
Man kann nur jemanden als gleichberechtigt akzeptieren, von dem man überzeugt ist, dass er es umgekehrt auch tut und seine gleichen Rechte nicht zur Untergrabung der Gleichberechtigung benutzt. Und das ist von orthodoxen Muslimen vernünftigerweise nicht zu erwarten. Der Koran ruft dazu auf, sich zum Schein an örtliche Gegebenheiten anzupassen und die Gesellschaft dann in Richtung islamischer Gottesstaat umzukrempeln.
http://www.gkpn.de/Oezbe_Kritik-der-liberalen-Auslegungen-des-Islam.pdf
Was Sie "Vorbehalte" nennen, sind realistische Erwartungen. Sie speisen sich aus bisherigen Erfahrungen und der Lektüre der Schriften, die von Muslimen als unumstößliche Gesetzgebung, weil angeblich vom gnatzigen, wegenjedemscheizzdauerbeleidigten Fantasieoberindianer abgelassen. Hierbei handelt es sich bei allem blumigen Beiwerk um aggressive Hetztiraden mit extrem diskriminierendem Inhalt, die jeden Gedanken an Gleichberechtigung zum Verschwinden bringen, weil sie nicht nur jedem Nichtmuslim die Würde absprechen, sondern außerdem auch noch zur Ausgrenzung und zum Mord aufrufen. Wie allgemein bekannt ist, werden diese Aufrufe von Muslimen weltweit mit absolut überdurchschnittlichem Eifer ernst genommen.
https://www.wzb.eu/files/image/sv/k/Grafik_PM_Koopmans_alleLander.png
Ein Politiker, der Menschen mit solcher Gesinnung ins Land einwandern lässt, handelt unverantwortlich und gefährdet den öffentlichen Frieden, die Sicherheit für Leib und Leben, die Geistesfreiheit und generell die Freiheit für alle Menschen, die keine männlichen Muslime sind.
Nichts anderes als Vorbehalte sind vielmehr naive Positivmantras, die nicht selten feige Konfliktvermeidung und Eigenglorifizierung legitimieren sollen und sich vielfach seit Jahren der Argumentation entziehen, also grundundemokratisch sind.
SG aus E am Permanenter Link
VK aus P: „Ein Politiker, der Menschen mit solcher Gesinnung ins Land einwandern lässt, handelt unverantwortlich und gefährdet den öffentlichen Frieden, die Sicherheit für Leib und Leben, die Geistesfreiheit und gener
Es wäre selbstverständlich grob grundgesetzwidrig und würde auch der EMRK widersprechen, wenn Asylrecht, Genfer Flüchtlingskonvention, Zuwanderungsgesetz, EU-Freizügigkeit usw. je nach Religion oder Weltanschauung des Betroffenen unterschiedlich angewendet würden. Das Stichwort hierzu lautet: Diskriminierungsverbot.
Aber Sie haben mit Ihrem langen Kommentar natürlich in gewisser Weise recht: Eben weil nicht so ganz klar ist, ob die Europäer sich an ihre eigenen Maßstäbe halten und allen Menschen die gleiche Würde und die gleichen Rechte zugestehen wollen, deshalb regen sich so viele Muslime weltweit auf.
Die Pakistaner leben ja nicht hinter dem Mond. Die kriegen die Stimmung hier schon mit: vom üblichen Alltagsrassismus über die Hetze gegen Muslime in Kommentarspalten und in den sog. Sozialen Netzwerken bis hin zu Totschlag und Mord. Und gerade die Pakistaner waren ja auch Opfer des Krieges gegen den Terror mit seinen sog. Kollateralschäden (Stichwort: Drohnenangriffe in Pakistan). Aber das haben vielleicht Sie nicht so mitbekommen ....
Manfred Schleyer am Permanenter Link
Der mächtige Allah kann die Feinde seines Propheten nicht selbst bestrafen, er braucht dafür (un)menschliche Helfershelfer.
Sabine Herder am Permanenter Link
Dieser Appell dürfte Imran Khan nicht leichtgefallen sein. Die breite Bevölkerung in den entsprechenden Ländern wird sich europäische Produkte ohnehin kaum leisten können.