Idea, die Evangelischen Nachrichtenagentur, ist über die Berichterstattung der "heute show" vom vergangenen Freitag nicht sehr begeistert.
Das Team der ZDF-Sendung hat den sog. "Marsch für das Leben" begleitet und Reporter Lutz van der Horst hat Teilnehmer des Marsches interviewt. Dass die sich in ihren Antworten oft selbst entlarvten darf man nun allerdings nicht dem Reporter zuschreiben.
Das allerdings sieht Wolfgang Polzer, Redaktionsleiter von idea anders: "Satire darf alles, sagt man. Mag sein, aber es ziemt sich nicht alles." Und so wirft er dem ZDF vor, "Bürger, die für die Schwächsten auf die Straße gehen, durch den Kakao zu ziehen."
Dann kommt die Mär von der Christenverfolgung in Deutschland und dieser Satz: "Denn anscheinend ist sich auch in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt niemand mehr bewusst, dass Abtreibung Tötung eines Menschenlebens und damit nach wie vor ungesetzlich ist – auch wenn solche Eingriffe nicht strafrechtlich verfolgt werden." Polzer fordert die Kirchenvertreter in den Aufsichtsgremien umißverständlich auf, gegen diese Sendung zu protestieren.
Und wenn das auch nicht geschieht, hat er ja noch ein As im Ärmel: " Ihren Herrn, Jesus Christus, haben dessen Zeitgenossen auch verhöhnt und verspottet, angespuckt und geschlagen."
6 Kommentare
Kommentare
Julian Jansen am Permanenter Link
Äußerst interessant an der Argumentation der "Idea" finde ich, dass gesagt wird, jede Abtreibung sei "nach wie vor ungesetzlich", werde jedoch nicht "verfolgt".
Gruß, Julian
www.dasrechtderstrasse.blogspot.de
Martin am Permanenter Link
Julian, das ist wirklich so: Abtreibung ist illegal, aber in ganz bestimmten Fällen straffrei.
pfote am Permanenter Link
Lieber Julian,
"Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland zwar grundsätzlich rechtswidrig, bleibt aber unter bestimmten Voraussetzungen straffrei (§ 218 a Abs.1, § 219 Strafgesetzbuch - StGB)."
(Quelle: http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did=98262.html)
Nur zur Faktenlage...
Generell ist dieser Paragraph aber trotz straffreiheit veraltet und es sollte dringend eine Gesetzesänderung zugunsten der betroffenen Frauen geben.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich weiß nicht, ob der Kommentar dort freigeschaltet wird, aber ich habe folgendes bei idea.de reingestellt: "Satire ist nur dann lustig, wenn sie auf Wahrheit beruht. Alles andere sind dumme Witze.
Doch so wie andere Foristen hier die "heute Show" nicht sehen wollen, schalte ich halt die Liveübertragungen von rituellen Menschenopfern, in christlichem Deutsch als "Heilige Messe" oder Eucharistie verharmlost, oder das "Wort zum Sonntag" ab. Diese Recht hat jeder und das ist auch gut so, weil wir dank der Aufklärung und Säkularisierung in einem freien Land leben.
Zitat aus dem Beitrag: "Und Christen müssen sich gefallen lassen, dass das Fernsehen ihren Glauben verhöhnt und verspottet. Es scheint äußerst fraglich, ob das ZDF in gleicher Weise mit Muslimen oder Juden verfahren würde."
Warum sieht niemand, dass dies ein Kompliment für das Christentum ist? Wären Christen noch genauso extrem, wie mache Muslime fundamentalistisch, bzw. manche Juden mit dem Holocaust drohend, dann müsste man sich in der Tat vor Scheiterhaufen und Pogromen fürchten. Doch dass man das gros der Christen heute auf fundierte Weise satirisch bloßstellen darf, ohne dass die Inquisition ihre Truppen ausschickt, ist ein Verdient des gedeihlichen Nebeneinanders von Staat und religiösen Vereinen.
Und über die Rundfunkgebühren sollte sich auch niemand aufregen, schließlich werden meine Steuergelder, obwohl aus der Kirche ausgetreten, z.B. für Kirchentage und Bischofsgehälter vergeudet. Ich denke, Letzteres ist eindeutig kostenintensiver, als eine Reportage von Lutz van der Horst.
Ich empfehle also allen Menschen, ein wenig gelassener mit Satire umzugehen. Und dass Kirchen und alle Religionen immer wieder ausreichend Munition für Satire liefern - mehr noch als die FDP -, liegt nicht an den Machern der "heute Show", sondern an den Religionsvertretern selbst. Niemand zwingt sie, (ich beschränke mich hier auf das Christentum) gegen Schwule und Lesben zu sein, gegen die Wiederverheiratung Geschiedener, gegen Frauen im Priesteramt, gegen Gleichberechtigung von Mann und Frau, gegen Sex vor der Ehe, gegen Masturbation, gegen Empfängnisverhütung, gegen eine zwingend gebotene Abtreibung und gegen Sterbehilfe ...
Wenn sich religiöse Vereine hier an die Lebenswirklichkeit und Rechtslage des 21. Jahrhunderts anpassen würden, dann würde der Grund, mit ihnen seinen Spott zu treiben, erheblich sinken. Dann wäre das nämlich nicht mehr lustig, sondern bestenfalls Stoff für dumme Witze... "
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Wie ich es mir dachte, ist obiger Kommentar von mir bei idea.de nicht freigeschaltet worden.
Heinz am Permanenter Link
Den Schwangerschaftsabbruch wird man so schnell nicht legalisieren können, da es lt. Bundesverfassungsgericht nicht mit der Menschenwürde und dem Recht auf Leben vereinbar sei.