NAUEN. (hpd/hfh) Vor kurzem hat der Humanistische Freidenkerbund Havelland e.V. (HFH) seinen 25. Geburtstag mit vielen Mitgliedern und Gästen gefeiert.
Am 14. Oktober 1989 hatten sich Menschen verschiedenen Alters in Nauen zusammen gefunden, um eine Vereinigung zu gründen, die freigeistige und humanistische Welt- und Lebensanschauungen pflegt und im Sinne einer tätigen Humanität praktisch wirken will. In der sog. Wende wollten wir uns – außerhalb der Kirchen – an der Demokratisierung der Gesellschaft, an mehr Offenheit und Freiheit, an konkreter Kultur-, Jugend- und Sozialarbeit aktiv beteiligen. In den Mittelpunkt trat das Eintreten für Menschenwürde und Menschenrechte, für ein freies und tolerantes Miteinander und für eine säkulare humanistische Lebensart.
Nach 56jähriger Unterbrechung – nach dem Verbot der Freidenker durch die Nazis 1933 und dann nach ihrer Nichtwiederzulassung in der SBZ und in der DDR – haben wir uns am Ende der DDR neu gegründet. Im Zuge der demokratischen Veränderungen in der DDR im Herbst 1989 entstand auch bei konfessionell nicht gebundenen Menschen das Bedürfnis, neue Wege zu gehen und sich tolerant an der “Wende” zu beteiligen sowie eine ideelle Basis außerhalb der Kirchen zu finden, um ein Freies Denken zu entwickeln, das keiner Partei und dem Staat untertan ist. Ohne Bevormundung und parteipolitische Ausrichtung und für eine demokratische Gesellschaft und Weltanschauungsfreiheit haben wir uns im Altkreis Nauen und 1990 ebenfalls im Altkreis Rathenow mehr und mehr zusammen gefunden. Wir engagierten uns zunehmend für eine weltliche Fest- und Feierkultur und für ein neues Bildungsverständnis, in der Sozialarbeit und freien Kinder- und Jugendhilfe und in ethischen und philosophischen Diskussionen. Seit 1993 haben wir eine einheitliche freie Weltanschauungsgemeinschaft im Landkreis Havelland, den Humanistischen Freidenkerbund Havelland e.V..
Einige Mitglieder aus den ersten Jahren sind inzwischen verstorben. Ehrend und in Dankbarkeit erinnert sei vor allem folgende Personen: Paul Bandmann, Karl Schuster, Heinz Bimmler, Harry Mallon, Heinz Schmidt und Kurt Weiß.
Unser Freidenkerbund sieht sich in den humanistischen Traditionen der freireligiösen und freigeistigen Bewegung Deutschlands und setzt mit modernen Inhalten und Methoden im Havelland die Tätigkeit des 1881 gegründeten Deutschen Freidenkerbundes sowie des 1905 gebildeten Deutschen Freidenkerverbandes fort. Ebenso knüpft der HFH an die parteienunabhängigen Bestrebungen des Freidenkerverbandes der DDR von Ende 1989 und 1990 an. Der HFH lehnt jegliche politische Vereinseitigung ab.
Notwendig ist auch unser aktiver demokratischer Einsatz für Frieden, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit und den kulturellen Umgang mit Andersdenkenden und Andersseienden, gegen faschistische Tendenzen in der Gegenwart, gegen Gewalt, Extremismus und Fremdenfeindlichkeit, gegen Fanatismus und Fundamentalismus.
Wir vertreten eine nichtreligiöse, mit den Wissenschaften verbundene Weltsicht, das Recht der weltanschaulichen Selbstbestimmung und eine humanistische und solidarische Lebensanschauung. Ein weltlicher Humanismus, das Toleranzgebot und ein freies Denken ohne Tabus, Dogmen und Vorurteile stehen im Vordergrund und stellen unsere weltanschaulichen und kulturellen Grundlagen dar. Wir treten aktiv dafür ein, dass keine religiöse oder weltanschauliche Gemeinschaft die alleinige Wahrheit oder ein ethisches Wertemonopol für sich beansprucht und daraus Privilegien ableitet, sondern dass auch die konfessionell nicht gebundenen Menschen mit allen anderen gleichgestellt sind. Voraussetzungen sind dafür der weltanschaulich neutrale und demokratische Staat sowie der mündige, aufgeklärte und sozial aktive Bürger.
Daraus leiten sich für uns ebenfalls die humanistischen Motivationen für unser Engagement für Kinder und Jugendliche bei deren Suche nach dem eigenen Lebensweg und für unseren Einsatz für die sozial Schwachen, die Bedürftigen und anderen mit sozialen und sozialpsychologischen Problemen beladenen und hilfesuchenden Menschen ab. Gewiss haben wir nicht nur Erfolge in unserer fünfzwanzigjährigen Arbeit zu verzeichnen. Jedoch die gute Anerkennung, die deutliche und nachhaltige Resonanz bei den Menschen und die Förderung unserer gemeinnützigen Tätigkeiten sind das ehrliche Ergebnis von Redlichkeit, Beharrlichkeit, Fleiß und solidarischer Aktivität im HFH.
Wichtiges Anliegen unseres Verbandes ist es, eine freie Jugendarbeit zu entwickeln und die humanistischen Jugendfeiern, die in der über 160jährigen Tradition der Jugendweihe in Deutschland verwurzelt sind, erfolgreich fortzuführen. Die durch uns seit 1991 gestalteten Jugendfeiern sind zu dem bedeutsamsten Kulturfaktor unserer Freidenkerarbeit im Havelland geworden. Seitdem haben im Havelland genau 16.595 Jugendliche mit etwa 100.000 Gästen an unseren Humanistischen Jugendfeiern aktiv teilgenommen. Jugendklubs, Jugendsozialarbeit, Schulsozialarbeit, Jugendschutz, Jugendfreizeiten, internationale Jugendaustauschprogramme (z.B. mit unseren Freunden im Atheist Centre in Indien) sind feste Bestandteile unserer Jugendarbeit. Besonders erfreulich ist es, dass wir in unserem Verband engagierte junge Leute, d.h. Junge Humanisten haben, die Spaß haben können und eine fröhliche und sinnvolle Freizeit und freigeistige Bildung mit uns gestalten.
Wir bieten neben den Jugendfeiern ebenfalls an, Namensfeiern und humanistische Eheschließungen sowie eine würdige Trauerkultur zu gestalten. Damit wollen wir lebensbegleitend konfessionell nicht gebundenen Menschen Möglichkeiten geben, die Feiern im Lebenskreis würdig und im Sinne einer weltlichen Fest- und Feierkultur zu erleben.
Auch unser bildungspolitisches Engagement bleibt von Bedeutung. Dazu gehören seit 1993 unsere Unterstützung des werteorientierenden integrativen Schulfaches LER in Brandenburg sowie seit 2007 die Gestaltung eines eigenen freiwilligen Faches “Humanistische Lebenskunde” im Rahmen des Humanistischen Verbandes in Berlin-Brandenburg.
Besonderes Augenmerk hat unsere Arbeit tätiger Humanität für sozial Schwache in der Gesellschaft. Daher haben wir, ausgehend von unserer seit 1994 bestehenden Nauener Suppenküche, 1999 die Nauener Tafel und 2000 die Falkenseer Tafel gegründet. Diese arbeiten in den fünfzehn Jahren sehr erfolgreich. Suppenküche, Kleiderkammern, Möbelbörse und Tafeln gehören zu den wichtigsten Standbeinen unserer sozialen Arbeit für die wirtschaftlich Schwachen und Hilfsbedürftigen. Dafür Danke an alle Unterstützer und die Mitstreiter, die über viele Stunden selbstlos halfen und helfen. Aber wir sind auch für Frauenselbsthilfegruppen und für Senioren tätig. In der letzten Zeit haben wir zivilgesellschaftliche Aktivitäten für Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber im Havelland begonnen zu entwickeln.
Tätige Humanität und Solidarität sind für uns keine leeren Worte, sondern wesentliche Gründe für unsere Sozialarbeit.
Es fällt schwer, einige Personen aus der Arbeit in den 25 Jahren besonders hervorzuheben, ohne ungerechterweise andere dann eventuell nicht zu nennen. Daher danken wir allen Mitgliedern und Mitarbeitern des HFH, allen selbstlosen Weggefährten und echten Partnern sowie den Vertretern der Öffentlichkeit und Politik für ihre Mitarbeit, ihre Unterstützungen und ihr Wohlwollen.
An vier Mitglieder wurden die Ehrenurkunde des HFH überreicht: Gisela Gerlach (Milow), Carola Mueller (Falkensee), Katrin Jura (Jahnberge) und Marina Sult (Ketzin/ H.). Dr. Volker Mueller wurde Ehrenmitglied des Humanistischen Freidenkerbundes Brandenburg e.V.