8./9. Mai - 70 Jahre nach Kriegsende: "Hurra" – ein Fest

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Gedenken im Deutschen Bundestag

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Gedenken im Deutschen Bundestag

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Sowjetisches Ehrenmal am Tiergarten

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Sowjetisches Ehrenmal am Tiergarten

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Demonstration vor dem Bundestag

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Ehrenmal Treptow

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Ehrenmal Treptow

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Ehrenmal Treptow

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"Frühling in Berlin"

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"Frühling in Berlin"

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historisch: der 8. Mai 1945 in London

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historisch: der 8. Mai 1945 in Paris
historisch: der 8. Mai 1945 in Paris

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historisch: Freudentänze von Sowjetsoldaten und US-Soldaten am 8. Mai 1945
historisch: Freudentänze von Sowjetsoldaten und US-Soldaten am 8. Mai 1945

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historisch: Befreite weibliche Kriegsgefangene im Lager VI-Oberlangen
historisch: Befreite weibliche Kriegsgefangene im Lager VI-Oberlangen

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historisch: Siegesfeier 1945 in New York
historisch: Siegesfeier 1945 in New York

BERLIN. (hpd) Am 8. und 9. Mai 1945 lagen sich Menschen nicht nur in Berlin, in Deutschland und außerhalb in den Armen - Soldaten der Antihitler-Koalition ebenso wie befreite KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene. Vor allem aber Zivilisten. Da verbanden sich das militärische "Hurra" mit dem Ausruf "Der Krieg ist aus!". Freudentränen und Freudentänze zeugten von wiedererwachter angstfreier Lebensfreude und von optimistischer Sicht in eine bessere Zukunft.

In Deutschland (wie auch in Österreich, das ja seit 1938 Teil des "Großdeutschen Reiches" war), sah das angesichts der totalen Niederlage jedoch meist anders aus. Zu viele Menschen waren Mitläufer gewesen und hatten jedes faschistische Verbrechen in den überfallenen Ländern – aber auch im eigenen Lande – mitgetragen oder zumindest wegschauend geduldet.

Dennoch, auch in Deutschland gab es Freude und in geringem Maße auch ähnliche Szenen wie anderswo. Denn Hunderttausende verfolgte – und oft in letzter Minute gerettete – Menschen konnten aufatmen; aktive Widerstandskämpfer ebenso wie rassisch oder religiös Verfolgte. Sie empfanden diese Tage bewusst als Befreiung.

Die Mehrheit aber sah das damals anders. Aber auch ihnen war klar, dass nun die Waffen schwiegen, dass sie keine Bombenangriffe mehr befürchten mussten. Dass sie wieder freier atmen konnten, auch wenn die Kriegsfolgen noch lange auf ihnen lasten würden. Später erkannten viele, dass der 8. Mai auch für sie eine Befreiung darstellte, so wie das der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker zum Ausdruck brachte.

Wie anders sah das doch in den anderen mit Deutschland verbündeten Staaten aus. In Italien, aber auch in Bulgarien, Finnland und Rumänien, stürzten bereits 1943 und 1945 innere Kräfte (wobei hier die Bündnisbreite von den Königshäusern bis hin zu den Kommunisten reichte) die einheimischen faschistischen Regimes. Die Armeen dieser Länder traten auf die Seite der Alliierten über und kämpften gemeinsam mit den Partisanen für den Sieg über den Faschismus. Noch heute z.B. lebt noch der letzte rumänische König Mihai I. – als letzter Träger des höchsten sowjetischen Ordens, der insgesamt nur 16 mal verliehen worden ist. Weitere ausländische Ordensträger waren General Eisenhower (USA), Feldmarschall Montgomery (Großbritannien) sowie die Marschälle Rola-Zymierski (Polen) und Tito (Jugoslawien).

Sie alle waren sich damals bewusst: Ohne die Sowjetunion und ihre Rote Armee wäre der deutsche Faschismus vielleicht nie, zumindest nicht im Jahr 1945 geschlagen worden. Die härtesten Kämpfe fanden im Osten Europas statt, denn Deutschland führte hier nicht nur einen Eroberungskrieg, sondern mehr noch einen gnadenlosen Vernichtungskrieg gegen alles “Bolschewistisches”, Jüdisches und Slawisches. Die Rote Armee hat für die Befreiung Europas den größten Blutzoll zahlen müssen, ebenso die Zivilbevölkerung der Sowjetunion. Mindestens 27 Millionen Tote hatten die Völker der Sowjetunion zu beklagen. Die Erinnerung daran ist auch 70 Jahre danach immer noch vielfältig wach.

Auch wenn heutige Politik hier gerne die Geschichte umschreiben möchte. Dennoch bahnt seit Monaten die Wiederkehr des historischen Ereignisses sich ihren Weg. So fand am 8. Mai 2015 fand eine Gedenkstunde im Deutschen Bundestag "anlässlich des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft" statt. Es war ein feierlicher Moment, anwesend waren der Bundespräsident und die Bundeskanzlerin, der Bundesratspräsident und alle anderen Länderministerpräsidenten sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes. Dazu das gesamte Diplomatische Corps.

Der Bundestagspräsident sprach davon, dass unter "unvorstellbaren Verlusten", es gab mehr als 50 Millionen Tote, "die nationalsozialistische Terrorherrschaft" beendet worden sei und dass es - wie bekannt - keine Selbstbefreiung der Deutschen gewesen sei.

Die Hauptrede im Bundestag hielt der Historiker Prof. Dr. Heinrich August Winkler. Für ihn stellt das Kriegsende 1945 die tiefste Zäsur der deutschen Geschichte dar. Es folgten Musik - u. a. die Europahymne - und dann ein Ausblick des Bundesratspräsidenten, dass ein vereintes Europa die "richtige Antwort" sei.

Bundestag
Bundestag

Draußen vor dem Reichstagsgebäude: Hier erwarten Limousinen und Fahrer das Ende der Gedenkstunde. Zwei Motorräder signalisieren mit Blaulicht eine Besonderheit des Tages: Die Internationale Antikiegsaktion Berlin–Warschau beginnt hier ihre Erklärung zum 70. Jahrestag und soll am 22. Mai 2015 enden. Man sieht des Weiteren zahllose Touristen, Reisende, Berlin-Besucher, Menschen auf dem Wege zur Arbeit – aber niemand reagiert. Die Sonne scheint, es geht kein Wind. Die Atmosphäre bleibt entspannt und gelassen.

Vor dem Bundestag
Vor dem Bundestag

Der 9. Mai ist der Tag, an dem in Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion als "Tag des Sieges" des Kriegsendes gedacht wird. Es ist der Tag, an dem die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs Erleichterung, Jubel und Genugtuung auslöste und der für Aufrufe zur Teilnahme an Ehrungen für die Opfer und zur Feier des Sieges steht. Treffpunkte dafür sind die sowjetischen Ehrenmale, wo immer sie auch sind und überall vom Blutzoll der Roten Armee künden.