BERLIN. (hpd) Der Berliner Landesverband des HVD veröffentlichte dieser Tage ein wundervolles Buch mit Zeichnungen von Gab Heller. Die Künstlerin ist zugleich Lehrerin für Humanistische Lebenskunde in Berlin und sprach im Interview mit dem hpd über ihre Gründe, nicht nur Kindern Fragen zu stellen.
"Fragend bringen wir die Welt zur Sprache, um zu entdecken, zu verstehen, ja manchmal auch, um zu erschüttern" schreibt Jaap Schilt vom Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) in seinem Vorwort. "In der von Gab Heller entwickelten Serie erscheinen Bilder und Fragen als ein kreatives, manchmal explosives Gespann…" Der hpd wollte die Frau hinter den Bildern kennenlernen und traf sich mit Gab Heller zu einem kurzen Gespräch.
hpd: Wurde das Buch für den Humanistischen Lebenskundeunterricht gemacht? Immerhin ist der HVD der Herausgeber des knapp 100 Seiten umfassenden Buches.
Gab Heller: Das Buch wurde jetzt vom HVD verlegt, da ich den Eindruck hatte, dass es genau in das Programm des Lebenskundeunterrichts hineinpasst. Mir gefiel dabei, dass den moralischen Fragen durch die Zeichnungen eine anschauliche und durchaus auch vergnügliche Note beigemischt wird. Anschaulichkeit ist ja immer Thema in der Arbeit mit Kindern. Ich selbst bemerke an dieser Serie (und auch anderen), wie meine Arbeit als Lehrerin meine Tätigkeit als Künstlerin beeinflusst und anregt wie auch umgekehrt.
Es gibt ja bereits 4 Kinderbücher, 3 Bildergeschichte und 4 Wort-Bild-Serien von Ihnen, zu denen auch der "Riese" gehört…
Ja, es finden sich Ideen und Bildmotive, die sich durch meine gesamten Arbeiten ziehen. Die immer wieder mal in Farbe oder auch in schwarz/weiß auftauchen; innerhalb einer Serie oder auch mal einzeln.
Das ist bei jedem Künstler so, dass er einzelne Motive immer wieder aufgreift.
Und wie kam es nun dazu, dass der HVD als Herausgeber des Buches auftritt?
Ich bin ja Lebenskundelehrerin und will das auch weiterhin bleiben. Das macht mir großen Spaß und das bereichert mich sehr und habe dort dann auch teilweise die Zeichnungen schon eingesetzt. Ich bemerke aber auch bei einigen Zeichnungen, dass die zu schwierig werden und die Kinder damit nicht so viel mit anfangen können. Das ist ja deshalb bewusst auch ins Vorwort geschrieben worden: Es ist nicht vorrangig ein Kinderbuch. Nur manche der Zeichnungen würden sich jetzt auch für den Unterricht eignen.
Aber trotzdem ist es natürlich so, dass man sich (als LehrerIn) in der Unterrichtsvorbereitung mit existentiellen Fragen auseinandersetzt. Wenn mal so will, ist das Buch für Lebenskundelehrer eine heitere Anregung, die im Hintergrund wirkt
Wie stellen Sie sich vor, können Lehrer oder Eltern mit dem Buch umgehen? Manche der gestellten Fragen ergänzen einander – andere widersprechen sich. Wie stellen Sie sich das Arbeiten mit dem Buch vor? Sie ermöglichen ja einen riesigen Interpretationsspielraum.
Ja, man kann die Zeichnungen ja zum Beispiel auseinandernehmen, die Fragen von den Bildern entfernen und die Kinder könnten die Fragen den Zeichnungen zuordnen oder eigene Vorschläge erarbeiten, welche Fragen zu den Bildern passen könnten.
Man kann die Gesichter frei lassen, die Kinder können das etwas hineinmalen… es gibt da wirklich unterschiedliche Möglichkeiten, die man variieren kann…
Man bemerkt schon an meiner Frage: ich bin kein Pädagoge… aber es interessiert mich: Warum nicht ein Kinderbuch. Sie haben ja bereits sehr bunte Bücher gemacht, mit gereimten Versen und wundervollen Zeichnungen…
…das kann noch kommen. Ein Buch ist ja nicht das Ende aller Tage! Ich hab noch viele Ideen, aber jetzt war einfach genau dieses Buch dran.
Ich mag es auch, manchmal ganz einfache Sachen zu machen und die Technik: mit Feder und Tusche zu arbeiten. Das mache ich neben meiner Arbeit und es hat sich angesammelt und ich dachte mir, dass solch ein Buch auch dem HVD Profil geben kann. Wie als Schnittstelle zwischen Lebenskundeunterricht und denen, die schon erwachsen sind und die aber trotzdem noch auf den Lebenskundeunterricht schauen.
Ja, das Buch kann man auch als Erwachsener nutzen.
Genau! Es soll ein Buch für Alle sein. Ich habe jetzt auch von Leuten, die weit weg sind vom HVD und vom Lebenskundeunterricht; also die mich in der Funktion gar nicht kennen, positive Rückmeldungen erhalten. Die haben genauso viel Interesse an dem Buch.
Wie gesagt: das Buch war jetzt einfach dran. Dass ich mal ein Buch mache, dass ausschließlich für den Lebenskundeunterricht gemacht ist, das schließe ich nicht aus.
Meine nächste Frage schließt sich da an: gibt es das Buch auch im Buchhandel?
Ja. Sobald etwas mit einer ISBN-Nummer versehen ist, wird es Katalog VLB für alle Buchhändler. Es gibt nur ein kleines Problem mit Amazon: der Riese möchte sich bei solch einer relativ kleinen Auflage nicht als Handelspartner involvieren. Und Buchhändler, die ihre Bücher über Amazon bestellen, werden dann das "Riesenbuch" nicht finden können.
Deshalb: Den Buchhändler auf den VLB-Katalog hinweisen.
Man kann das Buch aber auch direkt beim HVD bestellen (Poststelle des HVDs Berlin: 030 61390410) .
Ich hoffe natürlich, dass das Buch sofort ausverkauft sein wird, so dass wir eine nächste Auflage drucken können.
Ist es eine bewusste Entscheidung gewesen, dass Buch zu einer Zeit zu veröffentlichen, an der die "Evokids"-Kampagne endlich wieder an Fahrt gewinnt und das Buch "Big Family" von Michael Schmidt-Salomon und Anne-Barbara Kinder erschienen ist?
Das kenn ich noch gar nicht.
Es ist also offenbar "an der Zeit", philosophische und/oder evolutionsbiologische Kinderbücher zu veröffentlichen.
Na ja; Titel wie "Philosophie für Kinder" oder Philosophie, kombiniert mit Zeichnungen, das gibt es jetzt schon seit einigen Jahren. Das gibt es auch schon sehr gute Bücher, die auch immer wieder im Lebenskundeunterricht vorgestellt und genutzt werden. Vieles kann man sich selbst zusammensuchen.
Ich selbst benutze kaum vorgefertigte Sachen; ich passe sie an, nehme Teile davon oder mache etwas ganz Eigenes. Als Lehrer muss man auf die Schüler ja eingehen, und da helfen die vorgefertigten Sachen selten. Sie können Anregungen geben – sowohl für den Lehrer als auch für die Schüler – aber jeder Unterricht braucht auch Kreativität.
Dafür gibt Ihr Buch ganz sicher Ideen und Anreize. Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg.
Das Interview führte Frank Nicolai für den hpd.
Gab Heller, Können Riesen überzeugt werden?, Herausgegeben vom HVD Berlin-Brandenburg, 1. Auflage 2015, ISBN 978–3–924041–42–7, 10,00 Euro
Webseite von Gab Heller: gabheller.de
1 Kommentar
Kommentare
susan navissi am Permanenter Link
Danke für das Interview, und das Buch ! :-) Das Fragen stellen ist so wichtig wie eh und je, im Unterricht und auch außerhalb. Die Eingangsfrage, der Titel, KÖNNEN RIESEN ÜBERZEUGT WERDEN?
Das Buch lässt meine Gedanken ein wenig schweifen, tanzen, sich verästeln und neue Fragen entstehen. Viel Vergnügen damit, von den genialen Zeichnungen garnicht zu reden...