Der GWUP-Prognosencheck 2021

20 Jahre Zukunfts-Schwurbel

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Eines muss man den "Querdenkern" lassen: Beim Ranking der meisten Fehlprognosen ist ihnen ein vorderer Platz sicher. Weder wurde das Internet abgeschaltet, noch sind im September alle Covid-Geimpften verstorben. Beobachter der Szene zählen nicht weniger als 472 falsche Vorhersagen, dem stehen gerade mal 1,5 korrekte Prognosen gegenüber (Stand 12. Dezember 2021). Doch die alteingesessene Hellseher- und Wahrsagerbranche steht hinsichtlich der Treffsicherheit nicht viel besser da, wie eine Untersuchung der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) zeigt. Zum 20-jährigen Jubiläum dieses "Prognosenchecks" zeigt sich also das gewohnte Bild.

Mehr als einhundert esoterische Vorhersagen für das ablaufende Jahr hat Michael Kunkel für den "Prognosenchek 2021" ausgewertet, veröffentlicht in Blogs und Videos, Büchern und Zeitschriften. Dabei hätten sich zwei Themen besonderer Beliebtheit erfreut, stellt der Mathematiker fest: die Pandemie und die Bundestagswahl. Wäre es nach der Astrologin Christine Dittrich-Elm und ihrem Kollegen Roland Jakubowitz gegangen, hätten wir Corona bereits im Frühjahr überwunden; die Kartenlegerin Silvie Kollin sah Markus Söder als neuen Bundeskanzler – und lag damit ebenso falsch wie Orakel-Hündin "Lucy", die im SWR-Fernsehen kurz vorm Wahlsonntag vermeintlich einen CDU-Sieg erschnupperte.

Filmreife Schreckensvisionen durften beim Prognosen-Reigen auch diesmal nicht fehlen. Manche sahen eine Zombie-Seuche aus Russland über die Welt hereinbrechen, das habe Nostradamus schon im 16. Jahrhundert vorhergesagt. Mit Rückgriffen auf den legendären Renaissance-Seher ist Kunkel nach zwei Jahrzehnten Prognosencheck vertraut. Nostradamus gilt als Klassiker der esoterischen Zukunftsdeutung, weil er in seinen Texten unzählige mysteriöse Bilder und Motive verwendete, die sich mit etwas Fantasie nach Herzenslust interpretieren lassen. Also genau das Richtige für eine Branche, die sich ungern festlegt – so sehr einige VertreterInnen für sich auch den Zugang zu höheren Wahrheiten beanspruchen mögen.

Indes stellt Michael Kunkel seit geraumer Zeit einen anderen Trend fest: Lifestyle-Magazine beschränkten sich in ihren Astrologiebeiträgen auf das Zuschreiben von – positiven oder negativen – Eigenschaften. Michael Kunkel hofft, dass das Publikum solche "Fastfood-Vorurteile" nicht allzu ernst nimmt: "Es mag sich ja gut anfühlen, wenn man als 'besonders umweltbewusst' klassifiziert wird – bei 'extrem arrogant' oder 'total unhöflich' dürfte das eher nicht der Fall sein."

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