Die SkepKon in Augsburg, 30. Mai bis 1. Juni 2019

SkepKon 2019: Das Skeptical

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Tommy Krappweis und Band "Harpo speaks": "Entdumm dich!"
Tommy Krappweis und Band "Harpo speaks": "Entdumm dich!"

Die GWUP-Konferenz SkepKon fand dieses Jahr in Augsburg statt. Bei dem größten Event für Wissenschaft und kritisches Denken standen vom 30. Mai bis 1. Juni Vorträge aus einem breiten Themenspektrum auf dem Programm, angefangen mit dem Wissenschaftsevent "Skeptical".

Über 300 Besucher zählte die Auftaktveranstaltung am 30. Mai, organisiert und moderiert von Dr. Claudia Preis und Bernd Harder. Für die angemessene musikalische Begleitung sorgten Tommy Krappweis und seine Band "Harpo speaks" mit Songs wie dem "Dunning Kruger Blues" und "Entdumm dich". Den Abschluss bildete eine Live-Show des Podcasts "Methodisch inkorrekt".

In Augsburg wird homöopathischer Zauberzucker hergestellt, und vielleicht webten die Handwerker dort einst das "Turiner Grabtuch". Auch die "Puppenkiste", die wohl bekannteste Institution der Stadt, kann mit skeptischem Bezug aufwarten. Niemand geringeres als das Urmel aus dem Eis führt seit geraumer Zeit Grundschüler in das faszinierende Thema Evolution ein. Das Urmel-Buch ist Teil des Evokids-Projekts, das von der Biologiedidaktikerin Dr. Anna Beniermann, Postdoc an der Humboldt-Universität zu Berlin, vorgestellt wurde.

Während das Urmel im Eis Jahrmillionen überdauert hat, könnte die Menschheit noch in diesem Jahr ausgelöscht werden. Die Erdkruste wird sich aufspalten, der Vesuv ausbrechen, die kosmische Strahlung nach Zusammenbruch des Magnetfelds ungehindert auf die Erde prallen. Kurz: Das Jüngste Gericht steht vor der Tür, ausgelöst durch einen Polsprung, also den plötzlichen Austausch von magnetischem Nord- und Südpol. Das will eine gewisse Rose Stern aus den Prophezeiungen des angeblichen Sehers Nostradamus herausgelesen haben.

Nun wissen wir längst, dass Nostradamus eher ein begabter Geschichtenerzähler als ein Prophet war. Aber hat es nicht in der Erdgeschichte schon öfter Polsprünge oder gegeben? Und schwächt sich das Magnetfeld in solchen Phasen nicht tatsächlich ab? Beides ist der Fall, erläuterte Geowissenschaftlerin Lydia Baumann von der Uni Hamburg. Trotzdem können wir ganz entspannt bleiben, so ihre Einschätzung. Eine baldige Polumkehr sei eher unwahrscheinlich. Falls sich wirklich etwas derartiges anbahnt, bleiben uns wohl noch mehrere hundert Jahre, bis das Magnetfeld sein Minimum erreicht. Dann allerdings könnten Probleme bei unseren Kommunikations- und Stromversorgungsnetze auftreten, – sofern es uns nicht gelingt, uns an ein schwächeres Magnetfeld anzupassen.

Über 300 Besucher kamen zum Skeptical, der Auftraktveranstaltung der SkepKon 2019, Foto: © Hans-Ludwig Reischmann
Über 300 Besucher kamen zum Skeptical, der Auftraktveranstaltung der
SkepKon 2019, Foto: © Hans-Ludwig Reischmann

Gewiss ein Höhepunkt des Nachmittags war das anonyme Interview mit einem Ex-Mitarbeiter von klagemauer.tv. Das "alternative" Medienportal verbreitet mit Themen wie Impfgegnerschaft, 5G, Klimawandels-Leugnung oder "Flache Erde" ein breites Spektrum von bizarren Verschwörungstheorien. So harmlos-abgedreht das klingen mag, letztlich handele es sich um das Instrument eines machtbewussten Fundamentalisten, so der Aussteiger: Der "Organischen Christus-Generation" (OCG) von Ivo Sasek. Das Ziel: "nach außen Angst und Verunsicherung zu schüren und das Vertrauen in Politik, Medien und Gesellschaft zu erschüttern". Ein Interview erscheint in Skeptiker 2/2019, der in wenigen Tagen veröffentlicht wird.

Wie sich Verschwörungstheorien und anderer Unsinn prüfen lassen, demonstrierte Dr. Holm Hümmler am Beispiel der Storys um die angeblich gefälschte Mondladung. Als Physiker kennt er die Fakten, doch als diskussionserprobter Skeptiker weiß er nur zu gut, dass solchen Verschwörungstheorien mit Sachargumenten kaum beizukommen ist. Viel bedeutender sind gute Geschichten. Wer überzeugen will, muss dieses Bedürfnis erfüllen – mit anderen guten Storys auf wissenschaftlicher Basis.

Auch Kriminalpsychologin Lydia Benecke verfügt über reichlich Erfahrungen beim Diskutieren mit Verschwörungsgläubigen. Sie engagiert sich unter anderem als Aufklärerin gegen den Mythos vom satanisch-rituellen Missbrauch, wie er von einigen Therapeuten entgegen der Beweislage vertreten wird. Dabei verfolgt sie das Ziel, Menschen mit psychischen Leiden vor unseriösen Therapieangeboten zu bewahren. Ihren Vortrag zum Thema hatte der Frankfurter „Club Voltaire“ erst vor wenigen Wochen kurzfristig abgesagt, nachdem die Psychotherapeutin Michaela Huber zum Protest gegen den Vortrag aufgerufen hatte. Huber gilt als "eine Hauptvertreterin des Verschwörungsglaubens um satanistische rituelle Gewalt in Deutschland und behauptet in Interviews, es gäbe ein großangelegtes satanistisches Missbrauchsnetzwerk mit 'Tätern bei der Polizei'".

Weitere Themen des Skepticals waren Craniosakral-Therapie und Neuigkeiten von der Homöopathie-Challenge. Dazu hatte Organisator Dr. Norbert Aust eine gute Nachricht: Es gibt einen Bewerber! Die Sache bleibt spannend.

Klare Ansage von "Methodisch inkorrekt", Foto: © Andreas Brauner
Klare Ansage von "Methodisch inkorrekt", Foto: © Andreas Brauner

Teil 2 mit einem Bericht über die Hauptkonferenz folgt in Kürze.

Mehr Infos, Lesetipps und Bilder zur SkepKon 2019 finden Sie in der nächsten Ausgabe des Skeptiker, die in wenigen Tagen erscheint.