Das Vertrauen in unser Gesundheitssystem wird erneut beschädigt. Wie der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen aktuell mitteilt, haben Kliniken wegen massenhaft fehlerhaften Krankenhausabrechnungen im Jahr 2017 Geld in Milliardenhöhe an die Kassen zurücküberweisen müssen.
Es geht an dieser Stelle nicht um Mangelversorgung in der Pflege und der Palliativmedizin bei andererseits sinnloser Übertherapie durch teure Intensivbehandlungen. Dies erscheint vielmehr als Spitze des Eisbergs. Dahinter verbirgt sich das allgemeine Problem zunehmend renditegetriebener Vorgänge, Abrechnungspraktiken und anderer Machenschaften.
[...] Nun ist ein Streit zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern um Praktiken bei den Abrechnungen entbrannt, die zum Teil auch gar nicht erbrachte Leistungen enthalten sollen. Neben den Kostenerstattungen gehören Überprüfungen zum Auftrag der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Die aktuellen Auswertungen für das Jahr 2017 zeigten, das jede zweite geprüfte Krankenhausrechnung (mehr als 56 Prozent) fehlerhaft sei, informierte der Spitzenverband der GKV. Als Folge daraus müssten Krankenhäuser für das entsprechende Jahr rund 2,8 Milliarden Euro an die Kassen zurückbezahlen.
Der GKV-Spitzenverband verweist darauf, dass etliche Kliniken ihre Rechnung nach deren Bezahlung durch die Kassen noch einmal neu kodieren, wobei das Ziel klar sei: Den Erlös nachträglich zu erhöhen. Auffällig geworden sei dabei zum Beispiel die überdurchschnittlich häufige Nebendiagnose "akute pulmonale Insuffizienz", die zusätzlich im Zusammenhang mit Operationen kodiert werde, was sich bei Prüfungen dann aber als unberechtigt erwiesen hätte.
Der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zufolge handelt es sich bei den beanstandeten Rechnungen lediglich um "medizinische Einschätzungsunterschiede und formale Kriterien" zu Rechnungskürzungen, aber nicht etwa um Falschabrechnungen. Dem widerspricht wiederum der GKV-Spitzenverband: "Krankenhäuser verfolgen durchaus unterschiedliche Strategien in der Abrechnung", heißt es dazu in einem Positionspapier des Verbandes. Eine mangelnde Abrechnungsgüte vieler Kliniken sei bereits seit Jahren Thema, aber es gäbe "nach wie vor keinen Anreiz für Krankenhäuser, korrekt abzurechnen, obwohl der Gesetzgeber bereits im Jahr 2012 vom Bundesrechnungshof aufgefordert war, dahingehend aktiv zu werden".