Neuer Sammelband erschienen

Die AfD als Ausdruck eines "völkisch-autoritären Populismus"

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AfD Bundesparteitag am 23. April 2017 in Köln
AfD Bundesparteitag am 23. April 2017 in Köln

Der Sozialwissenschaftler Alexander Häusler hat einen Sammelband mit dem Titel "Völkisch-autoritärer Populismus. Der Rechtsruck in Deutschland und die AfD" mit thematisch ganz unterschiedlichen Beiträgen zum Thema herausgegeben. Es handelt sich meist um kurze Texte von unter zehn Seiten, worin aber Kontexte komprimiert dargestellt und eingeschätzt werden.

"Die AfD stellt (…) mehr dar als eine bloße wahlarithmetische Widerspiegelung rechter Einstellungen: sie ist die treibende Kraft eines sich aggressiv zuspitzenden rechten Aufbegehrens, das mit dem Begriff des völkisch-autoritären Populismus dessen weltanschauliche Stoßrichtung veranschaulicht" (S. 7 f.). Diese Einschätzung formuliert der Sozialwissenschaftler Alexander Häusler gleich zu Beginn des von ihm herausgegebenen Sammelbandes "Völkisch-autoritärer Populismus. Der Rechtsruck in Deutschland und die AfD". Entsprechend der Aussage und des Titels geht es darin um die genannte Partei, aber nicht nur um sie, sondern auch um die politische Entwicklung in deren Umfeld. Die in dem Band enthaltenen 15 Beiträge sollen den angesprochenen Rechtsruck auf unterschiedlichen Ebenen darstellen und einschätzen. Dies geschieht jeweils knapp und zugespitzt, sind die meisten Beiträge doch nicht länger als zehn Druckseiten. Gleichwohl entstand dadurch ein interessantes Bild des gemeinten Entwicklungsprozesses auf engem Raum.

Cover

Häusler erläutert zunächst, warum "die AfD als Partei eines völkisch-autoritären Populismus zu verorten" (S. 9) sei. Danach erörtert Felix Korsch die Folgereaktionen im Konservativismus und in der Union auf das Aufkommen der AfD. Die FPÖ als Vorbild für neoliberale Rechtsaußenparteien in Europa wird dem folgend von Michael Bonvalot behandelt, während David Begrich nach den Gründen für die AfD-Erfolgen in Ostdeutschland fragt. Inwieweit die Partei eine Konkurrenz für die SPD sei, erörtert anschließend Karin Priester, und Horst Kahrs tut dies danach für "Die Linke". Somit thematisieren diese vier Aufsätze das Bemühen um eine Besetzung der sozialen Frage. Damit wird auch immer wieder der Kontext zu gesellschaftlichen Entwicklungen hergestellt. Es heißt z. B.: "Der AfD gelingt es partiell, ihre ideologische Agenda an ostdeutsche Erfahrungshorizonte rückzubinden und ihnen so Glaubwürdigkeit zu verleihen. Auf ein ostdeutsches Krisenbewusstsein antwortet sie mit reaktionären Identitätsdiskursen und Leitbildern" (S. 49).

Danach geht es um das weitere Umfeld der Partei: Christoph Kopke und Alexander Lorenz fragen nach den Reaktionen der Parteien der politischen Rechten auf die AfD, und Anna-Lena Herkenhoff und Michael Barthel behandeln die Kampagne "Werde Betriebsrat". Ina Pallinger geht dem Verhältnis von AfD und Burschenschaften nach, Christiane Leidinger und Heike Radvan blicken auf den Antifeminismus und Familismus der Partei, und Ulli Jentsch und Eike Sanders behandeln das Verhältnis von christlich-fundamentalistischen Netzwerken und der AfD. Danach stellt Richard Gebhardt das publizistische Umfeld in Form von "Compact", "Junge Freiheit" und "Sezession" vor, und Paul Bey und Regina Wamper thematisieren die Doppelstrategie der Partei gegenüber den "Mainstream"-Medien. Die letzten Beiträge fragen mit Joachim Bischoff nach dem arbeitsweltlichen Nährboden und geben mit Beate Küpper und Andreas Zick Befunde der Einstellungsforschung wider. Häusler fragt abschließend noch nach der Gefahr einer rechten Transformation der Demokratie.

Kurz und knapp informieren die jeweiligen Beiträge zum Thema, wodurch man dazu einen guten Überblick gewinnt. Mitunter fehlt aber der Platz für genauere Begründungen oder Erläuterungen: So nutzt z. B. Häusler mit "völkisch" eine ideengeschichtlich festgelegte Begrifflichkeit, die nicht so einfach auf die gegenwärtige AfD übertragen werden kann. Dies müsste man mitunter mit ausführlichen Belegen aufzeigen. Insbesondere einige Aussagen von Höcke sprechen sicherlich dafür. Bei den Ausführungen zum publizistischen Umfeld hätte auch der Konflikt zwischen "Junge Freiheit" und "Sezession" ausführlicher kommentiert werden können. Besonders wichtig sind die Beiträge zu ansonsten nicht intensiver behandelten Themen, wozu etwa das Verhältnis der AfD zu den Burschenschaften oder die Doppelstrategie gegenüber den Medien gehört. Insbesondere die Aussagen zur Besetzung der sozialen Frage verdienen Interesse, scheint sich damit die AfD doch einem für sie noch eher neuen Agitationsfeld bedienen zu wollen.

Alexander Häusler (Hrsg.), Völkisch-autoritärer Populismus. Der Rechtsruck in Deutschland und die AfD, Hamburg 2018 (VSA), 156 S., ISBN 978-3-89965-835-4, 14,80 Euro