Algerien: Islamwissenschaftler wegen "Blasphemie" angeklagt

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Der Islamwissenschaftler Said Djabelkhir steht in Algerien vor Gericht, da er sich der Blasphemie schuldig gemacht haben soll. Die Organisation Humanists International fordert die algerischen Behörden dazu auf, die Anklage gegen ihn umgehend fallen zu lassen.

Said Djabelkhir ist ein führender Experte für die islamisch-spirituelle Strömung des Sufismus sowie Gründer einer Vereinigung von Akademikern, die sich für Meinungsfreiheit und einen progressiven Islam einsetzen. Medienberichten zufolge wurde er erstmals am 25. Februar 2021 vor Gericht geladen, nachdem ein Kollege von ihm Klage eingereicht hatte. Angeblich habe Djabelkhir verschiedene islamische Rituale und die Lehre des Propheten Mohammed verhöhnt. Das Gerichtsurteil wird für den 22. April erwartet.

Said Djabelkhir, Foto: © Fethidilmi, Wikipedia,  (CC BY-SA 4.0)
Said Djabelkhir, Foto: © Fethidilmi, Wikipedia, 

(CC BY-SA 4.0)

Djabelkhir bestreitet die Vorwürfe und behauptet, er habe lediglich die Gültigkeit einiger, dem Propheten Mohammed zugeschriebener Hadithe in Frage gestellt. Im Gespräch mit The New Arab erklärte er, dass er überrascht von der Klage gewesen sei: "Der Kläger war ein Universitätsprofessor und hätte mich kontaktieren und mit mir über meine Gedanken und Veröffentlichungen diskutieren sollen, mit denen er nicht einverstanden ist."

Kacem El Ghazzali, Berater bei der Organisation Humanists International, kommentierte den Fall: "Said Djabelkhir steht in einer langen Reihe von muslimischen Denkern, die wegen ihres Freidenkens jahrhundertelang ausgegrenzt und verfolgt wurden. Es ist eine Schande, dass die algerische Justiz hier eine Rolle der Inquisition spielt. Wir fordern die algerischen Behörden nachdrücklich auf, die Anklage gegen Said Djabelkhir wegen Blasphemie zurückzuziehen, die bestehenden Blasphemiegesetze abzuschaffen und die Wissenschaftsfreiheit zu garantieren."

Das algerische Strafgesetzbuch sieht eine Strafe von drei bis fünf Jahren Gefängnis für jeden vor, "der den Propheten und die Gesandten Gottes beleidigt oder das Dogma oder die Gebote des Islam verunglimpft, sei es durch Schreiben, Zeichnen, Erklärungen oder andere Mittel." Erst im Januar dieses Jahres wurde das Gesetz genutzt, um den algerischen politischen Aktivisten Walid Kechida zu verfolgen, der eine Reihe von politischen Beiträgen auf Facebook geteilt hatte. Kechida wurde auf Bewährung freigelassen, nachdem seine Strafe in der Berufung reduziert worden war. Humanists International weist in einer Meldung darauf hin, dass das algerische Gesetz grundsätzlich in Konflikt mit dem Prinzip der Wissenschaftsfreiheit stehe, die im internationalen Recht in mehreren Artikeln verbrieft ist.

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