TERRE DES FEMMES warnt:

Anstieg von Zwangsverheiratungen in den Sommerferien befürchtet

Die Sommerferien stehen bevor und TERRE DES FEMMES ist sehr besorgt, dass es in den nächsten Wochen bundesweit zu einem Anstieg von Frühehen und Zwangsverheiratungen kommen könnte. Der Verein hat daher bundesweit Schulen angeschrieben, um Lehrkräfte und SchülerInnen zu sensibilisieren und Notfallinformationen bereitzustellen.

"Wir gehen davon aus, dass von sehr traditionell patriarchalisch eingestellten Eltern insbesondere die Sommerferien genutzt werden, um ihre oft noch minderjährigen Töchter gegen ihren Willen im Herkunftsland der Familie zu verheiraten", so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES (TDF). Zudem war die Präsenzpflicht in den Schulen aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt und der direkte Kontakt der Lehrkräfte zu einzelnen SchülerInnen gestaltete sich schwierig.

Es ist zu befürchten, dass Mädchen und junge Frauen in dieser Zeit noch stärker kontrolliert wurden, das Haus nicht verlassen durften und keine Hilfe holen konnten. "Die schulische Fürsorgepflicht fehlte in den letzten Monaten, so dass eine Zwangsheirat im Ausland in der Schule nicht auffällt", so Stolle weiter. Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums finden über 50 Prozent der Zwangsverheiratungen im Ausland statt beziehungsweise sind dort geplant. Die Mädchen haben dann häufig kaum mehr die Möglichkeit, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Umso wichtiger sind Aufklärung und Prävention im Vorfeld.

Mit dem neuen Schultheaterprojekt "Mein Herz gehört mir – Gegen Zwangsheirat und Frühehen" leistet TERRE DES FEMMES direkte Präventionsarbeit, bietet konkrete Hilfen für die SchülerInnen an und sensibilisiert Lehrkräfte. Stadtteil- und Kiezmütter werden als VermittlerInnen geschult und Eltern über die negativen Folgen von Früh- und Zwangsverheiratung aufgeklärt.

Das Bewusstsein für die fatalen Auswirkungen von Frühehen ist auch hierzulande noch viel zu wenig ausgeprägt, oft wird noch nicht einmal der Umstand beachtet, dass es sich um eine Frühehe handelt. Die Bild-Zeitung etwa berichtete jüngst über eine 20-jährige Frau, die von ihrem Mann ermordet wurde. Es fällt der Satz, sie habe ihren Mann 2014 geheiratet und drei Kinder bekommen. Dass es sich hierbei somit um eine Früh- und mutmaßlich Zwangsehe gehandelt hat, wird mit keinem Wort thematisiert. TDF hat das Blatt darauf hingewiesen.

TERRE DES FEMMES fordert mehr Präventionsarbeit in Schulen zum Thema sowie regelmäßige Schulungen für Lehrkräfte, Ausbau und Finanzierung von spezialisierten Beratungsangeboten und Schutzeinrichtungen sowie eine bundesweite Studie über das Ausmaß und die Formen von Zwangsverheiratung und Frühehen in Deutschland.

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