BERLIN. (hpd) In Frankreich sorgt aktuell eine Werbung des Konzerns "Aoste" für Aufregung: Nachdem sie einen Werbespot veröffentlichte, in der vegetarische und vegane Menschen als radikale Hippies dargestellt werden, brach ein Shitstorm über die Firma ein.
In der 30-sekündigen Werbung zeigt Aoste eine vegan lebende Familie: Eltern, Teenager-Sohn und kleine Tochter. Sie sitzen in einer sehr alternativ eingerichteten Küche am Mittagstisch und tragen Hippie-Kleider. Die Szene beginnt damit, dass der Vater sich schockiert entrüstet, dass der Sohn offenbar nicht mehr Vegetarier sein will. Dieser erwidert: "Ich habe es satt immer das gleiche zu essen: Salat, Sellerie, Sellerie, Salat."
Vor ihm steht ein Teller auf dem nichts als ein paar grüne Salatblätter sind. "Aber es gibt doch Tofu!" sagt der Vater. "Und Soja!" sagt die Mutter. "Aber niemand hat mich je gefragt, ob ich Vegetarier sein möchte", erwidert der Sohn. Daraufhin reagieren die Eltern sprachlos. Der Junge fährt fort: "Kommt schon! Nur ein einziges Mal!" Der Vater gibt nach: "Aber nur ein einziges Mal!" Die nächste Szene ist weitaus harmonischer. Mit einem Lächeln im Gesicht betritt die Familie die Fleischabteilung eines Supermarkts. Im Hintergrund spielt fröhliche Musik. Der Sohn greift ins Regal, als die Mutter ihn stoppt. "Wenn du es wirklich willst, dann tu es. Aber tu es richtig!" Und sie drückt ihm Schinken der Firma Aoste in die Hand. In der nächsten Szene sieht man den Sohn sich genüsslich eine Stück Schinken in den Mund schieben. Als er es kaut, kullert ihm eine Freudenträne die Wange runter. Eine Off-Stimme sagt: "Die Produkte von Aoste sind einfach unwiderstehlich!"
Was haben wir da eigentlich gerade genau gesehen?
Karnismus und seine Abwehrmechanismen
Karnismus ist ein Überzeugungssystem (oder eine Ideologie im neutral gemeinten Sinn), das uns beibringt, bestimmte Tierarten zu essen und andere nicht. Das Konzept wurde von Dr. Melanie Joy, Sozialpsychologin und Harvard-Absolventin, entwickelt.
Karnismus ist einerseits eine dominierende Ideologie (ein fest verwurzeltes gesellschaftliches System, das unsere Gedanken, Verhaltensweisen, Gesetze, Normen u.s.w. formt) und andererseits eine gewaltvolle Ideologie (Fleisch kann nicht ohne das Töten von Tieren hergestellt werden). Und da psychologische Studien ergeben haben, dass...
- Menschen nicht wollen, dass Tiere leiden oder ohne Notwendigkeit getötet werden,
- Menschen im natürlichen Zustand Mitgefühl mit Tieren haben, und
- Menschen nach einem positiven Selbstbild streben (zu dem auch ethisch richtiges Handeln zählt),
benötigt Karnismus - genau so wie andere dominierende und gewaltvolle Ideologien (Rassismus, Sexismus, Homophobie, ...) - gewisse soziale und psychologische Abwehrmechanismen, um dafür zu sorgen, dass Menschen trotzdem weiterhin Tiere töten und essen, obwohl dieses Verhalten im Widerspruch zum oben genannten Mitgefühl und ethischem Handeln steht. Diese Mechanismen sind also wichtig um unser Mitgefühl zu betäuben. Wir erlernen sie automatisch durch die Kultur, in der wir aufwachsen. Karnismus bringt uns also bei, kein Mitgefühl mehr mit den Tieren zu empfinden, die wir gelernt haben, als essbar einzustufen - und das ohne dass wir es merken. Es ist ein unsichtbarer sozialpsychologischer Prozess. So bleibt Karnismus am Leben, obwohl er gegen unsere Grundwerte verstößt. Er macht also nicht nur aus Tieren Opfern, sondern auch aus uns Menschen.
Die wissenschaftliche Forschungen von Dr. Melanie Joy haben ergeben, dass diese Abwehrmechanismen in zwei Kategorien eingeteilt werden können: Die primären und die sekundären Abwehrmechanismen.
Die primären Abwehrmechanismen: Karnismus validieren
Die primären Abwehrmechanismen sind dazu da, Karnismus zu validieren. Es ist in erster Hinsicht die Unsichtbarkeit der Opfer. In der EU werden jedes Jahr 7,5 Milliarden (!) Tiere getötet (Fische und andere Meerestiere nicht mitgerechnet). Obwohl hier also um ein Vielfaches mehr Nutztiere leben als Menschen, sehen die meisten von uns diese Tiere fast niemals lebendig. Doch Unsichtbarkeit allein reicht nicht aus, besonders dann nicht, wenn wieder eine Dokumentation aus der Massentierhaltung veröffentlicht wird. Deswegen gibt es zweitens die Rechtfertigung. Wir lernen das Essen von Tieren zu rechtfertigen. Die PsychologInnen nennen dies "die 3 Ns der Rechtfertigung": Tiere essen sei Normal, Natürlich, Notwendig. (Interessanterweise stellten die PsychologInnen fest, dass die gleichen Methoden benutzt wurden, um andere dominierende und gewaltvolle Ideologien zu rechtfertigen: "Sklaverei ist normal, natürlich, notwendig." - "Männliche Dominanz ist normal, natürlich, notwendig." - "Heterosexuelle Privilegierung ist normal, natürlich, notwendig.") Diese Rechtfertigung äußert sich in einer Reihe von Mythen, zum Beispiel dem, dass Fleisch unabdingbar für die Proteinzufuhr sei. Oder dem Mythos des artgerecht produzierten Fleischs. Und schließlich ist der dritte und letzte primäre Abwehrmechanismus die Wahrnehmungsverzerrung. Zum Beispiel lernen wir, Nutztiere als Objekte, als Lebensmittel, statt als Lebewesen zu betrachten. Oder wir teilen sie in die Kategorien "essbar" und "nicht essbar" ein.
Die sekundären Abwehrmechanismen: Veganismus invalidieren
Aber wenn die primären Abwehrmechanismen schwächer werden, müssen die sekundären Abwehrmechanismen aktiviert oder gestärkt werden. Es ist das, was wir hier in dieser Werbung sehen. Die sekundären Abwehrmechanismen werden nicht dafür benutzt, um Karnismus zu validieren, sondern um Veganismus zu invalidieren. Eine Möglichkeit, dies zu tun, wird in dieser Werbung deutlich: Vegetarisch und vegan lebende Menschen werden als radikale Hippies stigmatisiert; als Menschen, die nichts als langweiligen Salat, Sellerie und Tofu essen können; als schreckliche Eltern, die ihre Kinder zwingen vegan zu leben und somit vermeintlich ihre Gesundheit gefährden würden. Und die Kinder selbst leiden darunter. Sie führen ein tristes, freudloses Leben. Allein das Beißen in ein Stück Fleisch lösen deswegen schon Tränen der Freude aus. Denn heimlich würden sich alle vegetarisch und vegan lebende Menschen danach sehnen. Die Message dahinter lautet: "Veganismus ist keine Option, also müssen wir beim Essen von Tieren bleiben."
Aber es ist trotz allem ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass Karnismus sich mittlerweile stark bedroht fühlt. Sonst müssten nicht die sekundären Abwehrmechanismen bereits so offensiv eingesetzt werden. Es beweist, dass die vegane Bewegung immer stärker wird und wir bereits viele Erfolge haben. Im Grunde wäre es also viel schlimmer, wenn es diese Art von Werbung noch nicht geben würde.
91 Kommentare
Kommentare
Andreas Bedorf am Permanenter Link
Da wird also eine Werbung kritisiert, die humorvoll sein soll und darum Klischees bedient (sicher nicht um Veganer zu diffamieren), aber andererseits der Verzehr von Fleisch mit Rassismus, Sexismus und Homophobie glei
Abgesehen davon, dass es eine weitere Argumentation der "veganen Bewegung" ist, die aus den Augen lässt dass auch Pflanzen Lebewesen sind.
Lutz Horn am Permanenter Link
Veganer und Vegetarier essen nicht deswegen keine anderen Tiere, weil diese "auch Lebewesen sind".
Die tierethische Diskussion ist schon lange viel weiter als ihre Gegner es immer wieder behaupten. Sie lächerlich zu machen zeugt in der Tat von der unbewussten Angst des Karnisten vor dem Eingeständnis, dass seine Art zu leben Leid für Millionen von anderen Tieren bedeutet.
Andreas Bedorf am Permanenter Link
Leidensfähigkeit ist ein philosophischer Begriff, darum auch so schwer zu definieren und zu beschreiben. Damit ist die Übertragung auf Pflanzen natürlich schwierig, da sie so unterschiedlich sind von uns.
Dabei geht es mir natürlich nicht darum unnötiges Leid von Tieren und z.T. unhaltbare Zustände in der Landwirtschaft zu verteidigen. Aber den Verzehr von Fleisch generell zu verteufeln ist falsch.
Lutz Horn am Permanenter Link
Ich sehe nicht, wo hier im Artikel oder in den Kommentaren etwas "verteufelt" wird. Es geht um ethische, psychologische und sozilogische Argument und wie auf diese reagiert wird.
Andreas Bedorf am Permanenter Link
Ich störe mich da an der Argumentationsstruktur, die den Karnismus mit dem angesprochenen Systemen vergleicht und natürlich eine Verbindung schafft, ob nun direkt ausgesprochen oder nicht.
Lutz Horn am Permanenter Link
Ihre Einschätzung, dass der Karnismus "einfach nicht" unethisch ist, scheint mir zu apotiktisch. Die tierethische Diskussion kommt längst nicht zu so eindeutigen Ergebnissen.
Andreas Bedorf am Permanenter Link
Sicher ist es wichtig andere Tiere mit in eine umfassende Ethik miteinzubeziehen. In meiner Vorstellung schließt das allerdings den Verzehr von Fleisch nicht aus, das ist alles.
Frank Spade am Permanenter Link
Vielleicht sind es die Begriffe, die das Verständnis erschweren. Wäre es anders, wenn statt von Fleisch von Tierleichenteilen die Rede wäre?
Wir sind in dieser Gesellschaft so konditioniert es als normal, natürlich und notwendig anzusehen, andere Lebewesen zu töten und sie dann zu essen. Wobei wir das Töten tunlichst andern überlassen und auch gar nichts davon wissen wollen, wie das vor sich geht und was die Lebewesen dabei empfinden.
Als Humanist und Veganer geht es mir dabei nicht nur um die getöteten Lebewesen, sondern auch um diejenigen, die das Töten für uns durchführen müssen. Ich bin in meiner Kindheit weder darüber aufgeklärt worden, was ich da zu essen bekam, noch wurde mir eine Wahl gelassen. Und ich habe nie eine vernünftige Erklärung dafür erhalten, warum wir nur ein paar Arten von Lebewesen essen und die anderen tausenden nicht.
Michael Schneider am Permanenter Link
Es gibt Untersuchungen, dass beim Ackerbau rein vom Gewicht der Biomasse her mehr Tiere sterben als für Fleischesser gezüchtet werden. Das liegt daran, dass z.B.
Leute, wir Tiere der Gattung Homo sind nunmal Teil der Natur dieses Planeten, ernähren uns wie viele, wenn nicht alle anderen Tiere von anderen Tieren. Auch weidende Rinder, angeblich reine Pflanzenfresser, fressen Käfer, Larven, Ameisen, Insekten und was sonst noch alles. Da gibt es keinen Grund, die eine oder andere Spezies aus angeblich etischen Gründen zu bevorzugen und zu schützen und andere zu ignorieren und im Gegenzug die zu verteufeln, die das unterlassen!
Jeff Mannes am Permanenter Link
Wie ich bereits hier erwähnt hatte: Für Tierprodukte wird weit mehr pflanzliche Nahrung benötigt als wenn wir diese Pflanzen direkt essen würden.
Aber das ist mir auch noch nicht untergekommen, dass jemand den Begriff Speziesismus als Argument gegen VeganerInnen benutzt, um seinen eigenen Fleischkonsum zu verteidigen. Chapeau!
Für den Rest halte ich es wie ein anderer Kommentator hier:
"Tenor des Artikels: "'Karnismus' setzt auf psychologische Abwehrmechanismen zur Rechtfertigung des eigenen Verhaltens. Mittel dabei u.a die 'Argumente': 'Normal, Natürlich, Notwendig' und Abwertung von Vegetariern als verrückte Gutmenschen-Spinner." --- Tenor der Antworten unter dem Artikel: "Ach was! Fleisch essen ist normal, natürlich und notwendig. Außerdem sind Vegetarier verrückte Gutmenschen-Spinner! Und es schmeckt sooo geil! Ätsch-bätsch!" .... Das ist nicht mehr nur kurios, sondern irgendwie schon wieder richtig lustig (und vielleicht ein bisschen traurig)."
Matthias am Permanenter Link
Ethik/Moral ist eine persönliche Angelegenheit.
Sie wird immer von uns selbst definiert.
Dominik F. am Permanenter Link
Moral ist als normatives System subjektiv, bzw. auf Gruppen bezogen.
Wenn man Tieren das Recht auf Leben abspricht, um sie zu essen, muss man ethisch haltbar begründen, warum man das tut, bzw. tun darf:
Warum Tiere und nicht Menschen essen? Der Mensch ist Mensch, lautet da sicher die Antwort. Was definiert den Menschen? Bei genauer Betrachtung lässt sich allenfalls ein gradueller, jedoch kein kategorialer Unterschied feststellen. Intelligenz, Leidensfähigkeit, Bedürfnisse, Sprache/Kommunikationsfähigkeit sind keine exklusiv menschlichen Eigenschaften. Wenn man z.B. Intelligenz als Unterscheidungsmerkmal nimmt, müsste man weniger als hündisch oder schweinisch intelligente Menschen essen dürfen. Es sei denn, man nimmt eine spirituelle Begründung von wegen "Menschen sind ein geistig höheres Wesen". Da wir hier aber nicht spirituell argumentieren, sondern mit dem, was ist, müssen wir genau hinschauen. Und bei genauem Betrachten lässt sich außer Willkür und dem Recht des Stärkeren kein Argument für Fleischkonsum finden. Er zerstört die Umwelt, schadet meist der Gesundheit, verursacht unnötiges Leid. Wer will da noch guten Gewissens die Muskeln toter Tiere konsumieren?
Sven H. Schillings am Permanenter Link
Man muss kein Argument für oder gegen Fleischgenuß finden. Haben Sie schon mal was von der Fähigkeit eines Individuums gehört, für sich selbst die richtige Entscheidung zu treffen?
Matthias am Permanenter Link
Fleischkonsum betrifft eben auch andere: Hungernde in der dritten Welt, den Amazonas, die Gesundheit der Menschen, die diese Propaganda, die damit einhergeht und legitimiert wird, sowie natürlich die unschuldigen Tier
https://www.youtube.com/watch?v=IojcUGW-4Kg
Dominik F. am Permanenter Link
Es gibt also keine guten oder schlechten Handlungen an sich?
Es ist schwierig, sich von allen ethischen Kategorien loszusagen, um das eigene Handeln rechtfertigen zu können. Und Fleischkonsum ist ohne Ignoranz des unsäglichen Leids der Tiere, der dadurch verursachten Umweltkatastrophe und der in den allermeisten Fällen negativen gesundheitlichen Folgen nicht haltbar.
Gedankenexperiment ihrer Argumentation folgend: Ich esse meinen Nachbarn, weil es für mich richtig ist. Ist nicht ok? Dann müssen wir definieren, warum es nicht ok ist, andere Menschen zu essen. Über den Punkt sind wir uns einig. Aber wenn es nicht ok ist, Menschen zu essen, was unterscheidet das Tier kategorial so vom Menschen, dass wir sagen können, Tieren dürfen wir den Schädel zertrümmern und ihnen die Kehle durchschneiden, um uns anschließend ihre Muskeln einzuverleiben? Wie gesagt konnte mir noch niemand haltbare kategoriale Unterscheidungen jenseits spiritueller Erklärungen und Willkür liefern. Wobei ich beim Gesetz des Stärkeren auch meine Nachbarin essen dürfte, was dieses Argument für Fleischesser wieder unattraktiv macht. ;-) Denn Fleischkonsum hat mit individueller Freiheit so wenig zu tun, wie seine Frau zu züchtigen, weil sie nicht gut gekocht hat. Sich von allen ethischen Kategorien loszusagen ist zu einfach, um so unsägliches Leid zu verursachen, denke ich. Siehe hier: http://www.youtube.com/watch?v=Tszu9twyEEo. Wer sich den Film anschaut, darf gerne weiter argumentieren.
Sven H. Schillings am Permanenter Link
Sind wir jetzt schon soweit, das ein Filmchen auf Youtube einen Beweis darstellt? Dazu noch ein Filmchen, das pseudodokumentarisch alle möglichen Dinge miteinander verquirlt?
Dominik F. am Permanenter Link
Nun, das Gesagte auf diese Art abzuwerten zeugt von Stufe 2 des Paradigmenwechsels, der sich vollzieht. Lächerlich kann man Vegetarier nicht mehr machen, also geht man sie mit nur halb haltbaren Argumenten an.
Sven H. Schillings am Permanenter Link
"Was macht in Ihren Augen Fleischkonsum zu einer ethisch korrekten Handlung?"
Was treibt Sie denn zu dem Glauben, daß Fleischkonsum primär etwas mit Ethik zu tun hätte? Also ich für meinen Teil esse Sachen, die mir schmecken- sollten Sie auch mal versuchen; das erbringt dann schon mal Glücksgefühle.
" Aber rein subjektiv ist das Geagte nicht, sondern aktueller Stand der Tierethik. Wenn Sie das als subjektiv sehen, zeugt das nicht von fundiertem Wissen in Tierethik, sondern von Speziezismus
" Aber rein subjektiv ist das Geagte nicht, sondern aktueller Stand der Tierethik. Wenn Sie das als subjektiv sehen, zeugt das nicht von fundiertem Wissen in Tierethik, sondern von Speziezismus"
Sehr wohl ist die Unterscheidung von "Gut" und "Böse" eine Frage des Standpunktes, auch wenn Ihnen dies nicht zu belieben scheint. Oder muß man neuerdings über fundiertes Wissen in Tierethik verfügen, um beurteilen zu können, was man wann essen möchte? Sie überschätzen an der Stelle die Wichtigkeit von (Tier)Ethik. Und wer sollte denn darüber befinden oder gar bestimmen, was gut und schlecht ist? ( außer Ihnen natürlich, denn Sie haben ja bestimmt in Tierethik promoviert. Oder habe ich etwas verpasst und wir haben bereits eine Ethikpolizei? Das gab es bis dato lediglich in einigen islamischen Staaten. Und denen wollen Sie doch sicher nicht nacheifern, denn dort würde man Sie schnell Ihres Tierethikproblemes entledigen.
Matthias am Permanenter Link
"Also ich für meinen Teil esse Sachen, die mir schmecken- sollten Sie auch mal versuchen; das erbringt dann schon mal Glücksgefühle"
Das tue ich - mein Essen macht mich sogar sehr glücklich. Ein derart gigantisches Thema allerdings rein mit seinem Geschmackssinn zu entscheiden, ist wie ungeschützer Sex mit alles und jedem, hauptsache es macht Spass. Und das ist sowohl subjektiv und objektiv Schwachsinn, da es Langzeitfolgen gibt. Dinge, die sie jetzt noch nicht abschätzen können.
Darüber hinaus geht es mir persönlich hauptsächlich um die Finanzierung.
Und Konsum nimmt eine zentrale Rolle in unserer Gesellschaft ein, ja er regiert uns sogar. Durch unsere Nachfrage finanzieren wir Unternehmen, die dann wiederum politische Macht ausüben - und zwar sehr umfassend.
Umweltzerstörung trifft uns alle. Ressourcenverschwendung geht uns alle etwas an. Tierethik bezieht sehr wohl auch objektive Fragen mit ein.
Ihre subjektive Meinung dahingehend ist darüber hinaus, wie wir sowohl historisch als auch psychologisch belegen können, stark von ihrem Umfeld geprägt: In Indien sind die Fleisch Esser die Spinner, die sich ihr Essen an speziellen Restaurants servieren lassen, sogar McDonalds ist dort nahezu rein vegetarisch. Wie sie also sehen, ist es sehr viel weniger eine "persönliche Entscheidung" sondern sehr viel mehr gesellschaftlich geprägt.
Hinzu kommt, das die meisten Menschen, unter anderem durch Werbefilme wie diesen, desinformiert und konditioniert werden.
Es ist in unser aller Interesse, eine Ernährungsform zu finden, die unserem Körperbau entspricht, und das ist offensichtlich eine, die auf Früchten basiert.
Raten sie einmal, was das hier ist:
https://www.facebook.com/l.php?u=https%3A%2F%2Fwww.google.de%2Fmaps%3Fq%3DCoronado%2BFeeders%252C%2BDalhart%252C%2BTexas%252C%2BUSA%26sll%3D36.068626298539996%252C-102.51323672212223%26sspn%3D0.34306496979399137%252C0.8113289155632842%26t%3Dh%26dg%3Dopt%26hq%3DCoronado%2BFeeders%252C%26hnear%3DDalhart%252C%2BDallam%2BCounty%252C%2BTexas%252C%2BUSA%26z%3D15&h=IAQHBG1AR
Auflösung: Es handelt sich um ein Luftbild eines industriellen Betriebs für Fleischverarbeitung in Texas (USA). Der große, rote Fleck stellt die Abfälle dar. Die kleinen, schwarzen Punkte in den viereckigen Abgrenzungen darüber sind Tausende von Kühen.
Die grünen Kreise die du rundherum siehst, wenn du rauszoomst, sind die pflanzlichen Nahrungsmittel, die für die Fütterung verschwendet werden.
Alles klar ?
Dominik F. am Permanenter Link
"Also ich für meinen Teil esse Sachen, die mir schmecken- sollten Sie auch mal versuchen; das erbringt dann schon mal Glücksgefühle. [...] Ethikpolizei?
Also Religion in einem Atemzug mit Ethik zu nennen... Da sie nicht auf meine Argumente eingehen, sondern sich in Allgemeinplätzen und Anschhuldigungen verlieren, lassen wir die Diskussion. Der Paradigmenbegriff von Kuhn sagt ihnen sicher etwas. Bis es zu einem Paradigmenwechsel kommen kann, wird man als Fortschrittlicher erst lächerlich gemacht, dann vehement und meist unsachlich bekämpft, schließlich setzt sich aber die Vernunft und die Ethik durch. Das war bisher bei allen Unrechts- oder Unvernunftsystemen so. Wir befinden uns im zweiten Stadium des Übergangs von der Aasfresserei zum Vegetarismus.
Da Sie sich nicht überzeugen lassen: Lassen Sie sich auch künftig Ihre toten Tiere schmecken, ist doch was Feines und bringt Glücksgefühle, sich verrottende Proteine einzuverleiben...
Markus Gut am Permanenter Link
Hier ein meiner Meinung nach sehr lesenswerter Kommentar zu dem Thema, dass Essen angeblich keine persönliche Entscheidung sei. Ich sehe das im Prinzip wie der Autor.
http://blog.klausalfs.de/category/against-vegatarism/
Sven H. Schillings am Permanenter Link
Man muss kein Argument für oder gegen Fleischgenuß finden. Haben Sie schon mal was von der Fähigkeit eines Individuums gehört, für sich selbst die richtige Entscheidung zu treffen?
Matthias am Permanenter Link
Selbstverständlich ist das funktional gesehen richtig:
Sie können Fleisch "genießen" ohne Argumente dafür zu finden - außer vom persönlichen Genuß, natürlich.
Die Frage ist, wie sich das auf unsere Gesellschaft auswirkt, wenn ich alle Verbrechen so legitimere. De Facto werden Gesetze für Menschen wie sie erlassen, die sich mangels Empathie, Weitsicht und Umweltbewusstsein darauf verlassen, das das Weltbild, in welches sie hineingeboren wurden, auch sinnvoll ist, ohne darüber nachzudenken, ob es vielleicht als traditionelle Altlast einzustufen ist.
Ein Patriarch muss auch nicht darüber nachdenken, Argumente dafür finden und eine andere Entscheidung treffen, wenn es um "seine" Frau geht, da auch hier das Umfeld ihm jeglichen Missbrauch anerkennt.
Mario Hinderhofer am Permanenter Link
Ich nochmal :D
Also ich weiß ja nicht was für super Lehrer sie hatten, wenn man die ganze Sache aber nicht a priori sondern vielmehr empirisch betrachtet, kann man (wenn man sich nicht ganz dumm stellt) nachvollziehen, dass Menschen und Tieren Schmerzen/Leid empfinden. Ich will nicht sagen, dass es wissenschaftlich erwiesen ist - wenn sie allerdings ein Schwein brandmarken und es dabei kreischend umherrennt, wäre es doch verrückt, dies aufgrund vorheriger Beobachtungen von Schmerz/Leid zu vergleichen und nicht als solchen/solches zu empfinden.
Ich sage nicht, dass sie einen Apfel brandmarken sollen, aber falls dieser jemals schreiend wegrennt, melden sie sich bei mir!
Achja, fast vergessen: Zu ihren Philosophen und dem philosophischen Begriff bleibt nur hinzuzufügen, dass es von einem Großteil der "berühmten" Philosophen (und teils auch bei Wissenschaftlern) der Geschichte Aussagen gibt, die sich gegen einen Fleischkonsum äußern.
Wer philosophisch begründet, aber die Ethik ignoriert, den verstehe ich nicht ganz.
Andreas Bedorf am Permanenter Link
Man darf durchaus respektvoller argumentieren, aber das nur am Rande.
Ich verstehe allerdings nicht ganz wo bei mir eine philosophische Begründung zu finden ist. Ich bin kein Philosoph und hüte mich daher auch von der Seite an ein Thema heran zu gehen. Es geht mir um einen rein biologischen (Sie können es vielleicht auch naturalistisch nennen) Ansatz. Das hat auch nichts mit "getrübter Wahrnehmung" zu tun. Pflanzen sind ebenso empfindsam für Schmerzen/Verletzungen wie es Tiere sind. Einzig die Verarbeitung dieser Reize ist ein ganz anderer, weil die verarbeitenden Systeme unterschiedlich komplex sind. Daraus folgt natürlich auch eine unterschiedliche Reaktion (Pflanzen keine sichtbare, Schwein schreit). Das was sie sagen erinnert an das alte Argument, das früher von Vegetariern gebracht wurde: "Ihr behandelt Tiere doch nur so, weil sie nicht sprechen können" - ich sage: "Ihr behandelt Pflanzen nur so, weil sie kein Gehirn haben und garkeinen Laut machen". Damit sage ich aber nicht, dass man Tiere und Pflanzen nun gleichermaßen nicht essen sollte, sondern dass es im Kern darum geht, dass es völlig gleich ist welches Lebewesen nun zum Essen getötet wird. Wichtig ist, dass das vorangegangene Leben möglichst wenig leidvoll war. Das ist bei Pflanzen natürlich deutlich leichter, heißt aber nicht dass man Milch und Fleisch nicht auch von "glücklichen Kühen" bekommen kann. Die eine Lebensform aus ethischen Gründen vom Teller zu lassen, das bei der anderen aber völlig ok zu finden ist einfach unbegründet.
Matthias am Permanenter Link
Tiere verfügen über Schmerzrezeptoren, Pflanzen können auf ihre Umgebung reagieren und miteinander kommunizieren, wie Computer dies tun.
Andreas Bedorf am Permanenter Link
Die Aussagen zu den Pflanzen und zum Vergleich mit Carnivoren ist ziemlich oberflächlich.
Matthias am Permanenter Link
Wieso ? Tiere fühlen Schmerzen, Pflanzen nicht. Selbst wenn Pflanzen Schmerzen fühlen sollten, fügt omnivorer Konsum viel mehr Schmerzen zu, da der Wirkungsgrad bei der Fütterung von Tieren ungeheuer schwach ist.
Andreas Bedorf am Permanenter Link
Es kommt drauf an wie man Schmerzen definiert. Natürlich "merken" Pflanzen Verletzungen, es wird nur anders verarbeitet und sie haben sicher kein Bewusstsein.
Ich weiß durchaus was ich schreibe, aber wissen Sie es? Klar findet man deutlich mehr Gemeinsamkeiten wenn man zwei Primaten miteinander vergleicht, als im Vergleich zu Bären und Katzen. Ja das ist unwissenschaftlich. Davon abgesehen haben wir unterschiedliche ökologische Nischen, evolutionäre Beschränkungen und und und. Aus so einem unwissenschaftlichen (und vor allem tendenziösen) Bild irgendeine verbindliche Folgerung ziehen zu wollen ist überhaupt nicht haltbar. Genauso wenig wie der Vergleich von Kindern und Hunden. Fallen Sie doch bitte nicht auf so pseudowissenschaftliche Darstellungen rein.
Matthias am Permanenter Link
Wir sind also schon so weit, das sie bemerken, welchen Unterschied es macht, tierische oder pflanzliche Kost zu verzehrten, wenn es um Schmerzen geht, die dabei angerichtet werden.
Bezüglich der Getreide Ernten haben sie Recht, umso verwerflicher, gigantische Mengen an diesem Nahrungsmittel für die Futtermittelindustrie zu verschwenden. Das sie sich Angesichts so eindeutiger körperlicher Gleichnisse versuchen aus ihrem karnistischen Weltbild zu drehen, kann ich ihnen nicht verübeln, darauf hinweisen möchte ich dennoch.
"Davon abgesehen haben wir unterschiedliche ökologische Nischen, evolutionäre Beschränkungen und und und"
Jedes Lebewesen bleibt in seinem idealen Lebensraum, in welchem seine Nahrung üppig vorhanden ist. Ökologische Nischen, evolutionäre Beschränkungen und so weiter sehe ich da nur als Ausreden.
https://www.youtube.com/watch?v=Lw0rz3uHWhM
Kim am Permanenter Link
Aber Andreas, die Tiere, die geschlachtet werden, haben vorher doch auch Pflanzen gegessen. Für 100 g Fleich sind 1-1,7 kg pflanzliche Nahrung notwendig.
Thomas Braun am Permanenter Link
Ich (Freischfresser) sehe den Artikel anders: es wird nicht der "Verzehr von Fleisch mit Rassismus, Sexismus und Homophobie gleichgesetzt", sondern nur die Ähnlichkeit des Abwehrmechanismus zur Verteidigung
Zum anderen haben Pflanzen (im Gegensatz zu meinem Schnitzelspender) weder ein Großhirn, einen Herdentrieb noch Mutterinstinkte.
Jeff Mannes am Permanenter Link
Hallo Andreas,
Danke erstmal für das Feedback! :)
Um es richtig zu stellen: Hier wird nicht das Essen von Fleisch mit Rassismus, Sexismus und Homophobie gleichgesetzt. Man muss unterscheiden zwischen plumpen Aussagen ohne wissenschaftliche Haltbarkeit, in denen undifferenziert gewaltvolle Systeme gleichgesetzt werden (was hier dem Artikel unterstellt wird) und der wissenschaftlich-psychologischen Forschung, die Parallelen zwischen gewaltvollen Systemen aufdeckt (was der Artikel tatsächlich beschreibt.
Ersteres ist menschenverachtend und unsensibel. Zweiteres ist notwendig und wichtig, um logisch nachvollziehen zu können, wie gewaltvolle Systeme in der Psyche und in sozialen Kontexten funktionieren, um solcher Gewalt in Zukunft vorbeugen zu können.
Zu den Pflanzen: Stimmt! Auch Pflanzen sind Lebewesen. Allerdings haben sie nach aktuellen Studien keine vergleichbaren Schmerzrezeptoren und kein Bewusstsein. Wer dennoch nicht möchte, dass Pflanzen sterben, sollte gerade deswegen auf eine vegane Ernährung umsteigen, weil zur Produktion eines Kilogramms Fleischs, mehrere Kilogramm Pflanzen verfüttert werden müssen. Es "sterben" also weitaus mehr Pflanzen für den Konsum von Fleisch, Milch und Eiern, als für den von veganer Ernährung. Die vegane Bewegung lässt dieses Argument also mitnichten aus den Augen. Wenn überhaupt, ist es ein Argument, das für ihren Standpunkt spricht.
Andreas Bedorf am Permanenter Link
Hallo Jeff, auch dir Danke für deine Antwort!
Mir ist bewusst, dass du nicht einfach sagst das ist das gleiche, aber den Verzehr von Fleisch mit diesen unmenschlichen Systemen zu vergleichen und in ihrer grundlegenen Struktur als sehr ähnlich/gleich zu beschreiben finde ich problematisch. Natürlich verbindet das beim Leser den Karnismus mit diesen Systemen, was sicher nicht ungewollt ist. Daran störe ich mich.
Was die Pflanzen betrifft, so muss ich widersprechen. Das Bewusstsein als solches ist kein fest definierbarer Begriff und ich bin geneigt davon abgekoppelt zu argumentieren, da er eben so theoretisch ist. Pflanzen reagieren genauso auf äußere Einflüsse, Verletzungen und sind auch zur Kommunikation fähig. Nur eben auf einem anderen Level. Zu sagen es ist in Ordnung Pflanzen zu töten, weil diese so viel einfacher sind als wir, ist das gleiche als wenn man das über Tiere sagt. Ein Punkt den ich selbst nicht bringen würde, ich denke wir sind uns alle einig, dass auch wenn man Fleisch verzehrt die Tiere nicht unnötig quälen muss.
Anne am Permanenter Link
Hallo Andreas, da Du beharrlich ignorierst, was schon mehrfach geschrieben wurde, möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen: es werden für den Fleischkonsum weitaus mehr Pflanzen zerstört, als durch eine vegane Leb
"Zu sagen es ist in Ordnung Pflanzen zu töten, weil diese so viel einfacher sind als wir, ist das gleiche als wenn man das über Tiere sagt. Ein Punkt den ich selbst nicht bringen würde, ich denke wir sind uns alle einig, dass auch wenn man Fleisch verzehrt die Tiere nicht unnötig quälen muss."
Du bringst aber genau diesen Punkt, wenn Du zulässt, dass Tiere für Deinen Genuss getötet werden. Wenn Du prinzipiell andere Lebewesen respektieren und achten möchtest, auch wenn sie anders ist, dann kannst Du Dich nicht gleichzeitig daran beteiligen, dass sie Milliardenfach gezüchtet, gemästet und getötet werden. Nichts an diesem gesamten Kreislauf ist respektvoll oder wenig qualvoll, wie Du gerne möchtest.
Bastian Krause-... am Permanenter Link
Ist das eine ironische Antwort? Wenn nein, dann habe ich mein Bullshit-Bingo fast voll.
Romano De Maddalena am Permanenter Link
Zu weit geht der Artikel nur, falls sie schlüssige Argumente dafür liefern können, warum wir Menschen andere Tiere diskriminieren und als minderwertig ansehen.
Das Argument mit den Pflanzen ist nicht schlüssig, da Veganer auch bei den Pflanzen indirekt weniger Leid verursachen, da die Tiere, die wir verzehren auch mit Ernährung auf pflanzlicher Basis versorgt werden. Somit müssen mehr Pflanzen "leiden", wenn sie Fleisch essen und es ist kein Argument gegen den Veganismus. Für mich scheint es klar zu sein, dass weniger Leiden verursachen sicher besser ist, als sich einzugestehen, dass wir womöglich nie alles Leiden verhindern können und daraus zu folgern, dass man nichts tun sollte.
Mario Hinderhofer am Permanenter Link
Eigentlich sollte ich das wirklich nicht kommentieren, denn Argumentationen, die auf "[...] die aus den Augen lässt dass auch Pflanzen Lebewesen sind." zeugen prinzipiell von einer getrübten Wahrnehmung...
Dass Eltern ihren Kindern verbieten, Fleisch zu essen, ist im Normalfall genauso falsch wie die Darstellung, dass vegane Ernährung einseitig ist. Das sind keine Klischees um humorvoll zu sein, sondern um gezielt die Meinung des Zuschauers dahingehend zu beeinflussen, dass er sich in seiner Ansicht über Veganer und seinem Fleischkonsum bestätigt fühlt. Ich finde es durchaus beleidigend, wenn solche Bilder verwendet werden. Wenn ich argumentieren möchte, dass Fleischkonsum ungesund ist, dann zeige ich auch kein Foto von dem einen fetten Typ der ständig im Fastfoodladen rumhängt.
Dass hier eine "alternative Familie" verwendet wird, um Veganer darzustellen... okay - aber dass diese Gruppe verwendet wird um Fleisch zu bewerben finde ich einfach respektlos. Für Veganer ist dies kein Pillepallekarmazeuch, sie sind (wenn ethisch motiviert) fest davon überzeugt, dass Fleischkonsum nicht richtig ist. Egal wie das Tier gelebt und gestorben ist, egal wie gut der Schinken angeblich schmeckt.
Wie gesagt, dass sie dem Sohn die Freiheit lassen ist ganz normal, dass sie dann aber Fleisch anpreisen finde ich nicht richtig.
Sylvia am Permanenter Link
Interessant zu sehen, dass der, der das Klischeedenken der Werbebranche verteidigt, es auch gleich in die Praxis umsetzt und ein veraltetes Fleischesser-Klischee aufbringt: "Ja, aber Pflanzen leben auch und deswe
jh am Permanenter Link
Aua. Das klingt ja so, als wären alle, die Fleisch essen, Verbrecher. Das ist aber sehr dogmatisch gedacht. Und vor allem nicht evolutionär; denn der Mensch ist nun mal ein Allesfresser.
Lutz Horn am Permanenter Link
Das Argument, Menschen hätten schon immer Fleisch gegessen, nennt man in der Ethik einen „naturalistischen Fehlschluss“.
Zum zweiten Argument: Wirft man einen Blick auf die Anatomie des Menschen wird deutlich, dass sowohl die Beschaffenheit unserer Zähne, die Länge unseres Verdauungstraktes, die Struktur unseres Magens sowie die Zusammensetzung unseres Speichels und der Magensäure etc. eher für eine pflanzliche Ernährungsform sprechen. Der überhöhte Fleischverzehr der Bundesbürger läuft dem zuwider - mit gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen.
Hinzu kommt, dass Menschen diejenigen Bestandteile eines Tieres, die von Fleischfressern in erster Linie verzehrt werden (Blut, Innereien etc.) nicht mitessen. Auch der Geruch von rohem Fleisch ist für den Menschen meist abstoßend, während er auf wirkliche Fleischfresser anziehend wirkt.
jh am Permanenter Link
Ich präzisiere meinen Einwand: Wer sich aus "ethischen" Gründen dafür entscheidet, weniger oder gar kein Fleisch zu essen, ist sicher jemand, der sich zugute halten kann, ethisch vernünftiger zu sein und die
Mario Grunert am Permanenter Link
Der Wurmfortsatz ist nicht das Überbleibsel des Blinddarms - sondern der "Schutzbunker" der Darmflora bei Durchfall, er hängt am Blinddarm - der nur noch eine Auswölbung ist, ist aber nicht der Blinddarm.
…
Lutz Horn am Permanenter Link
Zu ihrem Argument, Tiere würden nichts verlieren: Die große Nachfrage nach Fleisch zu einem möglichst günstigen Preis führt dazu, dass Schlachtbetriebe versuchen, ihre wirtschaftliche Effizienz mehr und mehr auszubaue
Doch die Schlachtbedingungen sind nicht der springende Punkt. Töten ist Unrecht und wird immer Unrecht bleiben - egal wie »human« es auch durchgeführt wird. Würden wir jemals einen Kindermörder von seiner Schuld freisprechen, weil er seine Opfer »human« getötet hat?
Jeff Mannes am Permanenter Link
Hallo jh,
Zum Vorwurf des "Verbrechers" habe ich bereits weiter oben bei Andreas Bedorf geantwortet.
Zum evolutionären Standpunkt. Dieses Argument fällt bei den "3 Ns der Rechtfertigung" unter den Punkt "Tiere essen ist natürlich". Wenn wir genauer hinsehen handelt es sich bei diesem Argument jedoch nur um die Interpretation der Geschichte durch die dominierende Kultur (geprägt vom Karnismus). Wir sprechen dabei in der Regel nicht über die Menschheitsgeschichte und -evolution, sondern über die karnistische Geschichte. Wir betrachten nicht unsere Pflanzen essenden Vorfahren, sondern deren Fleisch essenden Nachfahren. Mit dem Argument, wir hätten es schon immer gemacht, oder die Natur hätte uns mit Werkzeugen ausgestattet, die uns zu Allesfressern oder Omnivoren mache.
Nun, nur weil wir etwas schon immer gemacht hätten, macht es das aber nicht "natürlich", sprich legitim. Mindestens genau so langlebig wie das Essen von Tieren ist auch Mord und Vergewaltigung. Und dennoch benutzen wir ja nicht die Langlebigkeit dieser Praxis als Rechtfertigung für unser heutiges Verhalten, für unsere heutigen moralischen Entscheidungen.
Und zur Evolution des Menschen. Die ExpertInnen streiten sich noch, ob der Mensch nun eher Pflanzen- oder Allesfresser ist. Aber darauf will ich jetzt nicht eingehen. Nicht Omnivor ist nämlich das Gegenteil von Veganismus, sondern Karnismus. Omnivor/Allesfresser bezeichnet die Biologie eines Lebewesens. Veganismus bezeichnet aber die Ideologie. Beides lässt sich also nicht miteinander vergleichen. Falls Menschen Allesfresser sind, dann sind es Nicht-VeganerInnen genau so wie VeganerInnen. Es ist ganz einfach ihre Biologie. Wenn das Essen von Tieren aber keine Notwendigkeit ist (was der Fall ist für die meisten Regionen dieser Erde), dann ist es eine Entscheidung. Und Entscheidungen beruhen immer auf Überzeugungen, ergo einer Ideologie. Und das führt uns dann auch zu deinem Kommentar. Die Natur hat uns mit vielen Möglichkeiten ausgestattet. Es liegt an uns, zu entscheiden, welche dieser Möglichkeiten ethisch vertretbar sind. Wir haben die Möglichkeit, eine Waffe herzustellen (egal ob es nun ein Gewehr oder ein Speer ist) und jemanden damit zu töten. Von unserer Natur her ist uns das möglich. Aber das macht es noch nicht ethisch richtig. Es liegt an uns als Gesellschaft, darüber zu diskutieren und festzulegen, was wir als ethisch richtig einstufen und was nicht. Nur weil wir etwas machen können, heißt es noch nicht, dass wir es auch machen dürfen. In der Natur gibt es viele Allesfresser und Fleischfresser, die ihre eigenen Artgenossen fressen. Auch wir Menschen könnten von unserer Natur her andere Menschen essen. Aber wahrscheinlich würden wir jeden, der argumentieren würde, die Evolution hätte uns zu Allesfressern gemacht und deswegen dürfen wir auch andere Menschen essen, für verrückt erklären.
Zum Schluss möchte ich noch auf etwas aufmerksam machen. Ich bin immer sehr vorsichtig, wenn jemand die Natur oder die Evolution als Rechtfertigung für sein Handeln ins Spiel bringen möchte. Denn genau das wurde in der Vergangenheit schon öfters benutzt, um Gewalt zu legitimieren. SchwarzafrikanerInnen wurde unterstellt evolutionär auf einer tieferen Stufe zu stehen als Europäer. Frauen wurde unterstellt von Natur aus der Logik des Mannes unterlegen zu sein. Homosexuellen wurde unterstellt widernatürlich zu sein und gegen die Evolution zu handeln. Am Ende haben diese Argumente dabei geholfen, diese Menschen zu unterdrücken. Ich will Dir das hier nicht unterstellen. Ich weiß, dass dein Argument anders gemeint war. Dennoch möchte ich dazu aufrufen, bei solchen Argumenten vorsichtig zu sein.
Stephan Fischer am Permanenter Link
Etwas evolutionär zu unterstellen bedeutet nicht das gleiche, wie eine evolutionäre Erkenntnis. Hier wird auf völlig verschiedenen Ebenen argumentiert.
Deniz am Permanenter Link
Das große Problem, welches hier einige nicht erkennen ist , das solche Werbungen unterbewusst beim Zuschauer Prozesse auslösen, die dieses Bild einer veganen Familie verstärkt...
Aber sehr interessante Studie !
Stephan Fischer am Permanenter Link
Hat die Karnismuslobby bei der Ecolutionslobby für die Gallenblase in unserem Verdauungssystem gesorgt?
Danke Jungs. Steaks schmecken wirklich hervorragend!
Was der Autor mit dem ärmlichen Versuch bezweckt, die völlig natürliche Ernährung des Menschen als Ideologie zu brandmarken, erschließt sich wohl nur PETA-Mitgliedern, die vor Schuhgeschäften und Metzgereien als tierische Scharia-Polizei rumlungern.
Bolli am Permanenter Link
Ich bleibe auch sekundär Vegetarier, - schon die Zubereitung eines richtigen Steaks mit allen Facetten, ist für uns Hedonismus pur. (Mache dir und anderen eine Freude)
Deniz am Permanenter Link
Neiin kein ärmlicher Versuch, sie hat den nagel auf den Kopf geschlagen !
Niemand sagt etwas gegen den Geschmack eines Steaks ! .. Nur bringen diese Ess-GEWOHNHEITEN nichts positives.. Leid, Tod und Qual.. Und abgesehen davon, die Aussage es sei die natürliche Ernährung ist ein ärmlicher Versuch sich zu rechtferigen
Markus Schiele am Permanenter Link
Wenn die Argumente ausgehen, muss man sich halt mit Diffamierungen behelfen. Schade!
Christoph Baumgarten am Permanenter Link
Ähm... Das ist keine wissenschaftliche Studie. Die Tierrechtlerin Melanie Joy hat einen ideologischen Kampfbegriff kreiert und den durch eigene Überlegungen rationalisiert.
Der Begriff Karnismus wird auch außerhalb der Tierrechtsszene nicht verwendet. Das spricht nicht dafür, dass ihn die Wissenschaft in irgendeiner Art und Weise ernst nimmt.
Jeff Mannes am Permanenter Link
Hallo Christoph,
Da muss ich leider widersprechen. Dr. Melanie Joy hat keinen ideologischen Kampfbegriff kreiert um ihn anschließend zu rationalisieren. Ihr Startpunkt war tatsächlich Forschung. Den Begriff hat sie in ihrer Doktorarbeit "Psychic Numbing and Meat Consumption: The Psychology of Carnism" geprägt. Für diese Doktorarbeit hat sie eine ganze Reihe an quantitativen und qualitativen Interviews mit Menschen, die Fleisch essen, durchgeführt. Sie konnte in diesen Studien "psychic numbing" und "cognitive moral dissonance" nachweisen. Zitat aus der Arbeit dazu:
"Such psychological mechanisms may be understood within the context of psychic numbing. Robert Jay Lifton (1986) describes this psychological process as "one's not experiencing psychologically what one...[is] doing...a...diminished capacity or inclination to feel." He continues, "Psychic numbing involves an interruption in psychic action...[and] varies greatly in degree, from everyday blocking of...stimuli to extreme manifestations in repsonse to death-saturated environments" (p. 442). Psychic numbing may manifest through the following ego defense mechanisms: denial, dissociation, justification, rationalization, and avoidance and cognitive processes such as objectification, dichotomization and overgeneralization (Lifton, 1986; Lifton & Markusen, 1990). The main purpose of psychic numbing is the avoidance of guilt and other disturbing emotions which would surface were one to connect psychologically with her or his (or sometimes others') destructive actions (Lifton, 1986).
[...]
Cognitive moral dissonance ensues when experiences a discrepancy between one's perceived self and one's ideal self (Rogers, 1961). The arousal of cognitive moral dissonance could in turn trigger reestablishment of psychic numbing, which could allow renewed violence, incongruence/dissonance, and more numbing. And as psychic numbing prevents the individual from recognizing her or his responsibility in detrimental processes (Lifton & Markusen, 1990), she or he may then continue unwittingly to contribute to violence.
It has been suggested that numbing is not selective; that is, psychic numbing may decrease one's empathic capacity and cause the individual to become more universally numbed (Macy, 1995). If so, it is therefore plausible that such diminishing of empathy may also become a cyclical process, as the less empathy toward one group, for example, the less likely she or he may be to feel empathy toward other groups. In other words, specific numbing may beget generalized numbing." (Joy 2003, 2-3)
Die "ego defense mechanisms" sind die, die ich in diesem Artikel unter Unsichtbarkeit, Rechtfertigung und Wahrnehmungsverzerrung zusammengefasst habe. In den Interviews konnten diese direkt nachgewiesen werden.
Der Absatz darüber, dass "psychic numbing" nicht selektiv ist, verdeutlicht die Verbindung zwischen Rassismus, Sexismus, Heterosexismus und Karnismus & Speziesismus.
Und auch mit der Aussage, dass der Begriff außerhalb der Tierrechtsszene nicht benutzt wird, stimmt nicht. Als Beispiel sei hier die University of Massachusetts genannt, an der weitere Forschungsarbeiten zu Karnismus durchgeführt werden. Hier wurde zum Beispiel auch die Carnism Scale (basierend auf der Social Dominance Scale) entwickelt.
Christoph Baumgarten am Permanenter Link
Ui, sehr viele schöne Worte, die freilich nicht verschleiern können, dass weder Psychologie noch Philosophie den Begriff in irgendeiner Weise ernst nehmen. Er ist schlicht nirgends ein fest eingeführter Begriff.
Die These von Joy's Diss legt ja auch schon nahe, dass sie hier primär ideologisch motiviert an die Forschung herangegangen ist: Hier wurden Phänomene gesucht, die eine bereits vorhandene These stützen sollten anstatt, wie es wissenschaftlich korrekt wäre, anhand von Phänomenen eine These zu konstruieren und zu schauen, ob und wie sich diese erhärten lässt.
Das Ganze erinnert sehr an die Versuche, den Begriff Christianophobie als etablierten politologischen Begriff auszuweisen - was er nachweislich nicht ist. Das muss man vom intellektuellen Standpunkt her nicht ernstnehmen.
Jeff Mannes am Permanenter Link
"Aber der Glaube, Wissenschaft sei per se unideologisch ist halt auch sehr naiv."
Ja und genau das ist doch der springende Punkt: Hier werden nur die KritikerInnen des dominierenden Systems als Ideologen betrachtet. Diejenigen, die dem dominierenden System (das was als "normal" gilt) folgen, werden nicht so gesehen, was jedoch ein Trugschluss ist.
Dominierende Ideologien (wie Karnismus) haben es so an sich, dass diejenigen, die diese Ideologien vertreten, von vorne herein als "objektiv" betrachtet werden und deren KritikerInnen gleich als "voreingenommen" oder "ideologisch verblendet". Das ist unglaublich unwissenschaftlich.
Ähnlich war es auch beim Rassismus oder beim Sexismus, als diese Formen noch institutionalisiert waren - auch im akademischen Bereich. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen wollten, dass weiße Menschen afrikanischen evolutionär überlegen sind. Oder dass Frauen irrationaler als Männer sind. Oder man denke nur daran, dass die WHO erst 1991(!) Homosexualität als Krankheit aus ihren Listen entfernt hat. Und all jenen, die selbst mir noch so stichhaltigen wissenschaftlichen Argumenten nachweisen konnten, dass das nicht stimmt, wurden als ideologisch oder als voreingenommen gebrandmarkt. "Shoot the messenger then you don't have to take serious his or her message."
Von daher liegt Du absolut richtig mit der Annahme, dass es falsch ist, zu glauben, dass Wissenschaft per se unideologisch sei. Aber Du fällst in genau die gleiche Falle wie damals die WissenschaftlerInnen, als die ersten Menschen den in der Wissenschaft institutionalisierten Rassismus, Sexismus oder Heterosexismus kritisieren wollten. Noch einmal: Dominierende Ideologien lassen sich selbst nicht als Ideologien wahrnehmen. Es liegt an uns, zu versuchen, eine professionelle Distanz zu unserer eigenen Sozialisierung zu nehmen.
Matthias am Permanenter Link
Hervorragend pointiert.
Philonous am Permanenter Link
Ganz persönlich halte ich überhaupt nichts von EME (ethisch motivierten Essstörungen) - weder basierend auf Religionen noch auf sonstigen Ideologien. Klarer Primat des Geschmacks: Ästhetik vor Ethik!
Jeff Mannes am Permanenter Link
Hallo Philonous,
Eine Frage: Wenn die Entscheidung, Tiere NICHT ZU ESSEN auf einer Überzeugung/Ideologie basiert, müsste dann nicht rein logisch die Entscheidung, Tiere ZU ESSEN auch auf einer Überzeugung/Ideologie basieren?
Wer sich mit Psychologie ein wenig auskennt: Wir neigen dazu, nur die Ideologien als solche auch zu erkennen, die nicht vom Mainstream vertreten werden. Deswegen glauben wir, Veganismus sei eine Ideologie - das Gegenteil davon (Karnismus) aber nicht. Es sei "normal".
Wenn das Essen von Tieren aber keine Notwendigkeit darstellt, was der Fall für die meisten Regionen dieser Erde ist, dann ist es eine Entscheidung. Und Entscheidungen beruhen immer auf Überzeugungen/Ideologien.
Wenn du also überhaupt nichts von ideologisch basierten Ernährungsweisen hältst, müsstest Du genau so kritisch gegenüber dem Essen von Tieren sein wie die meisten vegan lebenden Menschen.
Jan-Niklas Runge am Permanenter Link
Interessant, aber ist es wirklich zu vergleichen? Ist der Mainstream nicht gerade in allen Fragen durch unbewusste Entscheidungen geprägt?
Philonous am Permanenter Link
Ja, da ist etwas dran. Historisch betrachtet ist es für den Menschen seit seinem Auftauchen der Normalfall, der Urzustand, der Basiswert sich omnivor zu ernähren.
Dominik F. am Permanenter Link
Hatte der Jäger und Sammler eine Wahl?
Philonous am Permanenter Link
Ja, ich denke schon, dass auch die Jäger und Sammler eine Wahl hatten. Letztlich haben sie die effektiv genutzt und sind Viehzüchter und Bauern geworden.
Dominik F. am Permanenter Link
"Keine ethische Notwendigkeit"? Also wer bei so grundsätzlichen Fragen wie Leben und Tod für flüchtigen Genuss nicht entscheiden kann, was besser ist, bewegt der sich noch auf dem Grund der Ethik, d.h.
Philonous am Permanenter Link
Ja, ja das tut er.
Romano De Maddalena am Permanenter Link
Kurze Gegenfrage: Somit ergeben für sie Fairtrade Produkte keinen Sinn, falls sie als Alternative nicht vollkommen ihren kulinarischen Bedürfnissen entsprechen?
Philonous am Permanenter Link
Kurze Antwort: Nein. Denn Fairtrade ist eine (sinnvolle) Methode, Handel zu betreiben- keine Ernährungsweise.
Junius am Permanenter Link
Veganismus, die nächste Religion! Nun, wenn's Spaß macht. ;)
Jeff Mannes am Permanenter Link
Hallo Junius,
Ich nehme an, du benutzt hier den Begriff "Religion" in Form von "Ideologie"?
Nun, wie ich bereits weiter oben schrieb: Wenn die Entscheidung, Tiere NICHT ZU ESSEN auf einer Überzeugung/Ideologie basiert, müsste dann nicht rein logisch die Entscheidung, Tiere ZU ESSEN auch auf einer Überzeugung/Ideologie basieren?
Wer sich mit Psychologie ein wenig auskennt: Wir neigen dazu, nur die Ideologien als solche auch zu erkennen, die nicht vom Mainstream vertreten werden. Deswegen glauben wir, Veganismus sei eine Ideologie - das Gegenteil davon (Karnismus) aber nicht. Es sei "normal".
Wenn das Essen von Tieren aber keine Notwendigkeit darstellt, was der Fall für die meisten Regionen dieser Erde ist, dann ist es eine Entscheidung. Und Entscheidungen beruhen immer auf Überzeugungen/Ideologien. Ergo ist auch Karnismus - also das Essen von Tieren - eine Ideologie. Bzw. wie du es sagst: Eine Religion. (Wobei ich den Begriff in diesem Kontext nicht benutzen würde.)
Junius am Permanenter Link
Hallo Jeff, nein, ich meine Religion im Sinne von "Suche nach Erlösung", denn genau das ist es, wenn man seine Eßgewohnheiten zu einer Weltanschauung aufbläst, oder schlimmer noch: zu einem Broterwerb.
Christoph Baumgarten am Permanenter Link
Mit Verlaub: Dieser Artikel ist übelste Manipulation.
Allein die kritiklose Verwendung des Begriffs Karnismus zeigt das. Hier wird so getan, als sei die bloße Existenz dieses Begriffs sozialwissenschaftlich anerkannt. Nur: Dieser Begriff wird von der Psychologie und der Philosophie schlicht ignoriert. Wohl aus gutem Grund. Ist er doch nicht Resultat wissenschaftlicher Untersuchungen sondern wurde konzipiert als Kampfbegriff, der mit pseudowissenschaftlichem Beiwerk ausgeschmückt wurde. Nicht wissenschaftliche Beobachtungen der Melanie Joy standen am Anfang der Begriffsschöpfung - ihre privaten Überzeugungen waren es, die sie den Begriff schöpfen und nachher rationalisieren ließen.
Entsprechend wird der Begriff auch nur auf einschlägigen Seiten und Foren verwendet.
Das uns Lesern als wissenschaftliche Erkenntnis zu servieren ist vom Standpunkt der intellektuellen Lauterkeit her schlicht und ergreifend eine Sauerei. Hier wird Ideologie transportiert und das ist gelinde gesagt abstoßend. Einem Bischof würde man dergleichen am hpd nicht gestatten.
Jeff Mannes am Permanenter Link
Hallo Christoph,
Danke für das Feedback aber da muss ich leider widersprechen. Dr. Melanie Joy hat keinen ideologischen Kampfbegriff kreiert um ihn anschließend zu rationalisieren. Ihr Startpunkt war tatsächlich Forschung. Den Begriff hat sie in ihrer Doktorarbeit "Psychic Numbing and Meat Consumption: The Psychology of Carnism" geprägt. Für diese Doktorarbeit hat sie eine ganze Reihe an quantitativen und qualitativen Interviews mit Menschen, die Fleisch essen, durchgeführt. Sie konnte in diesen Studien "psychic numbing" und "cognitive moral dissonance" nachweisen. Zitat aus der Arbeit dazu:
"Such psychological mechanisms may be understood within the context of psychic numbing. Robert Jay Lifton (1986) describes this psychological process as "one's not experiencing psychologically what one...[is] doing...a...diminished capacity or inclination to feel." He continues, "Psychic numbing involves an interruption in psychic action...[and] varies greatly in degree, from everyday blocking of...stimuli to extreme manifestations in repsonse to death-saturated environments" (p. 442). Psychic numbing may manifest through the following ego defense mechanisms: denial, dissociation, justification, rationalization, and avoidance and cognitive processes such as objectification, dichotomization and overgeneralization (Lifton, 1986; Lifton & Markusen, 1990). The main purpose of psychic numbing is the avoidance of guilt and other disturbing emotions which would surface were one to connect psychologically with her or his (or sometimes others') destructive actions (Lifton, 1986).
[...]
Cognitive moral dissonance ensues when experiences a discrepancy between one's perceived self and one's ideal self (Rogers, 1961). The arousal of cognitive moral dissonance could in turn trigger reestablishment of psychic numbing, which could allow renewed violence, incongruence/dissonance, and more numbing. And as psychic numbing prevents the individual from recognizing her or his responsibility in detrimental processes (Lifton & Markusen, 1990), she or he may then continue unwittingly to contribute to violence.
It has been suggested that numbing is not selective; that is, psychic numbing may decrease one's empathic capacity and cause the individual to become more universally numbed (Macy, 1995). If so, it is therefore plausible that such diminishing of empathy may also become a cyclical process, as the less empathy toward one group, for example, the less likely she or he may be to feel empathy toward other groups. In other words, specific numbing may beget generalized numbing." (Joy 2003, 2-3)
Die "ego defense mechanisms" sind die, die ich in diesem Artikel unter Unsichtbarkeit, Rechtfertigung und Wahrnehmungsverzerrung zusammengefasst habe. In den Interviews konnten diese direkt nachgewiesen werden.
Der Absatz darüber, dass "psychic numbing" nicht selektiv ist, verdeutlicht die Verbindung zwischen Rassismus, Sexismus, Heterosexismus und Karnismus & Speziesismus.
Und auch mit der Aussage, dass der Begriff außerhalb der Tierrechtsszene nicht benutzt wird, stimmt nicht. Als Beispiel sei hier die University of Massachusetts genannt, an der weitere Forschungsarbeiten zu Karnismus durchgeführt werden. Hier wurde zum Beispiel auch die Carnism Scale (basierend auf der Social Dominance Scale) entwickelt.
Jeff Mannes am Permanenter Link
Und auch hier in Deutschland gibt es WissenschaftlerInnen, die sich mit Karnismus beschäftigen.
Dass die wissenschaftliche Welt das Konzept also komplett ignoriert, stimmt also nicht. Aber natürlich ist die Aufmerksamkeit noch nicht so groß wie bei anderen Konzepten der Psychologie. Das liegt aber an zwei Gründen: Erstens ist das Konzept noch relativ jung. Es dauert eine Weile bis solche Konzepte tiefer in den wissenschaftlichen Diskurs eindringen. Wir sehen aber, dass es dies momentan bereits tut. Zweitens gehört das Konzept teilweise zu den kritischen Human-Animal-Studies. Und diese sind - ähnlich wie die Gender Studies vor einigen Jahren - auch noch sehr jung und fangen erst an, sich auszubilden. Die Gender Studies gelten heute mittlerweile als anerkannter Forschungszweig und wurden früher ebenso belächelt wie das hier mit dem Karnismus-Konzept gemacht wird. Ich gehe aber davon aus, dass sich die Human-Animal Studies auch immer stärker im Wissenschaftsfeld etablieren werden. Mittlerweile gibt es bereits einige Unis, die Veranstaltungen, Vorlesungen, Seminare oder ganze Fächer in diesem Bereich anbieten.
Markus Schiele am Permanenter Link
Ich unterstelle regelmäßigen Lesern des hpd durchaus humanistische Tendenzen; geht es uns nicht allen auch darum, die Welt zu einem besseren Ort zu machen?
Der große Baal am Permanenter Link
Wie so oft sieht hier die Welt schwarz und weiss (Carno gegen Veggie) aus - was sie aber nicht ist:
Es gibt Tiergruppen - z.B. Insekten, die (so weit man bisher weiss) kein Schmerzsinn besitzen - wie Pflanzen also.
Wenn wir "Leid zufügen" als zufügen von Schmerz definieren, dann sind wir mit dem Essen von Insekten fein raus. Sind auch einfacher zu halten und zu vermehren. Ganz zu schweigen von den Einzellern und Bakterien (im Joghurt z.B. etc.)...
Joshua Ebert am Permanenter Link
Tenor des Artikels: "'Karnismus' setzt auf psychologische Abwehrmechanismen zur Rechtfertigung des eigenen Verhaltens.
Ben am Permanenter Link
Perfekt auf den Punkt gebracht, danke!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Hurra, Frank, DER hpd-Beitrag mit bisher den meisten Kommentaren, oder?
Ich will mich da nicht heraushalten: Ich liebe Fleisch und dessen Aromen, die beim Braten entstehen. Die Grundlage kann auch gerne Insekt oder Pflanze sein (beides auch roh). Aber hoppla, haben die kein Schmerzempfinden? Ich meine, Pflanzen sind komplexer als Tiere aufgebaut...
Nora am Permanenter Link
Zum Glück bin ich mir 99,9% sicher, Kinder welche von Beginn an rein vegetarisch oder auch vegan ernährt werden nie Fleisch oder ähnliche Gelüste haben werden....
Thomas Doll am Permanenter Link
Wissen oder glauben?
MA pol Dragan P... am Permanenter Link
Ein interessanter Text, der aber letztlich nur einen ethischen Appell und einen Gewaltvorwurf beinhaltet, aber keine schlüssige philosophische Begründung. Diese steht noch aus.
Wie kann Menschen etwas verwehrt sein, was Tieren in der Nahrungskette gegeben ist?
Und warum sollte der Mensch seine prinzipielle Überlegenheit über das Tier hintenanstellen? Zur Gewaltfrage: Im Tierreich ist Gewalt unabdingbar. Im Ernst - wir üben schon Gewalt aus, wenn wir mit einem Löffel eine Suppe in uns hineinverleiben, zerkauen und verschlingen. Eine überzeugende Argumentation könnte auch mich dazu bewegen über das Thema neu nachzudenken. Daher würde ich mich auf Antwort freuen.
Markus Schiele am Permanenter Link
Die vielen Punkte, die gegen das Essen toter Tiere sprechen, mögen meinethalben keine in sich geschlossene "philosphische Begründung" darstellen.
MA pol D. Pavlovic am Permanenter Link
Lieber MS, danke für die Antwort. Für mich ist erstmal interessant zu erfahren, dass der Verzicht auf Fleisch nicht tiefer begründbar ist.
Thomas Doll am Permanenter Link
ich habe von meiner Schwester,Ökothrophologin gehört,dass bestimmte
Vitamine besser und überhaupt mit Fleisch in den menschlichen Körper kämen.Außerdem:die erste Nahrung des Menschen ist "fleischlich",
nämlich die Muttermilch
Außerdem soll bei unseren Ahnen die Umstellung auf energiereicheres das
Gehirnwachstum enorm gesteigert haben und uns zu den sozialen Wesen macht,die wir sind.
Und da Kinder es gerne anders machen wie ihre Eltern,hat diese Reklame
durchaus einen realen Hintergrund.
Christoph Baumgarten am Permanenter Link
Da solltest du zwischen tierischen Fetten und Eiweißen und Fleisch unterscheiden. Vitamin B12 z.B. kommt vorwiegend in tierischen Nahrungsmitteln vor. Dazu reicht aber in der Regel Milch oder Käse bzw. Ei.
Interessanterweise baut der Autor des Kommentars ja selbst die falsche Dichothomie auf, indem er suggeriert, allein Veganismus sei eine fleischlose Ernährungsweise. Das ist natürlich Blödsinn und ein plumper Reklamationsversuch. Außerdem lässt er völlig unberücksichtigt, dass der Verzicht auf Fleisch (und nicht auf tierische Nahrungsmittel generell) in unseren Breiten nicht primär durch tierethische Überlegungen motiviert ist sondern von gesundheitlichen Überlegungen getragen wird.
Das Ganze ist auch insofern höchst ärgerlich, als es auch so tut, als gebe es nicht die extrem harten und untergriffigen Auseinandersetzungen zwischen organisiertem Vegetarismus und organisiertem Veganismus. Was man sich in diesen Kreisen so um die Ohren haut, ist nicht ohne.
lila am Permanenter Link
1tens:ich esse kein fleisch weil ich andere lebewesen mag
2tens:ich ess kein fleisch weil ich mich selbst mag( und meinem körper weder medikamenrückstände noch stress und angsthormone braucht um gesund zu sein und zu bleiben...es geht also nicht nur um das mitgefühl sondern um eine komplett andere warnehmung der nahrung!
ich find es auch nicht gut das wir gemüse und gerteide überproduzieren, da tuts genauso weh wenn das alles weggeworfen wird wärend menschen des hungers sterben
Bolli am Permanenter Link
Hallo lila, dass mit den Stresshormonen sowie Medikamentenrückständen macht mir auch Sorgen. Das sind die Folgen der Massentierhaltung sowie Überbevölkerung auf diesen herrlichen Planeten.
Daniel Sutter am Permanenter Link
Korrektur zum Text: Der Teenager im Clip ist Vegetarier ("vegetaRien") und nicht Veganer ("vegetaLien") ;)
Sim am Permanenter Link
In meinen Augen ein sehr schöner Artikel.
Wir müssen uns natürlich darauf einigen, dass wir nicht wollen das nichtmenschlichen Tieren Leid widerfährt. Das ist eine Grundlage für die Diskussion.
Dann folgt schon mal, dass das töten eines Tieres in aller Regel mit Leid verbunden ist. Das essen eines toten Tieres an sich ist hingegen meist nicht mit Leid verbunden sondern Energie und Lustgewinn. Außer man verschluckt sich an einem Knochen oder das Fleisch ist schlecht oder so aber darum gehts ja nicht. Doch damit das Tier gegessen werden kann sollte es in der Regel tot sein. (Wenn wir davon absehen dem Tier chirurgisch Fleisch zu entnehmen ohne es dabei töten zu müssen). Jetzt ist aber der Tod eines Tieres auch nicht zu vermeiden es wird sterben so wie wir alle einmal sterben müssen. Das heißt selbst wenn wir Tötung durch den Menschen kategorisch verbieten wird es immer wieder tote Tiere geben solange es Tiere gibt. Diese zu verspeisen, solange sie noch essbar sind, ist ethisch wesentlich leichter zu vertreten. Ja das Argument kann auch auf Menschen angewandt werden. So gibt es auch den Pietätskannibalismus bei dem Verstorbene aus Respekt und Liebe gegessen werden.
Jetzt ist es aber in der Realität nicht so, dass Tiere sich zum sterben ins Supermarktregal schmeißen nachdem sie ein langes und erfülltes Leben hatten. Sie werden in Tierfarmen in den unterschiedlichsten Größen gehalten. Massentierhaltung und dergleichen verursacht für eine Menge Tiere eine Menge Leid, was wir ja zu vermeiden versuchen. Und der Konsum des Fleisches dieser Tiere führt schließlich zu einer größeren Nachfrage und somit zu mehr Leid. Ganz offensichtlich wäre es also ethisch geboten zumindest schon mal hier auf das essen dieses Fleisches zu verzichten.
Hier kommt eine interessante Selbstbeobachtung ins Spiel. Obwohl ich dieses Argument selbst vorbringe ziehe ich doch wenig Konsequenzen daraus. Ich kaufe das Fleisch nunmal meist im Supermarkt und habe keine Skrupel es genußvoll zu verzehren. Eine Tatsache die natürliche kognitive Dissonanz hervorruft, wenn ich mit diesem Verhalten konfrontiert werde und wie im Artikel oben bereits erwähnt gibt es zwei Verteidigungslinien: Entweder wirklich gute Argumente für die eigene Handlung finden oder die Gegenposition diskreditieren. Da ich aber auch intellektuell redlich argumentieren möchte fallen beide Optionen weg. Als Ausweg bliebe nun eigentlich nur die Gegenposition anzuerkennen und entsprechend zu handeln.
Aber das passiert nicht. Offenbar sind mehr Variablen in der Gleichung die hier im Widerstreit stehen. Die Bequemlichkeit und der Lustgewinn der durch den direkten Verzehr von Fleisch gewonnen wird übersteigt die Fähigkeit zur Empathie für das Leid von vielen Tieren welche ich tatsächlich meist nicht lebend zu Gesicht bekomme. Eine Tatsache der ich mich stelle.
Da ich ein Mensch bin und nicht denke dass andere Menschen so verschiedenen von mir sind und es über 90% Fleischesser in der Gesellschaft gibt glaube ich auch, dass es anderen ähnlich geht. Der persönliche Leidensdruck ist zu gering um eine Änderung des Konsumverhaltens herbeizuführen. Manche machen Abstriche. Sie achten dann eben auf Gütesiegel die auch nicht viel Aussagen müssen oder essen nur Fleisch von Bauernhöfen oder versuchen weniger Fleisch zu essen aber das allgemeine Problem bleibt natürlich bestehen.
Es ist aber auch mal eine heilsamme humanistische Erfahrung auf der Seite der Fieslinge zu stehen. Das wirkt sämtlichen Holier-than-thou Attitüden entgegen. Wobei ich nicht sage, dass jeder Fleischverzehrer ein Fiesling ist wie ja bereits weiter oben schon dargelegt die allgemeine Diskussion über das Fleischessen an sich ist vielschichtiger aber die reale Situation von Tieren in unserer Nahrungsmittelindustrie ist eben auch ein relevanter Aspekt den man in ideologischen Grabenkämpfen gerne übersieht.
Samuel Giger am Permanenter Link
"Die Bequemlichkeit und der Lustgewinn der durch den direkten Verzehr von Fleisch gewonnen wird übersteigt die Fähigkeit zur Empathie für das Leid von vielen Tieren welche ich tatsächlich meist nicht lebend zu Ge
Logisch haben Sie argumentiert, dass es ethisch geboten sei auf (bestimmtes) Fleisch zu verzichten. Es bleibt das Aufwägen ihrer Empathie gegen die Bequemlichkeit und den Genuss. Ich sehe hier drei Methoden , die Waage zu Gunsten des ethischen Gebot zu verlagern.
1. Empathie steigern
Wie Sie selbst erwähnen, bekommen Sie die Tiere nicht zu Gesicht. Da gibt es die Möglichkeit so bewusst wie möglich entsprechendes Filmmaterial anzugucken. Eine elegantere Variante ist, wie ich finde, vielleicht eine Stunde mit einem Schwein zu spielen.
2. Bequemlichkeit und Genuss relativieren
Auf eine fleischlose Ernährung umzusteigen ist eine Umgewöhnung, die Anfangs nicht bequem ist. Ist es jedoch Alltag und Sie kennen beispielsweise die Orte, an denen Sie das bekommen, das Sie wollen (wie bis anhin die Fleischtheke), ist ein enormer Teil an Bequemlichkeit relativiert. Der Genuss von Fleisch wird mit dem Genuss durch eine breitere pflanzliche Basis sicher auch grossteils relativiert. Es gibt sehr viel zu entdecken ausserhalb der Gewohnheit.
3. Ihre Schlussfolgerung zum ethischen Gebot mehr gewichten
Von allem ein bisschen.
Flauschi am Permanenter Link
Veganismus ist eine Wohlstandserscheinung einer völlig übersättigten Luxusgesellschaft, die keine Ahnung mehr hat, wo ihr Essen herkommt oder wie es produziert wird, aber stets vor gut gefüllten Supermarktregalen steh
Ich bin jedes Mal entsetzt wie sich gbs, hpd und Co., die sonst gegen jede Art von Religion wettern, so sehr vor den Karren dieser fundamentalistischen Tierrechtssekte spannen lassen können. Veganismus verkennt fundamentale Zusammenhänge in der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion (und damit in den Naturgesetzen) und legt eine mehr als fragwürdige, weil menschenverachtende, Ethik an den Tag.
Der Mensch ist nun mal gemäß seiner Evolution ein Omnivor. Unser Nährstoffbedarf kann nur durch den Verzehr von Fleisch vollständig gedeckt werden. Wenn das nicht so ist, frage ich mich, warum wir uns nicht mit Pansen und 18 Meter Dickdarm entwickelt haben. Und warum jeder Veganer irgendwann wieder Fleisch isst.
Außerdem müssen Veganer ja auch was essen. Würde man nicht abertausende von Tieren töten, gäbe es kein veganes Müsli. Tierischer Ausscheidungen wird nun mal als Dünger gebraucht. (Ich empfehle den Veganern hierzu vielleicht weniger Tierreichtsphilosphie zu lesen, sondern mal ein richtiges Fachbuch über Bodenkunde aufzuschlagen).
Die Vorstellung man könne Leid vermeiden, indem man kein Fleisch ist, ist naiv und zeugt von Weltfremdheit. Leid gibt es immer und überall. Die Natur kennt aber den Begriff Leid nicht, weil er menschengemacht ist. Die grundlegenden Prinzipien in der Natur sind Tod und Leben. Lebewesen sind immer auf andere Lebewesen angewiesen um zu überleben und das Töten zur Nahrungsbeschaffung ist in der Natur der wichtigste Motor für das Überleben und die Evolution. Egal, ob ich Pflanzen esse oder Tiere.
Veganer verweigern sich diesen Zusammenhängen konsequent, weil sie sich scheinbar eine Traumwelt a la Garten Eden wünschen, wo der Wolf friedlich neben dem Lamm liegt. So funktioniert es nun mal nicht.
Lierre Keith nannte ihre Abkehr vom Veganismus "Erwachsenwerden". Genau das ist. Der moderne Mensch (und Veganer) ist einer kindlichen, naiven, verklärerischen Kinderzimmervorstellung über die Natur gefangen und er täte gut daran, daraus zu erwachen und sich der Vernunft zu widmen.
Frank Linnhoff am Permanenter Link
Das hat uns zu unserem Glück noch gefehlt, die Einteilung der Menschheit in Karnisten und Veganisten. Wenn es um ethisch korrekte Ernährung geht, fliegen die Fetzen. Bald 100 Kommentare. Wer hätte dies gedacht.
Da sind wir Karnisten noch mit einem blauen Auge davongekommen, dass uns Kommunikationskoordinator Jeff Mannes nicht mit Nazis vergleicht.
Es ist doch immer wieder erstaunlich, was da an Erweckungsinitiativen über den Nordatlantik zu uns herüberschwappt: Karnisten erwachet.