Spaniens Kirche verliert weiter Gläubige, besonders junge Menschen wenden sich ab

Atheistischer durch die Pandemie

kirche_innenraum_bänke.jpg

Obwohl Spanien einst als katholisches Land galt, verliert die spanische katholische Kirche seit Jahrzehnten Gläubige. Geschuldet nicht nur der Tatsache, dass jüngere Menschen seltener eines religiösen Glaubens bedürfen, sondern auch der Missbrauchs- und Finanzskandale der Kirche.

Nachdem 2019 bereits das Jahr war, in dem die Anzahl atheistischer Menschen diejenige derer, die den katholischen Glauben praktizierten, überwog, hat Corona die Abwendung von der Kirche noch einmal beschleunigt. In zwei Jahren Covid-Pandemie erhöhte sich der Anteil Nicht-Gläubiger in der spanischen Bevölkerung von 27,5 Prozent auf 37,1 Prozent.

In diesem Monat hat die Stiftung Fundación Francisco Ferrer Guardia ihren zehnten Bericht zum Laizismus in Spanien herausgegeben. Der Bericht "Informe Ferrer Guardia 2021" beschäftigt sich mit der Säkularisierung Spaniens im Jahr 2021 und dem Vergleich mit vorangegangenen Jahren. Herausragend ist der starke Anstieg agnostischer und atheistischer Menschen. Bezeichneten sich im Jahr 2000 nur 13,2 Prozent der Menschen als agnostisch oder atheistisch, stieg die Zahl bis 2019, das Jahr vor Pandemiebeginn, auf über 27 Prozent. In den zwei Pandemiejahren bis 2021 stieg diese Anzahl noch einmal um knapp zehn Prozent, sodass sich nun 37,1 Prozent der Spanier*innen als atheistisch oder agnostisch einordnen.

Dies betrifft besonders junge Menschen. Bei den unter 34-Jährigen waren es im Jahr 2021 56,2 Prozent. Noch stärker zeigt sich die Abwendung vom Glauben der katholischen Kirche in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen. Waren 2019 bereits knapp die Hälfte der unter 24-Jährigen nicht gläubig, waren es 2021 schon 63,5 Prozent. Im Vergleich dazu bezeichneten sich bei den über 65-jährigen Befragten nur 21,2 Prozent als nicht religiös. Ebenfalls gesunken ist die Anzahl der Personen, die den Glauben in Form von Messen, Beichten und Gebeten praktizieren und diejenige der Schüler*innen, die noch am Religionsunterricht teilnehmen.

Die Datengrundlage lieferte der Stiftung das monatliche Barometer des soziologischen Forschungszentrums Centro de Investigaciones Sociológicas, kurz CIS, das im Abstand weniger Wochen zwischen 3.000 und 15.000 Personen befragt.

Neben den Belastungen der Pandemie und dem Unwillen der katholischen Kirche, Konsequenzen aus aktuellen Fragen zum Beispiel zum Feminismus oder auch zur Sterbehilfe zu ziehen, machen die zahlreichen Fälle vertuschter sexueller Übergriffe durch Priester und Bischöfe auf Minderjährige und die Immobilienskandale den Glauben und die Kirche den Menschen nicht sympathischer.

Unterstützen Sie uns bei Steady!