Tansania

Corona durchs Gebet besiegen

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Tansanias Präsident John Magufuli (rechts) wird auch der "Bolsonaro Afrikas" genannt
Tansanias Präsident John Magufuli

Seit Beginn der weltweiten Corona-Pandemie fällt Tansanias Präsident John Magufuli durch die Empfehlung sehr spezieller Schutzmaßnahmen auf: Gebet und pflanzliche Heilmittel sollen helfen. Unter Politikern häufen sich aktuell die Todesfälle und die Medizinische Vereinigung von Tansania schlägt wegen einer steigenden Zahl von Hospitalisierungen Alarm.

Als sein Chefstaatssekretär John Kijazi vergangene Woche beerdigt wurde, rief der tansanische Präsident John Magufuli die Bevölkerung zu einem dreitägigen Gebet gegen "Atemwegsleiden" auf. Magufuli ist Corona-Leugner, hält die Aussage, dass das Virus gefährlich sei, für eine Verschwörung der WHO und anderer Akteure und hat in seinem Land keine der gängigen Corona-Maßnahmen erlassen. Auch Impfstoffe hat er für Tansania nicht geordert, da er deren Wirkung in Zweifel zieht. Was laut Magufuli gegen Corona helfe, sei Beten. Sein Gesundheitsministerium wirbt im Hinblick auf die Behandlung von Covid-19 für Pflanzenheilmittel, deren Wirkung nicht belegt ist.

Seit April 2020 hat die tansanische Regierung keine aktuellen Corona-Infektions- und Opferzahlen veröffentlicht. Im August erklärte Präsident Magufuli die Pandemie in Tansania nach einem landesweiten dreitägigen Beten und Fasten für beendet, da das Virus ein Teufel sei, der nicht im Körper von Jesus Christus leben könne.

Dass seine höchst speziellen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht so recht funktioniert haben, müsste nun jedoch auch Magufuli langsam aufgehen. Am selben Tag wie Magufulis Chefstaatssekretär John Kijazi war vergangene Woche auch der Vizepräsident der halbautonomen Inselregion Sansibar, Seif Sharif Hamad, gestorben – laut Oppositionspartei an Covid-19. Auch Finanzminister Philip Mpango wurde inzwischen ins Krankenhaus eingeliefert – allerdings wurde nicht bekannt gegeben, aus welchem Grund.

Jedoch scheint Magufuli seine Maßnahmen noch immer nicht grundsätzlich infrage zu stellen, sondern lediglich davon auszugehen, dass die verabreichte Gebetsdosis nicht ausreichend war. "Vielleicht haben wir uns gegen Gott versündigt, lasst uns alle Buße tun", sagte Magufuli den Trauernden bei der Beerdigung seines Chefsekretärs am Freitag laut africanews. Sein Volk forderte er auf, gelassen zu bleiben: "Wir haben es letztes Jahr geschafft, diese Atemwegserkrankungen durch Gebet zu besiegen. Ich bin sicher, dass wir das auch dieses Jahr tun werden", sagte er in der landesweit im Fernsehen übertragenen Veranstaltung.

Die Medizinische Vereinigung von Tansania erklärte bereits am 5. Februar, dass es einen starken Anstieg von Patienten gibt, die mit "Atembeschwerden" in Krankenhäuser im ganzen Land eingeliefert werden.

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