Im Oktober 1998 wurde in Argentinien die "Iglesia maradoniana", die Kirche zu Ehren des Fußballers Diego Armando Maradona gegründet. Als Religionsparodie belächelt, wegen der teilweise wenig vorbildhaften Lebensweise Maradonas aber auch kritisiert, fand die Kirche bis heute etwa 500.000 Gläubige aus aller Welt. Diese Verehren den Fußball, Pokale und vor allem den im November 2020 verstorbenen Diego Maradona.
Im Vergleich zu manch einer Kathedrale oder einem Dom scheint die erste Maradona-Kirche wirklich bescheiden. Zwischen einem Haarsalon und einer Pizzeria findet sich in San Andrés Cholula in Puebla, Zentralmexiko, ein kleines Lokal, das dem Fußball und vor allem dem Fußballer Diego Maradona gewidmet ist. Geziert wird es von einem Abbild Maradonas umgeben von goldgelben Strahlen und der Aufschrift "Iglesia Maradoniana de México" (Maradona-Kirche Mexikos). Wandfarbe, Schriftzug und Konterfei des Fußballstars orientieren sich in der Farbgebung weiß, hellblau und goldgelb an der argentinischen Landesflagge. Neben zwei großen Behältern mit Fußbällen wird der*die Besucher*in auch von einem Lebensgroßen Abbild Maradonas und zahlreichen Fußballpostern begrüßt. Im Innern dreht sich weiterhin alles um Fußball und natürlich vor allem Diego Maradona.
Gegründet hat diese Kirche – wenn auch nicht die Religionsgemeinschaft an sich – Marcelo Buchet. Auslöser für die Suche nach einem Ort, an dem Anhänger*innen zusammenkommen, Kerzen mit dem Abbild Maradonas anzünden, Poster, Pokale und Trikots bewundern, die Zehn Gebote ihrer Kirche befolgen und ihrem "D10S" huldigen können, war der Tod des Ex-Fußballers Ende letzten Jahres. D10S bezieht sich auf die Trikotnummer Zehn, die Maradona trug, "Dios" ist das spanische Wort für "Gott".
Der aus Argentinien stammende Buchet, der bereits seit 20 Jahren in Mexiko lebt, sieht seine Kirche nicht kritisch. Sie richte sich gegen keine Religion und zeige allen Respekt. Fußballfans könnten Events wie zum Beispiel Hochzeiten dort abhalten. Der Unterschied zu anderen Kirchen sei, dass Menschen dort nicht säßen und Andachten hörten, sondern miteinander über Fußball sprächen.
Von Diego Maradonas Gewalt gegen Frauen, Problemen mit dem Finanzamt oder dem Konsum illegaler Drogen wird in der Iglesia Maradonia scheinbar weniger gesprochen. Zumindest in dieser Hinsicht unterscheidet sie sich nicht besonders von anderen Kirchen.