Frankreich: QR-Code gegen Missbrauch durch Priester

Wer eine kirchliche Veranstaltung wie zum Beispiel eine Messe oder Wallfahrt organisiert, soll in Zukunft das Celebret beteiligter Priester mittels QR-Code prüfen können. Der Code verrät, ob der jeweilige Priester sein Amt vollumfänglich ausführen darf, Beschränkungen unterliegt oder die eigentlichen Aufgaben nicht mehr übernehmen darf. Die Erweiterung des Celebrets um diese Funktion ist eine Reaktion der französischen Bischofskonferenz auf die Missbrauchsberichte der letzten Jahre. Sie soll unter anderem auch im Rahmen von Veranstaltungen des Weltjugendtages die Sicherheit geben, falsche oder auffällig gewordene Priester identifizieren zu können.

Im Oktober 2021 veröffentlichte die unabhängige Kommission zur Untersuchung sexuellen Missbrauchs in der Kirche ihren Bericht "Les violences sexuelles dans l'Église catholique" ("Die sexuelle Gewalt in der katholischen Kirche"), der Fälle von 1950 bis 2020 beinhaltet. Der Bericht schätzt die Zahl der Betroffenen im untersuchten Zeitraum von 70 Jahren auf etwa 300.000. Täter sollen etwa 3.000 kirchliche Amtsinhaber sein. Neben der Anerkennung und Entschädigung der Opfer soll nun eine Reform des Celebrets Sicherheit geben. Wer eine kirchliche Veranstaltung organisiert, soll prüfen können, ob der jeweilige Priester oder Diakon echt ist und seine Amtshandlungen vollumfänglich ausführen darf.

Wie die französische Bischofskonferenz mitteilte, wird dazu das Papierdokument des bisherigen Celebrets durch einen kleinen Plastikausweis im Scheckkartenformat ersetzt. Enthalten soll er direkt ersichtliche Daten wie Namen und Nachnamen, Geburtsdaten, Daten der ausstellenden Diözese, eine Personalnummer, ein Foto und einen QR-Code. Der QR-Code auf dem Ausweis lässt sich scannen und führt auf die Website zur Datenabfrage. Diese Website ist mit einer Datenbank verknüpft, die den Status des Priesters enthält. Mittels Zugangsdaten können Organisierende von zum Beispiel Messen oder Wallfahrten abfragen, ob der Priester als grün, gelb oder rot eingestuft ist. Grün bedeutet, dass der Priester oder Diakon seine Amtshandlungen vollumfänglich ausführen darf, gelb zeigt an, dass er nur gewisse Aufgaben übernehmen darf. Und rot heißt, dass der Ausweisinhaber nicht mehr als Priester tätig sein oder keine Messen mehr halten darf. Der Ausweis soll auch davor schützen, dass Personen sich als Priester ausgeben und sich so ins Vertrauen von Menschen schleichen können. Erst 2021 war ein Mann aufgeflogen, der sich über 20 Jahre als Priester in Südfrankreich ausgab und Vergünstigungen und Spenden einstrich. Zudem soll es nicht mehr möglich sein, nach Übergriffen einfach nur an einen anderen Ort versetzt zu werden und dort weiterzumachen wie bisher. Auch aus anderen Ländern sollen die Daten in Frankreich registrierter Geistlicher abgerufen werden können.

Ruft jemand die Daten eines Priesters ab und erhält die Information, dass dieser mit gelb eingestuft wurde, also eine Amtserlaubnis mit Einschränkungen hat, bedeutet dies jedoch nicht automatisch, dass es einen Missbrauchsfall gab. Auch jüngere kirchliche Amtsinhaber können noch eine eingeschränkte Befugnis haben, Messen oder Beichten durchführen zu dürfen. Es wird nicht angegeben, warum gewisse Aufgaben nicht übernommen werden dürfen. Dies soll die Privatsphäre der jeweiligen Person schützen.

Während die einen katholische Priester und Diakone durch die Einführung des neuen Ausweises unter Generalverdacht sehen, sehen andere die Wichtigkeit eines Kontrollinstruments als gegeben an. Ein weiterer Kritikpunkt am neuen Scheckkarten-Celebret ist, dass die Datenbank in kirchlichen Händen verbleibt. In Frankreich, wie in anderen Ländern auch, wurden Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und andere besonders schutzwürdige Personen zu oft durch die Kirchenoberen vertuscht.

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