Frauen verdienen in Deutschland 21 Prozent weniger Geld als Männer. Auch in diesem Jahr machen Aktionen zum sogenannten "Equal Pay Day" wieder darauf aufmerksam. Der Equal Pay Day, der in Deutschland in diesem Jahr am 18. März begangen wird, markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon ab Jahresbeginn für ihre Arbeit bezahlt werden.
Ich höre sie bei dieser Überschrift schon aufjaulen, die – zumeist männlichen – Kritiker des Equal Pay Day: "Alles Lüge! Der wahre Pay Gap liegt gar nicht bei 21 Prozent, sondern bei 6 Prozent! Und überhaupt sind die Frauen an allem Schuld, schließlich suchen die sich doch freiwillig die schlecht bezahlten Jobs aus!"
Betreiben wir deshalb ein wenig Faktenklärung: Es gibt einen sogenannten unbereinigten Gender Pay Gap und einen sogenannten bereinigten Gender Pay Gap. Der unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht laut Statistischem Bundesamt "den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer beziehungsweise Arbeitnehmerinnen in allgemeiner Form miteinander". Er beträgt derzeit in Deutschland 21 Prozent. "Der bereinigte Gender Pay Gap hingegen misst den Verdienstabstand von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien." Der bereinigte Gender Pay Gap wird nicht jährlich, sondern nur alle vier Jahre erhoben. Er beträgt derzeit in Deutschland 6 Prozent.
Kritiker des Equal Pay Day, die im Allgemeinen auch die Tendenz haben, zu bestreiten, dass Frauen in Deutschland noch immer schlechter gestellt sind als Männer, haben hierfür einfache Antworten parat. Sie alle suchen die Schuld für eine etwaige Verdienstungleichheit ausnahmslos bei den Frauen selbst.
Der unbereinigte Gender Pay Gap: 21 Prozent weniger für Frauen
Der unbereinigte Gender Pay Gap, also die Tatsache, dass Frauen in Deutschland insgesamt weniger Geld verdienen als Männer, sei schlicht damit zu erklären, dass Frauen eben von sich aus Jobs wählten, die schlechter bezahlt seien. In gewisser Weise stimmt das sogar, denn Frauen arbeiten oft in schlecht bezahlten Branchen, machen Teilzeit- oder Mini-Jobs. Doch diese Erklärung für den unbereinigten Gender Pay Gap muss hinterfragt werden. Denn warum arbeiten Frauen oft in nicht sonderlich hochwertigen Jobs und/oder in Teilzeit? Weil Frauen in Deutschland noch immer den Großteil der Familienarbeit leisten. Noch immer sind es hauptsächlich die Frauen, die nach der Geburt von Kindern zu Hause bleiben und ihre Erwerbsbiografie unterbrechen – über 80 Prozent der Väter sind weiterhin voll berufstätig. Ist dieser Umstand die Folge einer hormonell-biologischen Sehnsucht von Frauen? Das mag vielleicht bei einigen Frauen der Fall sein, doch in vielen Fällen ist der Grund ein wirtschaftlicher: Der Vater der Kinder verdient mehr Geld.
Neben der Vollzeit-Familienarbeit sitzt bei Frauen oft nur ein Mini-Job in untergeordneten Tätigkeiten drin. Und wer als Frau gar so lange mit dem Beruf aussetzt, bis die Kinder aus dem Haus sind, der wird im Wunschjob niemals in dem Maße Fuß fassen wie ein Mann, dessen Erwerbsbiografie durch die eigene biologische Vermehrung nicht unterbrochen wurde. Nach den Kindern landen deshalb auch ursprünglich hochqualifizierte Frauen oft in niederrangigen und entsprechend schlecht bezahlten Jobs – falls sich nicht nahtlos an die Kinderzeit die Pflege von älteren Familienangehörigen anschließt, die ebenfalls hauptsächlich von Frauen geleistet wird. An dieser Misere wird sich solange nichts ändern, bis durch die Politik Anreize für Männer geschaffen werden, sich in größerem Umfang an der Familienarbeit zu beteiligen, und für Frauen, ihre Berufstätigkeit nicht zugunsten der Familienarbeit aufzugeben.
An dieser Stelle der Diskussion folgt üblicherweise der Hinweis, dass Frauen jedoch auch schon vor der Zeit des Kinderkriegens Berufe wählen, die schlechter bezahlt sind als jene, die von Männern bevorzugt werden. Doch gilt es hier, die Frage nach Henne und Ei zu stellen: Wählen Frauen hauptsächlich schlechter bezahlte Berufe oder sind diese Berufe schlechter bezahlt, weil sie hauptsächlich von Frauen gewählt werden? Warum ist beispielsweise das Pflegen von alten Menschen schlechter bezahlt als das Programmieren von Computern und das Zusammenschrauben von Autos? Und warum bewirkt der angeblich allmächtige Markt mit seinem ehernen Gesetz von Angebot und Nachfrage hier kaum eine Änderung, obwohl Pflegekräfte händeringend gesucht werden?
Der bereinigte Gender Pay Gap: 6 Prozent weniger für Frauen
Auch was den bereinigten Gender Pay Gap betrifft, haben Kritiker eine einfache Antwort griffbereit: Wenn eine Frau mit vergleichbaren Qualifikationen in einem vergleichbaren Job weniger als ein Mann verdient, so müsse das daran liegen, dass die Frau bei ihren Gehaltsverhandlungen weniger durchsetzungsstark gewesen sei. Das hört sich zunächst plausibel an. Doch sollte es tatsächlich an der mangelnden Durchsetzungskraft von Frauen liegen, so wäre zu fragen, woher diese denn stammt? Ist die Frau von Natur aus ein zarteres Wesen als der Mann oder führen vielleicht unterschiedliche Erziehungen beider Geschlechter dazu, dass Männer nicht selten zu Trump-Verschnitten mit übersteigertem Selbstbewusstsein mutieren, während Frauen von Kindheit an darauf getrimmt werden, lieb zu sein, nachzugeben und den Ausgleich zu suchen?
Ganz abgesehen davon ist keineswegs geklärt, ob der bereinigte Gender Pay Gap tatsächlich primär auf das vermeintlich falsche Verhandlungsgeschick unterschiedlicher GeschlechtsinhaberInnen zurückzuführen ist. Bereits im Vorschulalter zeigt die Gesellschaft Mädchen nämlich, dass sie eine geringere Wertigkeit haben als Jungs. Diese geringere Wertigkeit drückt sich tatsächlich in barer Münze aus: Die Kinder Medien Studie 2017 fand heraus, dass Jungs schon im Alter von vier Jahren mehr Taschengeld bekommen als Mädchen. Mädchen erhalten in diesem Alter monatlich knapp 17 Euro Taschengeld, Jungs gut 20 Euro. Die Ungleichheit zu Lasten der Mädchen setzt sich auch in höherem Kindesalter fort. Ob diese Ungleichheit tatsächlich darauf zurückzuführen ist, dass 4-jährige Mädchen bei ihren Taschengeldverhandlungen die falschen Strategien anwenden?
Hinsichtlich der Gleichstellung von Männern und Frauen in dieser Gesellschaft liegt noch immer einiges im Argen. Die Schließung des Gender Pay Gaps wäre ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Doch es ist bei weitem nicht der letzte Schritt, der notwendig ist.
15 Kommentare
Kommentare
Frank am Permanenter Link
Ich habe den Eindruck die Autorin scheint die Sache eher emotional anzugehen, als sachlich. Wenn so Begriff im Artikel auftaucht, dann dürfte es stimmen "Trump-Verschnitten ".
ursula hollwedel am Permanenter Link
Was soll der Kommentar? Fakten werden doch genügend genannt, von daher ist er durchaus sachlich.
Klaus D. Lubjuhn am Permanenter Link
Der unbereinigte Gender Pay Gap - so das Thema.
David Zahn am Permanenter Link
Merkwürdig, Biologie findet als Erklärung im Artikel so gut wie keine Erwähnung. Vermutlich nur ein Versehen. Dafür wird die unsinnige Zahl 21 ständig wiederholt. Naja, kann ja mal vorkommen.
Btw, wo sind eigentlich die vielen Belege für die behaupteten vielen strukturellen Benachteiligungen? Strukturelle Benachteiligungen von Mitbürgern finden nämlich auch Männer doof.
Volker Hollmann am Permanenter Link
Apropos "aufjaulen" ...
Schade, dass ich die 21% auch in diesem Newsletter lesen muss.
Leider bin ich sicher, dass dagegen auch kein Argumentieren möglich ist.
hj_allemann am Permanenter Link
Nach dieser Ankündigung der Autorin darf ich, 186, 90 kg (leichter Bierbauch!), heterosexuell, weiße Hautfarbe und auch noch über 70, bestimmt nicht wagen, aufzuheulen.
Ich wage es trotzdem, denn das Gejammer mit dem Equal Pay Day ist mir zutiefst verdächtig.
Männer und Frauen sind nicht gleich. Sie sollten gleichberechtigt sein und das sind sie in Deutschland und vielen anderen westeuropäischen Ländern auch zu einem extrem hohen Prozentsatz. Bundeskanzer in D? Frau! Premierminister in GB? Frau! Die Liste ist nicht zu Ende. Frauen können, wenn sie wollen und das ist auch gut so!
Als ich vor 50 Jahren in die Lehre kam, war mein erster Chef eine Frau. Ich hatte während meiner Angestelltenzeiten oftmals eine Frau als Chef. Darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht, sie waren alle kompetent und akzeptiert. Auch die Kollegen machten sich deswegen "keinen Kopp".
Die noch existierende Gender Pay Lücke ist nämlich nicht dem Geschlecht geschuldet, sondern im wesentlichen der Wertigkeit, die sozialen Berufen zugemessen wird. Eine Krankenschwester schafft keine Werte, der Automechaniker schon. Auch die Kindergärtnerin schafft keine Werte, obwohl sie keiner missen will.
Es ist nunmal so, dass Frauen in ihrer Mehrheit soziale Berufe bevorzugen, während Männer in ihrer Mehrheit sich dafür eher nicht geeignet fühlen. (s.a. Gerald Hüther: Mädchen und Jungs - wie verschieden sind sie? https://www.youtube.com/watch?v=V5UAgR8gyFY)
Dieser Gender Pay Day versucht diese Tatsache nun dafür zu nutzen, dass das als Kampf Männer vs. Frauen verstanden wird. Damit wird geschickt davon abgelenkt, dass beispielweise soziale Berufe besser bezahlt werden müssen.
Dieser ganze Frauenkampf mit Quotenforderungen, Genderunfug etc. ist in Westeuropa weitgehend ein pures Luxusproblem und lenkt davon ab, dass wir alle, Männer wie Frauen, Waffen in das ach so gleichberechtigte Saudi-Arabien liefern, Syrien, Afghanistan etc. mit männlichen und weiblichen Soldaten bekriegen. Da sehe ich mehr ein "North South Death Gap", wesentlich mit verursacht durch einen "Verteidigungs"minister, der als Frau nicht weniger "Sold" bezieht als männliche Ministerkollegen.
Bei den Einkommen der deutschen Krankenschwester und der Näherin in Bangla Desh sehe ich ein "Social/Productive Job Pay Gap", trotz identischen Geschlechts etc. Man könnte natürlich auch einen "Imperialist/Colonial Pay Gap" konstatieren.
Ich könnte diese Liste mit wichtigeren Problemen beliebig fortsetzen, aber das würde jetzt vieleicht langweilig. Deshalb liebe Frauen, tut etwas gemeinsam mit den Männern gegen die schreienden Ungerechtigkeiten, die wir in unserer Luxuswelt nicht länger ignorieren dürfen. Darauf machen jetzt sogar Kinder mit Schulstreiks aufmerksam, angeführt von einem Mädchen! Ich bin froh darüber. Sie hat erkannt, was wichtig ist.
Jobst Echterling am Permanenter Link
Leider wagt es die Verfasserin ebenso wie viele Kommentatoren nicht, den wahren Pay Gap zu benennen. Der besteht nämlich nicht zwischen den Geschlechtern sondern zwischen Müttern und Frauen, die nicht Mutter sind.
Lars Temme am Permanenter Link
Sehr geehrte Frau Wakonigg,
Zusätzlich noch einen Disclaimer vorneweg: Wenn ich im folgenden Aussagen über Männer oder Frauen im allgemeinen treffe, so immer im Sinne der Aussage "Männer sind größer (länger) als Frauen". Damit ist nicht gemeint, dass jeder Mann größer als jede Frau ist, sondern nur, dass die meisten Männer größer als die meisten Frauen sind - eine Tatsache, von der man sich in jeder Fußgängerzone überzeugen kann.
Zur Sache:
Wie Sie selbst schreiben unterscheidet das Statistische Bundesamt zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender Pay Gap. Zunächst zu ersterem. Ich zitiere aus Ihrem Link: Dieser Wert (6%) "ist eine Obergrenze. Er wäre geringer ausgefallen, wenn weitere Informationen über lohnrelevante Einflussfaktoren für die Analysen zur Verfügung gestanden hätten, wie vor allem Angaben zu Erwerbsunterbrechungen." Im Kontrast dazu zitieren Sie leider aus Ihrem Link den sachlich falschen Text: "Der bereinigte Gender Pay Gap [...] misst den Verdienstabstand von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien." Der Widerspruch scheint Ihnen nicht aufgefallen zu sein. Wenige Zeilen weiter oben heißt es übrigens korrekt, der bereinigte GPG vergleiche Verdienste "unter der Voraussetzung vergleichbarer Tätigkeit und äquivalenter Qualifikation". Hier ist keine Rede von vergleichbaren Erwerbsbiographien. Und das ist auch richtig: Zu den Unterbrechungen in den Erwerbsbiographien liegen dem Statistischem Bundesamt keine Daten vor, weshalb es für den bereinigten GPG bei Männern wie Frauen von ununterbrochenen Erwerbsbiographien ausgeht. Da Frauen, wie von Ihnen dargelegt, allerdings u.a. wegen Kindererziehungszeiten ihre Erwerbsbiographien öfter unterbrechen, verzerrt das den bereinigten GPG nach oben.
Es gibt weitere Einflussfaktoren, die das Statistische Bundesamt nicht erfassen kann und den bereinigten GPG mutmaßlich nach oben treiben. Einer sei hier erwähnt, da Sie das Thema Gehaltsverhandlungen ansprachen. Ob Frauen tatsächlich schlechter verhandeln, sei dahingestellt; denkbar wäre es immerhin, und ich werde es unten noch einmal aufgreifen. Sicher weiß man aber, dass Frauen weniger bezahlte Überstunden leisten als Männer. Es erscheint daher plausibel, dass Frauen auch weniger unbezahlte Überstunden leisten als Männer. Unbezahlte Überstunden sind aber ein wichtiges Argument in Gehaltsverhandlungen. Auch das liefert einen Beitrag zum GPG, der nicht auf Diskriminierung beruht.
Zum unbereinigten Gender Pay Gap:
Es stimmt, dass typische Frauenberufe tendentiell schlechter bezahlt werden als typische Männerberufe. Dafür habe ich drei Erklärungen, die nichts mit Geschlechterdiskriminierung zu tun haben. Zwei Erklärungen haben biologische Ursachen und sind unabänderbar, die dritte ist gesellschaftlich bedingt und beeinflussbar.
1) Männer sind technischer interessiert. Technische Berufe sind diejenigen, in denen leichter und öfter Produktivitätsgewinne erzielt werden können. Das schafft Raum für Lohnerhöhungen. Die von Frauen bevorzugten Berufe im sozialen Bereich hinken hingegen bei der gesamtgesellschaftlichen Lohnentwicklung aufgrund ihrer mangelnden Möglichkeiten zu Produktivitätsfortschritten stets hinterher.
2) Wenn Frauen aufgrund ihres Naturells schlechter verhandeln als Männer, Wirkt sich auch das in Frauenberufen dämpfend auf die Löhne aus. So manche Erkenntnisse der modernen Anthropologie sprechen für diese These.
3) Menschen in sozialen Berufen arbeiten - in Deutschland - oft für die Kirchen. Nun ist Ihnen als hpd-Autorin sicherlich bekannt, dass die Kirchen sich hierzulande ein eigenes Arbeitsrecht ausbedungen haben, Stichwort "dritter Weg", von manchen auch als ArbeitUNrecht bezeichnet. Dieses schränkt die Möglichkeiten der Beschäftigten, höhere Löhne zu erkämpfen, deutlich ein. Hier haben Sie die Erklärung, warum "der Markt" nicht für höhere Löhne sorgt. Sicherlich ist das eine Form der Diskriminierung und gehört abgeschafft, es ist aber keine Geschlechterdiskriminierung.
Dann noch zur Thematik, dass Frauen sehr viel öfter als Männer zur Kindererziehung aussetzen: Das als Diskriminierung zu deuten, geht an der Realität vorbei. Die allermeisten Frauen WOLLEN aussetzen, um sich um die Familie zu kümmern. Diejenigen, die weiter arbeiten wollen, suchen sich einen Kitaplatz für Ihr Kind. Anders als von Ihnen unterstellt sehe ich da keine "Schuld" bei Frauen, sondern die mündige Entscheidung eines erwachsenen Menschen bzw. Paares - denn Paare sind es in der Regel, die diese Entscheidung gemeinsam treffen. Sicherlich fließen bei vielen Paaren auch wirtschaftliche Überlegungen mit ein: Zuhause bleibt der Partner, der weniger verdient. Ja, das ist meist die Frau. Die Gründe dafür liegen teilweise in der Berufswahl - auch hier wieder eine Entscheidung eines mündigen Menschen. Sie liegen aber auch darin begründet, dass Frauen nur sehr ungerne einen Partner wählen, der weniger verdient als sie, Stichwort weibliche Hypergamie. (Dafür, dass diese real existiert, liefern die Statistiken der heutigen Datingportale ausreichend Belege.) M.a.W., auch hier liegt eine biologische Ursache vor, und keine gesellschaftliche Diskriminierung.
Zum Abschluß nochmal ein Disclaimer: Ich stelle nicht in Abrede, dass es in unserer Gesellschaft auch heute noch Geschlechterdiskriminierung gibt. Diese betrifft Frauen UND Männer. Der Einfluss selbiger auf den GPG, eine statistische Größe, die im übrigen weder Maß noch Beleg für Ungerechtigkeit ist, ist aber marginal. Dafür gibt es genug andere Erklärungen, wie ich dargelegt habe.
Mit freundlichen Grüßen
Lars Temme
Kay Krause am Permanenter Link
Moin Lars Temme!
Danke für Ihren interessanten Kommentar, den ich gerne zur Kenntnis genommen habe.
Da ich Ihre o.a. Aussage für korrekt halte, drängen sich mir automatisch folgende Fragen auf:
1.) zählt "Bischof" auch zu den technischen Berufen?
2.) was "produziert ein Bischof?
3.) welchen Gewinn erzielt dessen Arbeit(?)-geber mit diesem Produkt?
Da einige wenige Leser-innen in den Kommentarspalten des hpd enthaltene Satire/Ironie/ Humor nicht verstehen, möchte ich sie bitten, diesen meinen Kommentar nicht allzu ernst zu nehmen!
m.f.G. Kay v.Krause
Kay Krause am Permanenter Link
Ich glaube, die eigentliche Problematik sehr wohl zu erkennen: Würden Frauen für gleiche Arbeit gleichen Lohn erhalten, so wäre das eine nicht zu verantwortende Schädigung der deutschen Wirtschaft in Milliardenhöhe!
Der Tag hat 24 Stunden, sodass Männer der unteren Einkommensschichten leicht zweimal acht Stunden am Tag arbeiten und so alleine für den Lebensunterhalt der Familie sorgen könnten! den sogenannten Arbeitgebern würde diese Einsparung von 50% der männlichen Arbeitskräfte bei der Gewinnermittlung zugute kommen.
Um dem damit verbundenen, jedoch nicht erwünschten psychologischen Effekt der Herabstufung der Männer entgegen zu kommen (schließlich werden Gesetze von Männern gemacht!) würde ich "Herren-Rabatte" beim Auto-TV-, Haus-, Wohnungs-, Yacht-und Möbelkauf einführen. das würde den Herren auch einen Teil der in den vergangenen Jahrzehnten - durch Aufmüpfigkeit diverser Frauen - verlorenen Präsenz und Würde in der Öffentlichkeit wiedergeben.
Dadurch, dass die Frau nun nicht mehr (durch Aussehen sowie dominierende Wortmeldungen) öffentlich überrepräsentiert wäre, könnte sie guten Gewissens zu Heim und Herd zurückkehren, und den guten alten Zeiten nachtrauern, als sie noch 21% weniger verdienen durfte als die Herren. sie sehen, liebe Leser und Politiker: es gibt für alles eine jeden zufriedenstellende Lösung. Drauf kommen muß man halt!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Soviel zum Thema Gleichberechtigung in Deutschland.
Sebastian am Permanenter Link
Unsaeglich!
Das ist doch schon bezeichnend genug. Es geht immer um Gleichstellung, also dem Erzielen von Ergebnisgleichheit bar jeglicher individuellen Unterschiede. Eine Gelichstellung - von was auch immer - ist demzufolge das genaue Gegenteil von Gleichberechtigung und hat mit einer humanistischen Weltansicht nichts gemein, bei dem grossen Wert auf individuelle Selbstbestimmung und der Wahrung von Indiviualrechten gelegt wird, diese werden naemlich dem Individuum im Zuge der Gleichstellung abgesprochen.
Zudem ist der Artikel so voller Fehler, Vorurteile, Klischees und Absurditaeten, dass es einem Graust.
"Ganz abgesehen davon ist keineswegs geklärt, ob der bereinigte Gender Pay Gap tatsächlich primär auf das vermeintlich falsche Verhandlungsgeschick unterschiedlicher GeschlechtsinhaberInnen zurückzuführen ist."
Verhandlungsgeschick wird beim bereinigten gender-pay-gap wenn ueberhaupt nur under ferner liefen mit aufgefuerht - diese Effekt laesst sich naemlich schlecht quantifizieren. Allem voran schrumpfen die oft wiederholten 21% auf einen immer kleiner werdenden Wert, wenn man ganz banale und offensichtliche Einflussgroessen beruecksichtigt, wie zB Arbeitszeit/Berufserfahrung/Ueberstunden/Qualifikation etc. Um so mehr Faktoren man berucksichtigt, desto kleiner wird dieser gender-pay-gap - was einduetig Zeit, dass hier eben keine strukturelle Benachteiligung vorliegt, sondern sich alle Unterschiede durch individuelle Faktoren erklaeren laesst, wenn man diese eben mit beruecksichtig und diese nicht offen bewusst ausblendet, um hier einer neuen Relogion zu froehnen.
"Warum ist beispielsweise das Pflegen von alten Menschen schlechter bezahlt als das Programmieren von Computern und das Zusammenschrauben von Autos? Und warum bewirkt der angeblich allmächtige Markt mit seinem ehernen Gesetz von Angebot und Nachfrage hier kaum eine Änderung, obwohl Pflegekräfte händeringend gesucht werden?"
Vllt. haben Sie es noch nicht mitbekommen, aber IT-Fachkraefte werden auch haenderingend gesucht, viel mehr noch als Pflegekraefte, insofern greifen die Mechanismen des Markts wunderbar. Und auch hier darf man die Qualifikation nicht ausser Acht lassen. Und solange wir den Niedriglohnsektor ausbauen und den Markt mit Billigloehnern ueberschwemmen (ich verweise nur mal auf die EU-Oststaaten und EU-Ausland), die allzugerne im Pflegebetrieb arbeiten, wird sich vom Markt her nichts an den Lohnunterschieden aendern. Das hat aber nichts mit Ungleichheit zw. Mann und Frau zu tun. Dass Frauen eben nunmal mehr in die Pflege gehen statt sich bei VW ans Band zu stellen oder Informatik zu studieren, wovon sie keiner abhaelt (!), kann man den Maennern nun wirklich nicht vorwerfen.
"An dieser Misere wird sich solange nichts ändern, bis durch die Politik Anreize für Männer geschaffen werden, sich in größerem Umfang an der Familienarbeit zu beteiligen, und für Frauen, ihre Berufstätigkeit nicht zugunsten der Familienarbeit aufzugeben."
Das ist doch Unsinn! Wie soll das denn konkret aussehen? Solche Vorderungen ignorieren doch voellig die Realitaet. Fakt ist, Maenner koennen nunmahl keine Kinder gebaeren - hier wird sich also grundlegend nie etwas aendern. Ein Kind zu bekommen ist fuer eine Frau mit mehr Entbehrungen verbunden als fuer den Mann - und daran wird sich auch mit ach so vielen Anreizen fuer den Mann "mit anzupacken" nichts aendern, den den Part kann er schlicht nicht uebernehmen. Was ist denn das angestrebte Ziel? Biologisch modifizierte Zwitter-Menschen, bei dem beim 1. Kind der eine und beim 2. Kind dann der andere Partner das Gebaeren uebernimmt? Etwaige Unterschiede lasssen sich nicht ausmerzen. Da kann man noch so sehr Jungen als Maedchen und Maedchen als Jungen erziehen, spaetestens beim Kinderekriegen ist dann Schluss mit dem Einheitsbrei, da gibt es eine klare biologisch determinierte Rollenverteilung. Und entweder bin ich als Fau dann bereit, beruflich kuerzer zu treten (spaetestens im 9. Monat geht keine schwangere Frau mehr arbeiten) oder eben nicht. Es gibt kein Gesetz, das Frauen dazu zwingt Kinder zu bekommen. Und ein Mann, der sich entscheidet 11 Monate Elternzeit zu nehmen tut dies auch zulasten seiner Karriere, genauso wie es zulasten seines Familienlebens geht, wenn er sich entschliesst seine 60 Stunden/Woche fortzufuehren.
"Kritiker des Equal Pay Day, die im Allgemeinen auch die Tendenz haben, zu bestreiten, dass Frauen in Deutschland noch immer schlechter gestellt sind als Männer, haben hierfür einfache Antworten parat. Sie alle suchen die Schuld für eine etwaige Verdienstungleichheit ausnahmslos bei den Frauen selbst."
Und ich habe als einfache Antwort fuer die Befuerworter den Equal Pay Day: Sie suchen die Schuld fuer alles ausnahmlos bei anderen, als bei sich selbst. Das ist mindestens genauso sexistisch wie ihre Aussage.
Dem Feminismus uebrigens, der voll zuzustimmenden Bewegung Ungleichheit zw Mann und Frau - also Ungleichbehandlung (Gleichbehandlung ist nicht gleich Gleichstellung, denn bei Gleichbahandlung wird gleiche behandlung unter gleichen Voraussetzungen gefordert!) - abzuschaffen, sind die Grabenkaempfe der Gender-Ideologie alles andere als zutraeglich.
Karl Kloos am Permanenter Link
Die Ungleichheit in Einkommen wird sowohl aus ungerechten gesellschaftlichen Zuständen verursacht als auch durch die Unmündigkeit von Frauen selbst, wobei sich diese wie im Artikel ausgeführt wechselseitig beeinflusse
Aus der Unmündigkeit der Frauen wird die Ungleichheit der Einkommen verursacht, wenn sie gemessen an ihren intellektuellen Kapazitäten und geistiger Reife tatsächlich in der Lage wären bessere Entscheidungen zu treffen oder sich bspw. in der Gehaltsverhandlung durchzusetzen. Eine 30-jährige Frau kann ihre Unmündigkeit nicht mehr darauf stützen, dass sie als Kind weniger Taschengeld bekommen hat und auch viele junge Frauen sollten mittlerweile in der Lage sein Studienfächer zu studieren, die mehr Einkommen bringen als sprachliche, kulturelle oder soziale Disziplinen. Natürlich muss die Gesellschaft bei letzterem trotzdem darauf hinarbeiten, dass Vorurteile gegenüber Studienfächer aufgehoben werden.
Die Bemerkung zum Markt im Artikel zeigt eine naive Vorstellung des Marktes, die davon ausgeht, dass bei hoher Nachfrage von Arbeitnehmer/innen automatisch ein Anstieg der Gehälter erfolgt und sich daraufhin viele als Arbeitnehmer/in melden würden. Ich weiß nicht, wie hoch die Gehälter gestiegen sind (liegt er unter dem Marktwert ist er vielleicht selbst ein Indiz für die Unmündigkeit der Arbeitnehmer/innen höhere Gehälter zu verlangen), aber es ist kein Automatismus. Denn wenn die Zahlungsbereitschaft der Kunden von Altenheimen nicht hoch ist, dann können auch nicht die Löhne der Arbeitnehmer/innen unendlich in die Höhe schießen.
Auch ist der vergleich zwischen Altenpfleger und Programmierer naiv aus dem gleichen Argument: Ist die Zahlungsbereitschaft aller Nachfrager höher, so verdient der Unternehmer oder Arbeitnehmer auch mehr. Mit Software lassen sich zum Teil erhebliche Produktivitätssteigerungen und Gewinne umsetzen, und deswegen zahlen auch Leute dementsprechend viel für Programmierer. Das geht aber auch nicht ins Unendliche.
Beste Grüße
Karl Kloos
Manfred Gilberg am Permanenter Link
Equal Pay Day:
Es wurde hier viel kommentiert zu diesem Thema.
Mir kommt dabei der folgender Gedanke:
Über was denken wir hier in diesem Forum hpd überhaupt nach?
Und wer hat, seit es keine Staatskirche mehr gibt, die Macht in diesem Staat?
Wahrlich die Kirchen. Sind in diesen Strukturen Mann und Frau gleichgestellt?
Bei den ev. vielleicht etwas gleicher. Gleich gewiss nicht.
Da die Kirchen die wahre Macht ausüben, tun sie das auch beim Geldverdienen.
Teilzeitarbeit: Wann beginnen hier die Überstunden?
Bei "hart aber fair" am Montag hieß es, erst nach erreichen der wöchentlichen Regelarbeitzeit?
??? Wieso denn das. Arbeitzeit steht im Arbeitsvertrag, bei Überschreitung der genannten Stundenzahl entstehen doch wohl Überstunden??
Schaffen wir die die Macht der Kirchen ab, und alles geht von selbst.
Die "Kraft" für diese Kommentare sollten wir in dieser Richtung verwenden.
Wir werden abgelenkt auf die sog. "Nebenkriegsschauplätze".
Sebastian am Permanenter Link
Dass die Kirchen die "wahre" Macht in Deutschland ausueben, kann ich so als Aussage nicht ganz teilen, so drastisch sehe ich es nicht.
Dass aber der dritte Weg sowie die Tatsache, dass die Kirche der groesste nicht-staatliche Arbeitgeber in DE ist, eine Gleichberechtigung von Maenner/Frauen sowie von Arbeitnehmern im Allgemeinen grundlegend verhindert, da zT geltendes Recht keine Anwendung findet oder schlicht ignoriert wird, ist sicherlich der groesser Skandal.
Insofern ist die Frage von Manfred Gilberg berechtigt und es draengt sich zudem die Frage auf, warum im Artikel zB der Vergleich von Pflegekraeften zu zB Programmierern gemacht wird, anstatt zu hinterfragen, inwieweit Lohndumping durch die Kirchen mit betrieben und durch den 3. Weg erst ueberhaupt moeglich gemacht wird - denn sicher ist, dass gerade in den Pflege/Sozial-Berufsfeldern die Kirche sehr stark vertreten ist.