Schweiz

Freidenker starten mit Partnern die Petition "Die Million vors Volk"

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Mehrere Kantone der Schweiz haben dem Vatikan umfangreiche Geldzahlungen für die Renovierung der Kaserne der päpstlichen Schweizergarde zugesagt. Im Kanton Luzern wurde die Vatikan-Finanzierung aus öffentlichen Geldern Ende September durch ein Referendum zu Fall gebracht, das von der Freidenker-Vereinigung der Schweiz initiiert worden war. Nun soll auch die des Kantons Wallis auf den Prüfstand gestellt werden.

Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz (FVS) will verhindern, dass der Staat Lotterie-Gelder missbraucht. Sie lanciert in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern von SP, Grünen, GLP, Appel Citoyen und FDP die Petition "Die Million vors Volk". Da die Walliser Bevölkerung Ende November über Palliative Care und Sterbehilfe in öffentlichen Institutionen abstimmt, nutzt die FVS die Gelegenheit, die Walliserinnen und Walliser auch über ein weiteres Thema zu informieren, bei dem sie zukünftig hoffentlich ebenfalls über die Trennung von Staat und Kirche entscheiden dürfen: Sie verschickt ihre Petition zur Rücknahme der Vatikan-Finanzierung an alle Haushalte im Kanton – zusammen mit dem Aufruf, dem neuen Sterbehilfegesetz zuzustimmen. Den Walliserinnen und Wallisern soll die Chance gegeben werden, selbst zu bestimmen, ob sie das Geld vor Ort investieren oder es dem reichen Vatikan spenden wollen.

Eine ganze Million darf nicht an den reichen Vatikan gehen!

Der Staatsrat hat im Wallis hinter dem Rücken des Volkes entschieden, eine ganze Million Franken aus der "Loterie Romande" an die Kasernenstiftung zur Renovation der Kaserne der päpstlichen Schweizergarde zu spenden. Staatsrechtliche Erwägungen zeigen klar, dass diese Zuwendung nicht als gemeinnützig anzusehen ist und im Widerspruch zum Reglement zur Verwendung der Mittel der "Loterie Romande" steht – dieses verlangt, dass auf Gesuche mit überwiegend konfessionellem Charakter nicht einzutreten ist. Gardisten müssen praktizierende Katholiken sein. Deshalb ist das Projekt klar konfessionell ausgerichtet.

Die Freidenker und ihre Mitstreiter sind der Meinung, dass dieses Geld Gegenstand einer breiteren Konsultation hätte sein sollen, und sind überzeugt, dass die Mehrheit des Volkes nicht dafür ist, dieses Geld dem reichen Vatikanstaat zukommen zu lassen, der das Geld zur Finanzierung von Gebäuden auf seinem Territorium nicht nötig hat. Diese Summe hätte für viel nützlichere und tatsächlich gemeinnützige Zwecke für die Bevölkerung des Wallis verwendet werden können.

Luzern als Vorbild

Seit der Abstimmung im Kanton Luzern vom 25. September ist augenscheinlich: Eine große Mehrheit der Bevölkerung sieht die Mitfinanzierung der Kaserne im Vatikan nicht als kantonale Aufgabe. Nach dem Beispiel des Kantons Luzern, der die Finanzierung der Kaserne mit 71,5 Prozent abgelehnt hat, könnte sich auch der Kanton Wallis mit der Stimme seiner Bürgerinnen und Bürger dagegen aussprechen, und zwar unabhängig davon, ob man gläubig ist oder nicht. Auch in Luzern wollte die Regierung Geld, das primär für lokale Verwendung bestimmt war, ins Ausland transferieren. Die FVS ergriff das Referendum und organisierte ein breit abgestütztes Komitee mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem ganzen Parteienspektrum. Die Kampagne "Steinreich und trotzdem auf Betteltour" hat eindeutig gezeigt, dass die Bevölkerung Vatikan-Subventionen großmehrheitlich ablehnt und mehr Entflechtung von Staat und Kirche wünscht.

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Erfreulich breite politische Unterstützung

Folgende ErstunterzeichnerInnen aus den politischen Parteien SP, GLP, Junge Grüne, Grüne, FDP, Juso und den lokalen Sektionen der Freidenker stehen für die Petition: Claudia Alpiger, Brig, SP Oberwallis; Roger Ambort, Naters, GLP; Matthieu Besse, Sion, Junge Grüne; Clément Borgeaud; Monthey, SP Unterwallis; Cilette Cretton, Martigny, Verfassungsrätin; Thierry Dewier, Ardon, Libre Pensée romande; Madeleine Meyer, Choëx, Libre Pensée romande; Carole Morisod, Chablais, Grüne; Bryan Pitteloud, Sion, GLP; Christian Schnidrig, Naters, Freidenkende Oberwallis; Dieter Stoessel, Zermatt, FDP; Sandro Werlen, Agarn, Juso Oberwallis; Brigitte Wolf, Bitsch, Grüne.

Für die Trennung von Staat und Kirche: Konsequent, überall

Die FVS setzt sich für säkulare, humanistische und rationale Werte ein. Im Kanton Wallis sind diesbezüglich zwei Themen hochaktuell, weshalb sich die FreidenkerInnen vor Ort aktiv einsetzen. Für den Verein bedeutet dies im Bezug auf die Abstimmung vom 27. November, dass ein Heim, das staatliche Gelder in Anspruch nimmt, nicht religiöse Gründe geltend machen darf, um seinen Bewohnerinnen und Bewohnern die Selbstbestimmung am Lebensende zu verweigern. Jeder Mensch muss selbst entscheiden können, ob er Palliative Care oder Sterbehilfe in Anspruch nehmen möchte. Deshalb engagiert er sich nicht nur dafür, dass die Bevölkerung selbst entscheidet, wofür sie die Million aus der "Loterie Romand" einsetzt, sondern auch für ein Ja zum Gesetz über die Palliative Care und die Rahmenbedingungen für Beihilfe zum Suizid in Institutionen und Einrichtungen. Das Engagement der FVS geht jedoch viel weiter. Sie organisiert auch Vortragsabende, das Kinder- und Jugendlager "Camp Quest" und das Wissensfestival "Denkfest". Zudem bietet sie weltliche Hochzeiten, Abschiedsfeiern und andere Rituale an und hilft Menschen, die verfolgt werden, weil sie religionslos sind.

Die Petition kann auch von Nicht-Walliser*innen hier unterschrieben werden.

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