Das Wallis stimmt am 27. November über das Gesetz über die Palliative Care und die Rahmenbedingungen für Beihilfe zum Suizid in Institutionen und Einrichtungen (GPCBSIE) ab. Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz engagiert sich für ein klares "Ja" an der Urne.
Die Suizidhilfe ist eine Freiheit und ein Recht, das vom Bundesgericht und vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anerkannt wird. Trotzdem gibt es Gesundheitseinrichtungen, die dies ihren dort lebenden BewohnerInnen verunmöglichen. Das Gesetz über die Palliative Care und die Rahmenbedingungen für Beihilfe zum Suizid in Institutionen und Einrichtungen (GPCBSIE) soll zukünftig die Praxis der Suizidhilfe in Institutionen mit öffentlichem Auftrag regeln – im Kanton Wallis betrifft dies alle.
Neu kann den BewohnerInnen von Gesundheitsinstitutionen und Sozialeinrichtungen die Möglichkeit, Suizidhilfe zu erhalten, nicht mehr verwehrt werden, wenn die Institution ihr gewohnter Lebensort ist. "Ein Heim, das staatliche Subventionen annimmt, muss sich auch mit den staatlichen Regelungen abfinden!" bringt es Freidenker-Präsident Andreas Kyriacou auf den Punkt.
Trotz guter Chancen braucht es jede Stimme
Im Grossen Rat wurde die Vorlage mit einer Zweidrittel-Mehrheit angenommen und die Regierung empfiehlt der Bevölkerung, das Gleiche zu tun. Eine gfs-Studie von 2020 zeigt, dass 76 Prozent der Walliser Bevölkerung hinter der Suizidhilfe durch eine Organisation wie zum Beispiel EXIT oder DIGNITAS steht. Die Ausgangslage ist also gut, doch gewonnen ist die Abstimmung damit noch nicht.
Die Abstimmung im Kanton Luzern hat zwar kürzlich gezeigt, dass sich die Bevölkerung nicht mehr so leicht von religiösen Forderungen beeindrucken lässt. Wie groß der Einfluss der religiös-konservativen Kräfte im Wallis ist, welche die Vorlage bekämpfen, ist schwierig einzuschätzen. Insbesondere die Beihilfe zum Suizid in Heimen ist umstritten, so sprechen sich einige Leitungen von Alters- und Pflegeheimen dagegen aus und lassen sie in ihren Räumlichkeiten nicht zu. Die Kommunikationschefin der Freidenker-Vereinigung der Schweiz, Lisa Arnold, zeigt sich dennoch positiv gestimmt, dass sich der Luzerner Trend auch diesmal bestätigt: "Wir sind zuversichtlich, dass die Walliser Stimmberechtigten die nächsten sind, die zeigen, dass säkulare Werte mehrheitsfähig sind."
Auch im Wallis die Menschenrechte gewähren
Palliative Care und Beihilfe zum Suizid sind Themen, die in unserer Gesellschaft an Bedeutung gewinnen. Das eigene Leidens- und Lebensende zu bestimmen, ist ein natürliches menschliches Bedürfnis. "Frei entscheiden, auch am Lebensende" steht für die Freidenker-Vereinigung der Schweiz im Zentrum bei der Abstimmung am 27. November, die bei Annahme der Gesetzesänderung dafür sorgt, dass auch in den Walliser Institutionen und öffentlichen Einrichtungen die Menschenrechte gewährt werden.