Vampire bauen auf soziale Absicherung

Gegenseitige Hilfe unter Blutsaugern

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Gemeiner Vampir (desmodus rotundus)
desmodus rotundus

Die Theorie des "social bet-hedging", der "sozialen Wette", gilt auch für die Vampire. Blutsaugenden Fledermäuse unterstützen sich gegenseitig. In Gruppen lebende Weibchen helfen einander mit Nahrung aus, indem sie ihre Bluternte hervorwürgen und von ihren bei der Nahrungssuche leer ausgegangenen Artgenossen aufsaugen lassen. Untersuchte DNS eröffnete, inwieweit dabei Verwandtschaft eine Rolle spielt. Das Ergebnis: Nicht nur.

Vampire helfen einander auch unabhängig vom Grad der Verwandtschaft. Freigiebige Tiere werden dann in Notfällen selbst nicht leer ausgehen, beobachteten die Forscher, und der Konstanzer Biologe Damien Farine spricht davon, dass die nächtlichen Jäger eine Wette eingehen. Unterstützen sie eine weiter gespannte Gruppe von Artgenossen, sinkt das Risiko, vergeblich um Hilfe betteln zu müssen, bleiben sie selbst einmal erfolglos bei der Nahrungssuche.

Entsprechend ergab eine Studie über einen längeren Zeitraum, dass die Weibchen, deren nahe Anverwandte, Tochter, Mutter oder Geschwister, verendet waren, einen engeren Kontakt mit nicht blutsverwandten Gruppenmitgliedern unterhielten. Sie bauten ihr Netzwerk aus.

Die Untersuchungen wurden vom Smithsonian Institute for Tropical Research in Panama durchgeführt. Dazu wurden 30 Weibchen des Gemeinen Vampirs, Mütter oder Töchter, temporär aus der Gruppe herausgenommen. So wurde festgestellt, dass die Individuen, die bereits über ein breites Netzwerk verfügten, die Situation besonders gut überstanden. Diese Experimente wurden von einem Forscher-Team um Gerald Carter durchgeführt. Damien Farine, Ornithologe an der Universität Konstanz, verglich die Ergebnisse im Rahmen einer Kooperation erstmals mit denen über Paviane und Menschen, die ebenso nach dieser Theorie eine Art "Soziale Wette", "social bet-hegde", eingehen können.

Die Vampirweibchen bringen erst ab dem zweiten Lebensjahr jährlich je ein Junges zur Welt, so dass die Nachkommenschaft überschaubar bleibt und damit auch das soziale Netz, auf das sie bauen können. Deshalb scheint es für sie wie bei den Primaten lebenswichtig, ein Netz aus "Freundschaften" zu knüpfen.

Wurde damit der Opportunismus oder die Solidarität lange vor den Primaten geboren? Oder agieren die Vampire schon wie Börsianer, die nach dem Prinzip entscheiden, das Risiko möglichst zu verteilen? Das mag jeder danach entscheiden, welcher Lebensmaxime er selbst den Vorzug gibt.