Pakistan

70-Jähriger möchte Schwulenclub eröffnen und landet in Psychiatrie

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"Lorenzo Gay Club" sollte er heißen und "Annehmlichkeiten" für alle Menschen bieten, ob schwul oder nicht. Ein 70-jähriger Pakistani stellte bei den Regierungsbehörden einen Antrag für Pakistans ersten Schwulenclub. Problem: Schwuler Sex ist illegal in Pakistan. "Ich spreche über Menschenrechte", sagt der Mann vor seiner Einweisung in die psychiatrische Klinik.

Ausgerechnet in Abbottabad soll der Gay Club stehen, einer konservativen Stadt in der Grenzregion zu Afghanistan, wo Frauen nur eingeschränkt Zugang zu Bildung haben und wo Osama bin Laden einst gefunden wurde. Der ältere Mann hat bei der zuständigen Behörde einen Antrag auf die Gründung eines Schwulenclubs gestellt. An den stellvertretenden Kommissar der Stadt schrieb der Mann, der Club solle eine "große Annehmlichkeit und Ressource für viele homosexuelle, bisexuelle und sogar einige heterosexuelle Menschen sein, die insbesondere in Abbottabad und in anderen Teilen des Landes leben."

Vorläufig sollte der Laden "Lorenzo Gay Club" heißen. Nur Küssen soll erlaubt sein, es soll keinen Sex in dem Gay Club geben, weder schwulen noch nicht-schwulen. Es gibt nur einen großen Hemmschuh: Schwuler Sex ist in Pakistan generell illegal. Für heterosexuelle Paare gibt es auch zig Regeln: Sex vor der Ehe ist ein Verbrechen, Küssen in der Öffentlichkeit verpönt. Die Behörde von Abbottabad bestätigte gegenüber The Telegraph, dass ein Antrag für einen Schwulenclub vorliege. Er werde wie jeder andere Antrag geprüft.

Wut auf Kommissar, der Antrag prüft

Dass es so einen Antrag überhaupt gibt, müssen Behördenmitarbeiter geleakt haben. Die Information landete in den Sozialen Medien und löste Wut bei Einheimischen und Politikern der Provinz aus. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass so ein Club in Pakistan überhaupt den Hauch einer Chance hat, regen sich Konservative auf: Naseer Khan Nazir, ein Führer der rechtsgerichteten Partei Pakistan Awami Tehreek (PATY), sagte, wenn die Genehmigung für den Club erteilt würde, würde dies "sehr schwerwiegende Konsequenzen" haben.

Ein anderer Abgeordneter der Partei sagte, er würde das Gebäude mit Benzin übergießen und in Brand stecken. Der Führer von Jamiat Ulema Islam (JUI), einer konservativen religiösen Partei in der Khyber Pakhtunkhwa-Versammlung, behauptete, der Mann, der den Club gründen wollte, sei kürzlich von einem Besuch in Großbritannien zurückgekehrt. Grund genug für religiöse Parteien, dem Antragsteller vorzuwerfen, im Auftrag eines ausländischen Staates zu arbeiten. Die Religiösen forderten sogar die Entlassung des zuständigen Kommissars von Abbottabad, weil er den Antrag überhaupt zur Prüfung angenommen hatte.

Mann möchte Menschenrechte verteidigen

Unterdessen wurde angeordnet, den Antragsteller in die psychiatrische Klinik in Peshawar einzuweisen. Kurz vor seiner Einweisung erklärte er gegenüber The Telegraph: "Ich spreche über Menschenrechte und ich möchte, dass die Menschenrechte aller verteidigt werden." Er sagte, er werde die Beamten um eine schriftliche Antwort bitten, warum sie seinen Antrag abgelehnt hätten, sollte er erfolglos bleiben. "Ich habe den Kampf für die Rechte der am meisten vernachlässigten Gemeinschaft in Pakistan begonnen und werde in jedem Forum meine Stimme erheben", proklamierte er. "Wenn die Behörden sich weigern, werde ich mich an das Gericht wenden und ich hoffe, dass das pakistanische Gericht wie das indische Gericht zugunsten der Homosexuellen entscheiden wird." Einige indische Bundesstaaten erlauben mittlerweile eheähnliche Gemeinschaften zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren.

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