Neue CeMAS-Studie

Glaube an pro-russische Verschwörungmythen nimmt zu

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Pro-russische Demonstration auf dem Opernplatz in Hannover im Juni 2022 unter dem Motto "Gegen Volksverhetzung, Mobbing und Diskriminierung der russischsprachigen Bevölkerung – Gegen die Waffenlieferung in Kriegsgebiete".
Pro-russische Demonstration auf dem Opernplatz in Hannover

Die anhaltende Desinformationskampagne über den Angriffskrieg gegen die Ukraine trägt offenbar Früchte. Immer mehr Menschen in Deutschland glauben an pro-russische Verschwörungserzählungen, besonders hoch ist der Zuspruch in den östlichen Bundesländern und unter AfD-Wählerinnen und -Wählern.

Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommt das gemeinnützige Center for Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) in der Auswertung einer repräsentativen Befragung von 2.228 Personen zu sechs verbreiteten Narrativen aus diesem Umfeld. Die Umfrage wurde Anfang Oktober durchgeführt und mit einer ersten, gleichartigen Befragung von April 2022 (1.925 Personen) verglichen.

Die höchsten Zustimmungswerte fanden die AutorInnen Pia Lamberty, Corinne Heuer und Josef Holnburger für die Aussage, "dass der russische Angriffskrieg eine alternativlose Reaktion Russlands auf die Provokation der NATO sei". Das glauben 19 Prozent der Befragten, also fast jedeR Fünfte. 21 Prozent stimmen teilweise zu. Anfang April, also wenige Wochen nach Kriegsbeginn, bejahten dies "nur" 12 Prozent vollständig und 17 Prozent teilweise.

Fast ebenso viele Befragte – 18 Prozent – halten es für zutreffend, dass Putin gegen eine "globale Elite" vorgehe, "die im Hintergrund die Fäden zieht". Im April waren es noch 12 Prozent gewesen. Teilweise Zustimmung äußern sogar 26 Prozent (April: 20 Prozent). Die Quote der Befragten, die diesen Verschwörungsmythos komplett ablehnen, ist von 68 Prozent auf nur noch 56 Prozent zusammengeschmolzen.

Zur Rechtfertigung des Angriffskriegs wird zudem mitunter behauptet, dass die Ukraine historisch keinen eigenen Gebietsanspruch habe und eigentlich Teil Russlands sei. Das glauben 14 Prozent, im April waren es 8 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung der Zustimmungswerte zeigt sich für ein weiteres Narrativ: "Die Ukraine hat zusammen mit den USA geheime Biolabore zur Herstellung von Biowaffen betrieben". Hier stieg die Zustimmungsquote von 7 Prozent im April auf nun 12 Prozent.

Auch die beiden übrigen Items der Umfrage haben in der Bevölkerung an Akzeptanz gewonnen. Waren im April noch 5 Prozent der Ansicht, der Krieg in der Ukraine sei notwendig gewesen, "um dort die faschistische Regierung zu beseitigen", glauben dies nun bereits 9 Prozent. Fast ebenso viele (8 Prozent) finden, dass dieser Krieg nur der Ablenkung von der Corona-Pandemie diene. Hier hat sich die Quote gegenüber 4 Prozent im April verdoppelt.

Besonderen Zuspruch für pro-russische Verschwörungserzählungen stellten die Forschenden in den östlichen Bundesländern fest, wo beispielsweise ein Drittel der Befragten die Story von der NATO-Provokation glauben. Im Westen findet diese Behauptung nur halb so viel Zustimmung. 

Wie bereits im April, zeigen sich auch jetzt klare Unterschiede in den Zustimmungsquoten zwischen den Anhängerinnen und Anhängern der verschiedenen Parteien. AfD-Wähler*innen bejahen die Verschwörungserzählungen über den Ukraine-Krieg am häufigsten, gefolgt von Anhängern der Linken. So halten 48 Prozent der AfD- und 32 Prozent der Linken-Wähler den Krieg für das Resultat einer Provokation Russlands durch die NATO. Unter Anhängern von CDU und SPD sind es jeweils 16 Prozent, bei der FDP 13 Prozent, und von den Grün-Wählern sind es nur 3 Prozent. 

Die aktuelle Befragung erweist sich auch insofern als aufschlussreich, als sie erneut einen Zusammenhang zwischen dem Glauben an Verschwörungserzählungen und der Protestbereitschaft aufzeigt. Das Muster zeichnete sich bereits im April ab, als die Forschenden eine Korrelation zwischen Verschwörungsglauben und der Bereitschaft zum Protest gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung feststellten. Die aktuelle Erhebung fand einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Glauben an pro-russische Verschwörungserzählungen und der Bereitschaft, gegen staatliche Corona-Maßnahmen und gegen die Energiekrise zu protestieren.

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