Der klassische Journalismus, der die Banner der Objektivität und Neutralität schwenkt, steht vor einem großen Problem: Vor einem Guerilla-Informationskrieg. Der etablierten Medienlandschaft stehen populistische Netzwerke gegenüber, deren Intention nicht mehr die Durchsetzung eines völkischen Narrativs ist, sondern die vollständige Erosion demokratischer Prinzipien. Mittel der Wahl ist dabei, die Zivilbevölkerung mit so viel und so widersprüchlicher Desinformation zu überwältigen, dass diese irgendwann dankbar den "starken Mann" als ihren Anführer akzeptiert.
Hoaxes, Fake News und Verschwörungstheorien überschwemmen uns wie nie zuvor. Durch die weitverbreitete Nutzung des Internets, speziell der sozialen Medien, haben es Verschwörungsideologen und Fake News-Portale leichter, ihre Inhalte einer breiten Masse nahezubringen.
Die beiden Sozialwissenschaftlerinnen Katrin Götz-Votteler und Simone Hespers legen mit "Alternative Wirklichkeiten? Wie Fake News und Verschwörungstheorien funktionieren und warum sie Aktualität haben" eine Einführung zum Thema vor.
Dass wir gut daran tun, den eigenen Erinnerungen zu misstrauen, ist seit längerem bekannt. Eine aktuelle Studie setzt noch eins drauf: Eine Gruppe von Forscherinnen hat nun gezeigt, dass Fake News beeinflussen, was Menschen für reale Vergangenheit halten.
Die beiden Diskursanalytiker Romy Jaster und David Lanius gehen in "Die Wahrheit schafft sich ab. Wie Fake News Politik machen" dem gemeinten Phänomen definitorisch wie wirkungsbezogen nach. Dabei ist ein informativer Band in aufklärerischer Absicht entstanden, wenngleich die Definition nicht so trennscharf wie gemeint ist.
Der promovierte Philosoph Jan Skudlarek legt in seinem Buch "Wahrheit und Verschwörung" eine Erörterung zu Fake News und Konspirationsvorstellungen vor. Auch wenn die Arbeit ein wenig zu "cool" formuliert und fragmentarisch angelegt ist, findet man doch einige wichtige Reflexionen, auch und gerade zu den Folgen von "gefühlten Wahrheiten".
Die diesjährige Fastenkampagne der evangelischen Kirche ruft zur gemeinsamen Wahrheitssuche und zum Lügenverzicht auf. Ein interessanter Ansatz, wenn das eigene Konzept bekanntermaßen auf Glauben und nicht auf Wissen beruht. Auch von katholischer Seite gab es schon ähnliche Forderungen, die nüchtern betrachtet doch reichlich absurd erscheinen.
"Frau gewinnt in der Lotterie, kotet auf den Schreibtisch ihres Chefs und wird festgenommen!" 1.765.146 Menschen haben diese Nachricht auf Facebook gelikt, geteilt oder kommentiert. Allerdings: Das ist reine Erfindung! Zugegeben, nicht ganz unlustig, aber trotzdem erstunken und vor allen Dingen erlogen. Neudeutsch heißen solche Falschmeldungen "Fake News". Nicht selten verbergen sich hinter vielen Lügenstorys demokratiegefährdende Absichten.
Die Rechte versucht, stetig Zweifel an den Medien zu säen. Selbst nimmt sie es mit der Wahrheit nicht so genau, wie ein gefälschtes Zitat von Angela Merkel im Internet beweist.