Im Dezember 1948, also vor 75 Jahren, wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von den Vereinten Nationen verabschiedet. In ihrem Schwerpunkt erinnert die MIZ 3/23 an die damaligen Begleitumstände, bricht eine Lanze für den Universalismus der Menschenrechtsidee und wirft einen genaueren Blick auf zwei der seinerzeit ausgerufenen Menschenrechte.
Im "Für alle" betitelten Editorial stellt Gunnar Schedel die Frage, wie viele Menschen wohl auf eines der in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aufgeführten Rechte aus freien Stücken verzichten würden. Wie viele auf fünf, auf zehn, auf alle? Und ob das Ergebnis sich ändern würde, wenn die Fragen so formuliert wären, dass die Rechte nicht nur für das befragte Individuum, sondern für alle gelten sollten.
Daran knüpft Dirk Winkler mit seinen Überlegungen zur Konfliktstellung von allgemein gültigen Menschenrechten und Relativismus an. Gerade weil im Zuge von Kolonialismus, Sklaverei und Ausbeutung ganzen Bevölkerungsgruppen die Menschenrechte vorenthalten worden sind, sei es wichtig, sensibel zu reagieren und jeder Form von Relativismus selbstbewusst entgegenzutreten.
Dass die Menschenrechte 1948 der Zivilgesellschaft nicht einfach so "geschenkt" wurden, verdeutlicht der Beitrag von Stephan Mögle-Stadel. Er wirft einen kurzen Blick auf den Weltbürger Nr. 1 Gary Sol Davis und seinen Einsatz – zusammen mit Albert Camus, André Breton und vielen anderen – für die Annahme der Menschenrechtserklärung durch die Vereinten Nationen.
In zwei Interviews mit Heiner Bielefeldt (dem Inhaber des Erlanger Lehrstuhls für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik) und Gisela Notz (der langjährigen Bundesvorsitzenden von pro familia) wird schließlich ein Blick auf die Lage bei der Religions- und Weltanschauungsfreiheit sowie der Gleichberechtigung der Geschlechter geworfen.
Berliner und Bremer Abgeordnete
In der Rubrik Staat und Kirche wird ein Offener Brief des Bündnisses altrechtliche Staatsleistungen abschaffen (BASTA) dokumentiert. Den Abgeordneten des Bundestages wird darin ein Vorschlag unterbreitet, wie sich eine Ablösesumme sinnvoll berechnen ließe: Anstatt der von kirchenfreundlicher Seite ins Spiel gebrachten mehreren Milliarden kommt BASTA auf einen Betrag von nicht einmal einer Viertelmilliarde Euro.
Die Abgeordneten der Bürgerschaft (also des Landtags) in Bremen werden (weil es im Unterschied zu den Flächenländern keine Stimmkreise gibt) über eine reine Listenwahl gefunden. Indem fünf Stimmen einzelnen Kandidat:innen zugeordnet werden können, ist es aber möglich, dadurch auch Bewerber:innen mit schlechtem Listenplatz ins Parlament zu bringen. Dass ausgerechnet fundamentalistisch-religiöse Gruppierungen davon profitieren würden, hatte wohl niemand erwartet...
Critical Studies, Apostasie, Humanismus
Nikil Mukerji nimmt die bereits in der MIZ 1/23 erörterte Frage auf, ob Critical Studies Pseudowissenschaftlichkeit vorgehalten werden kann. Am Beispiel von Robin DiAngelo zeige sich, dass zwar ihre erkenntnistheoretischen Grundannahmen "wenig substanziell Beanstandenswertes" enthalten, jedoch ihre argumentativen Techniken problematisch erscheinen. Insgesamt habe es den Anschein, dass DiAngelo nicht ergebnisoffen forsche, sondern bereits bestehende Auffassungen zu bestätigen suche.
Eine Begründungsoffenheit des Humanismus fordert Horst Groschopp in der Debatte um Säkularen Humanismus als Antwort auf Rainer Rosenzweig. Humanistische Angebote sollten nicht nach ihrer "Säkularität" beurteilt werden. Dies sei "humanismusfremd" und vielleicht auch einer der Gründe, warum sich "konsequent humanistisches Denken" auch im Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) bislang nicht durchgesetzt habe.
Über die weltweiten – wenn auch weitestgehend auf das World Wide Web beschränkten – Aktivitäten zum Apostasy Day am 22. August berichtet Ali Malik, Co-Sprecher des Council of Ex-Muslims of Britain. Diesmal stand der Gedenktag unter dem Motto: "Doodle on Quran" ("Kritzel auf den Koran").
Daneben bietet das Heft die Rubriken "Blätterwald" und "Internationale Rundschau", die Glosse "Neulich... beim Hijab-Monument" von Daniela Wakonigg und eine Buchbesprechung.