Eine Biographie über den wechselvollen Weg von Bernd Trautmann

Vom Hitlerjungen zur englischen Fußball-Legende

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Skulptur von "Bert" Trautmann im Manchester City Museum
Skulptur von "Bert" Trautmann im Manchester City Museum

Die britische Journalistin Catrine Clay beschreibt in "Trautmanns Weg. Vom Hitlerjungen zur englischen Fußball-Legende" die Entwicklung eines ehemaligen Weltkriegssoldaten im Land seiner früheren Feinde. Auch wenn die Biographie für sich nicht unbedingt die gelungenste Lebensbeschreibung ist, wird hier doch exemplarisch auch die politische Kraft des Sports deutlich.

Bernd Trautmann ist nach wie vor in Deutschland nicht sonderlich bekannt, selbst Fußball-Fans nicht. Ein vor kurzem in den Kinos angelaufener Film über sein Leben floppte. Doch ist seine persönliche Entwicklung und gesellschaftliche Resonanz mehr als nur interessant.

Denn Trautmann war einer der angesehensten Fußballer im England der 1950er Jahre. Beim legendär gewordenen Cup-Finale 1956 hielt er als Torwart nicht nur viele Bälle, er brach sich beim Zusammenstoß mit einem gegnerischen Stürmer auch das Genick. Da es damals keine Auswechslungen gab, spielte er bis zum Ende weiter und sicherte so den Sieg seiner Mannschaft. Bereits zuvor war Trautmann erst als zweiter Ausländer zum "Spieler des Jahres" ernannt worden, und 2007 wurde er zum besten "Manchester City"-Spieler aller Zeiten gewählt.

Aber warum ist seine Geschichte nicht nur für Fußball-Fans interessant? Trautmann kam nicht freiwillig nach England, sondern als Kriegsgefangener. Als Soldat kämpfte er in der Wehrmacht auf der Seite des Feindes gegen die britischen Truppen.

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Sein Leben beschreibt die BBC-Journalistin Catrine Clay in ihrem Buch "Trautmanns Weg. Vom Hitlerjungen zur englischen Fußball-Legende". Und gerade die Entwicklung, die der Untertitel andeutet, ist das Faszinierende an dieser Biographie.

Geboren wurde Trautmann 1923 in wenig begüterten Verhältnissen. Die schlechte soziale Lage und Zukunftsperspektive brachte seinen Vater dazu, mit den Nationalsozialisten zu sympathisieren. Auch der junge Bernd trat so dem "Jungvolk" der "Hitler-Jugend" bei. Auch wenn er wohl nie ein fanatischer Hitler-Anhänger wurde, nahm er doch eine nationalistische Einstellung an und entwickelte Ressentiments gegen die Juden.

Mit 17 meldete Trautmann sich freiwillig zur Wehrmacht und kämpfte als Fallschirmjäger an verschiedenen Fronten, wo er auch Augenzeuge von brutalen Kriegsverbrechen wurde. Nach seiner Gefangennahme durch britische Truppen kam Trautmann 1945 ins Kriegsgefangenenlager Aston in Makerfield. Nachdem man auf sein Torwart-Talent aufmerksam wurde, spielte er ab 1948 für einen Amateurverein.

Seine herausragenden sportlichen Leistungen ließen dann "Manchester City" auf ihn aufmerksam werden. 1949 erhielt Trautmann einen Profivertrag. Beim ersten Heimspiel demonstrierten aber tausende von Fans gegen die Verpflichtung des ehemaligen Kriegsgegners. Sie brüllten "Kriegsverbrecher" und "Nazi". Auch in der jüdischen Gemeinde von Manchester kam großer Unmut auf. Doch dann ergriff der dortige Rabbi Alexander Altmann das Wort. In einem offenen Brief schrieb er: "Trotz der schrecklichen Grausamkeiten, die wir durch die Deutschen erlitten haben, würden wir nicht wollen, dass ein Einzelner von ihnen, der mit diesen Verbrechen möglicherweise nichts zu tun hat, aus reiner Rachsucht bestraft wird. Sofern dieser Fußballer ein anständiger Kerl ist, ist meiner Meinung nach nichts gegen seine Verpflichtung einzuwenden. Jeder Fall muss für sich betrachtet werden." Altmann war selbst ein Flüchtling aus Deutschland gewesen und nahm eine noble Haltung angesichts von Kollektivverurteilungen gegenüber einer einzelnen Person ein.

Nicht nur diese offene Bekundung, auch die herausragenden Torwart-Leistungen ließen bald die Stimmung kippen. Aus Bernd Trautmann war schon längst ein Bert Trautmann geworden. Es dauerte nur kurze Zeit, dann wurde er der Liebling der Fußballfans.

Trautmann spielte bis 1964 für "Manchester City". 1997 erhielt er das Bundesverdienstkreuz für seinen Beitrag zur deutsch-englischen Freundschaft. Nicht wenige meinten, er habe als Sportler mehr dafür getan als viele Politiker.

2013 starb Trautmann. Über seinen Tod hinaus steht er als Weltklasse-Torhüter auch heute noch in Großbritannien in hohem Ansehen.

Seine Biographie hat die erwähnte Journalistin Catrine Clay aufgeschrieben. Es ist noch nicht einmal eine sonderliche gute Lebensbeschreibung. Die Autorin füllt die Seiten mit den politischen Hintergründen, scheint ihr doch häufig der Stoff zu fehlen. Sie gibt keine Belege an, stützt sich wohl hauptsächlich auf Gespräche mit Trautmann. Und darüber hinaus lassen sich im Buch viele Unwuchten erkennen. Aber es wird ein beeindruckendes Leben geschildert.

Catrine Clay, Trautmanns Weg. Vom Hitlerjungen zur englischen Fußball-Legende, Göttingen 2018 (Verlag Die Werkstatt), 318 S., 19,90 Euro