Zentrum für politische Schönheit

"Ich wäre gern die Unruhe in euren Herzen"

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Die syrische Schauspielerin May Skaf

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Zentrums-Salon mit Prof. Dr. Thomas Fischer

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Prof. Dr. Thomas Fischer

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Ein Tiger in der Arena vor dem Maxim-Gorki-Theater

BERLIN. (hpd) Bis zuletzt wusste niemand, wie die Aktion "Flüchtlinge fressen" vom Zentrum für Politische Schönheit ausgehen wird. Nun ist die Kunstaktion zu Ende und niemand ist gestorben. Stattdessen bleibt eine politische Forderung im Raum stehen.

Die Künstlergruppe "Zentrum für Politische Schönheit" hatte Flüchtlinge dazu aufgerufen, sich von Tigern fressen zu lassen. Damit wollten sie gegen den Paragraphen 63 Absatz 3 des Aufenthaltsgesetzes protestieren, der Beförderungsunternehmen die Einreise von Geflüchteten ohne gültiges Visum ins Bundesgebiet untersagt.

Bundesrichter Thomas Fischer unterstützt Forderung

Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, unterstützte die politische Forderung des Zentrums. "Ob der Paragraph mit dem Geist des Grundgesetztes vereinbar ist, halte ich für zweifelhaft", sagte Fischer gegenüber dem ZDF-Magazin Frontal 21. "Ich würde eine Initiative für die Abschaffung dieser Regelung durchaus befürworten."

Am vergangenen Freitag hatte der Bundestag zum wiederholten Male für das Beförderungsverbot gestimmt. Die Abschaffung, so Thomas Fischer, wolle die deutsche Öffentlichkeit und die deutsche Politik nicht, "weil man die großen Flüchtlingslager nicht rund um den Frankfurter Flughafen haben möchte, sondern lieber in Izmir oder jenseits des Mittelmeers in Libyen". 

"Vergesst mich, vergesst die Tiger"

Anders als angekündigt, wurde am Dienstag natürlich niemand von Tigern getötet. Stattdessen richtete sich die syrische Schauspielerin May Skaf in einer Rede an die Zuschauer vor dem Maxim-Gorki-Theater. Zuvor hatte sie angekündigt, sich von den Tigern fressen zu lassen.

"Es gibt nichts Schlimmeres für eine Schauspielerin, als die Erwartungen des Publikums zu enttäuschen", erklärte Skaf. "Ich befinde mich in dieser Situation. Ich werde Sie enttäuschen, ich werde nicht zerfleischt werden. Gerne würde ich Ihnen eine große Show bieten, gern würde ich vor Ihnen schreien um mein Leben, um Sie alle zu erschüttern. Aber ich kann Ihnen diese Bilder nicht schenken. Was wäre mein Schrei gegen die ungehörten Hilferufe nachts auf dem Meer?"

Skaf ging mit jenen Politikern hart ins Gericht, die gegen die Abschaffung des umstrittenen Paragraphen gestimmt hatten: "Am vergangenen Freitag traten die Politiker Deutschlands zusammen und hatten die Gelegenheit, ein Gesetz abzuschaffen, das eine Schande für dieses Land und Europa darstellt. Sie haben diese Chance nicht wahrgenommen. Das heißt für viele Geflüchtete: sie gehen in den Tod. Das heißt für die Politiker: Sie unterstützen ein Gesetz, das den Tod produziert", so Skaf. "Das Gesetz ist geblieben. Menschen werden weiter deswegen sterben. Wendet eure Enttäuschung von mir auf jene, die euch vertreten. Ich werde gehen. Ich gehe in diese Stadt und werde eine unter vielen sein. Vergesst mich, vergesst die Tiger. Denkt an euch und daran, was für Menschen ihr sein wollt. Ich wäre gern die Unruhe in euren Herzen."