Aufruf gegen einen Martin-Luther-Platz

Kein Platz für Antisemitismus!

luther.jpg

Luther auf dem Dorotheenstädtisch-Friedrichswerderschen Friedhof in Berlin
Lutherstatue

Die Evolutionären Humanisten Trier sprechen sich gegen das Vorhaben aus, einen Platz in Trier nach dem Reformator Martin Luther zu benennen. Martin Luther war einer der wirkmächtigsten Judenhasser der Geschichte und ist deshalb als Namenspate für Straßen, Plätze und öffentliche Einrichtungen ungeeignet. Mit der Unterzeichnung des Aufrufs kann man das Anliegen unterstützen.

Wie der Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld beschlossen hat, soll der Bereich längs der Konstantinbasilika künftig den Namen "Martin-Luther-Platz" tragen. Der Vorschlag hierfür kam von der Evangelischen Kirchengemeinde Trier und soll pünktlich zum 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober diesen Jahres umgesetzt werden. Wir sprechen uns dagegen aus, Martin Luther mit einer Namenspatenschaft zu huldigen. Schon seine fundamentalistische Intoleranz gegenüber Anders- und Nichtgläubigen, seine menschenverachtende Abwertung von Frauen, Menschen mit Behinderung und Türken, seine aggressive Hetze gegen "Hexen" und aufständische Bauern, sowie seine unbedingte Obrigkeitshörigkeit machen Martin Luther zu einem mehr als fragwürdigen Kandidaten für eine Namenspatenschaft.

Vor allem aber aufgrund seines offenen Judenhasses ist die Benennung eines Martin-Luther-Platzes eine Zumutung. Martin Luthers schier grenzenloser Hass auf Juden ist besonders in seiner Schrift "Von den Juden und ihren Lügen" von 1543 nachzulesen. Hier spricht er sich für die Vertreibung, Zwangsenteignung und Zwangsarbeit von Juden und für das Niederbrennen von Synagogen aus und nimmt damit Forderungen vorweg, die knapp 400 Jahre später von den Nationalsozialisten realisiert wurden. Nicht ohne Grund sagte Adolf Hitler über den Reformator, er sei "ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung; sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen." Der Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes "Der Stürmer", Julius Streicher, verteidigte sich bei den Nürnberger Prozessen mit den Worten: "Dr. Martin Luther säße heute sicher an meiner Stelle auf der Anklagebank."

Durch Martin Luthers Werk zieht sich vor allem ein religiös motivierter "Antijudaismus" und eine tiefe Verachtung für jüdische Theologie. Es finden sich bei Luther aber auch Hinweise auf einen "vormodernen Antisemitismus", der sich auf die vermeintliche "Natur" der Juden bezieht. So schreibt Luther:

"Das israelitische Blut ist vermischt, unrein, verwässert und verwildert worden. […] Dieser trübe Bodensatz und stinkender Abschaum, dieser verschimmelte Sauerteig und sumpfige Morast von Judentum sollte die Erfüllung des Messias verdient haben, aber doch nichts weiter ist als ein fauler, stinkender, verrotteter Bodensatz vom Blut ihrer Väter?"

Mag auch Martin Luther mit seiner Judenfeindlichkeit dem mittelalterlichen Zeitgeist entsprochen haben – er hat sie so wirkmächtig weiterverbreitet und verstärkt wie kaum ein anderer Autor und ist maßgeblich mitverantwortlich für die Überlieferung judenfeindlicher Stereotype in die Neuzeit. Wir wollen keineswegs die bedeutende Rolle des Reformators in der deutschen Geschichte und seine Verdienste für die deutsche Sprache bestreiten. Doch die Namenspatenschaften von Straßen, Plätzen und öffentlichen Einrichtungen dienen nicht bloß der unkritischen Konservierung von deutscher Geschichte. Sie sollen Persönlichkeiten anerkennen und ehren, deren Leben und Wirken eine Vorbildfunktion für unsere Gesellschaft übernehmen kann. Über den Hassprediger und Antisemiten Martin Luther lässt sich das nicht behaupten. Glücklicherweise hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Forschungslage um Luthers Leben und Wirken verändert und der Reformator wird heute nicht mehr so unkritisch verehrt wie früher. Heute wieder damit beginnen zu wollen, Plätze nach ihm zu benennen, ist ein Rückschritt und ein falsches Signal.

Wir hoffen, mit diesem Aufruf eine kritische Debatte über die unrühmliche Rolle Martin Luthers in der deutschen Geschichte voranzutreiben, die in der Diskussion um die Benennung eines Martin-Luther-Platzes in Trier bis jetzt ausgeblieben ist.

Für die Evolutionären Humanisten Trier e.V.
Jannis Puhlmann (Pressesprecher)
Florian Chefai (1. Vorsitzender)

Mit der Unterzeichnung des Aufrufs auf der Website der Evolutionären Humanisten Trier können Sie dieses Vorhaben unterstützen.