Dem Chef des Vereins Deutsche Sprache wird es in der Kirche zu bunt. Er sieht sich gezwungen, gegen Ende des Jahres auszutreten. Aber nicht etwa wegen der vielfachen Fälle von vertuschter sexueller Gewalt gegen Minderjährige, sondern weil einige Kirchen eine geschlechtergerechte Sprache nutzen möchten.
Die Kirchen in Deutschland rühmen sich nicht gerade damit, sonderlich progressiv zu sein. Da reicht ein Blick etwa auf deren Haltungen zur Sterbehilfe, zu Schwangerschaftsabbrüchen oder zur Gleichberechtigung von Mann und Frau. Doch zumindest im Hinblick auf die Vermeidung einer geschlechterungerechten Sprache gibt es in ihren Reihen ein paar Avantgardist:innen, die sich durchaus mit Fingerspitzengefühl gegenüber Benachteiligten und Verständnis für einen sich abzeichnenden Zeitgeist hervortun.
Auch im Bistum Hildesheim hat Bischof Heiner Wilmer vor kurzem eine mehrseitige Handreichung für eine geschlechtersensible Sprache veröffentlicht, in der ähnlich zu entsprechenden universitären Handreichungen das Für und Wider der verschiedenen Formen anhand praktischer Beispiele erläutert wird. Die Doppelnennungen finden dort ebenso Erwähnung wie etwa Neutralisierungen, Umschreibungen, wechselnde Geschlechternennungen oder aber der Genderstern und -doppelpunkt. Generell zielt das Papier auf eine inklusivere Ausdrucksweise in Wort und Schrift sowie in der Bildsprache ab. Darin wird auch auf Webseiten verwiesen, die allgemein von mehr und mehr Menschen genutzt werden, um besser zu gendern.
Dem Gründer und Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache (VDS), Walter Krämer, war das allerdings zu viel. Die ausbleibenden grundlegenden Reformen und die vielen Kirchenskandale der letzten Jahrzehnte hatten ihn bisher nicht dazu bewogen, dieser Institution den Rücken zu kehren. Doch wegen der beschriebenen Handreichung hegt Krämer nach 72 Jahren Mitgliedschaft nun den Plan, die Kirche zu verlassen. Dazu schrieb er an Bischof Wilmer einen Brief, in welchem er Enttäuschung und Entsetzen über ein "würdeloses Anbiedern an den Zeitgeist" zum Ausdruck brachte.
Massenweise ans Tageslicht kommende und systematisch vertuschte Vergewaltigungen von Minderjährigen sind demnach – dem Handeln von Herrn Krämer gemäß – kein Grund, aus der Kirche auszutreten. Eine geschlechtergerechte Sprache, die für Inklusion steht und diese mit einfachen Mitteln unterstützen kann, hingegen schon.
Der stramme Rechtskurs der Sprachpuristen
An Theatralik und Doppelmoral mangelt es dem VDS generell nicht. Erst vor kurzem hat dieser einen "Aufruf zum Widerstand" gestartet, um die deutsche Sprache vor einem vermeintlich "zerstörerischen Eingriff" zu schützen. Eine geschlechtersensible Anpassung der Sprache möchten diese Gendergegner also gleich als Vernichtung oder Abschaffung umdeuten. Das ist ein von Fake News getriebenes Framing, das sonst eigentlich hauptsächlich von Pegida, AfD und anderen Nationalist:innen bekannt ist. Daher verwundert es auch wenig, dass vornehmlich Wutbürger:innen das Schriftstück aus der Feder von Herrn Krämer und seinen Kolleg:innen unterzeichneten.
Mit einer anderen Aktion namens "Rettet die deutsche Sprache vor dem Duden!" wollte der VDS auf ein angeblich zu übergriffiges Vorgehen des Dudens hinweisen. Dieser hatte es doch glatt gewagt, in seiner Online-Version von vormals rein maskulinen Personenbezeichnungen Abstand zu nehmen und stattdessen weibliche und männliche Formen zu nennen. Aufgrund solcher Vorstöße und wegen der kontinuierlichen Nutzung von Begriffen wie "Genderwahn", "Lügenmedien" und "Überfremdung" verortet etwa die Schriftstellerin Kirsten Boie den Vorsitzenden des VDS im Milieu des Rechtspopulismus.
Walter Krämer, der von sich selbst sagt, keine Zeitung mehr zu lesen, schreibt auch gerne von einer "Unterwerfung der Medien unter eine obrigkeitsstaatliche Einheits-Sichtweise der Dinge". Eine lebendige Sprache, die sich auch von anderen beeinflussen lässt, sieht Krämer als verwerfliche Durchmischung, die es streng abzulehnen gelte. Unter anderem wegen dieser Haltung wird dem VDS von einigen Germanist:innen attestiert, intolerant, unaufgeklärt und sprachpuristisch zu sein, was letztlich auch nationalistische Tendenzen bediene. Im Einklang mit den abstrusen Thesen von ganz rechts außen nennt der VDS die öffentlich-rechtlichen Sender "Erfüllungsgehilfen des angelsächsischen Kulturimperialismus" und warnt vor einer 500 Millionen Menschen umfassenden Masseneinwanderung aus Afrika – für letzteres nutzt er entmenschlichende Begriffe wie "Überschwemmung".
Auffallend ist, dass neben bekannten Rechtspopulist:innen wie Erika Steinbach und Matthias Matussek auch Komiker:innen wie Hape Kerkeling oder Dieter Hallervorden und sogar ganze Städte wie Gotha und Landshut Mitglied im VDS sind und damit – ob gewollt oder ungewollt – zu einer Normalisierung rechter bis hin zu rechtsextremer Ideen beitragen. Umso wichtiger ist es, wie der Juniorprofessor für germanistische Sprachwissenschaft Stefan Hartmann schreibt, über die mindestens rechtspopulistischen Bestrebungen des Vereins und dessen Kooperationen mit antifeministischen Organisationen wie etwa Agens e.V. aufzuklären. Solch ein Verein dürfe ihm zufolge nicht länger als biederer Altherrenverein verharmlost werden, sondern müsse als das benannt werden, was er ist: ein über die Sprache fungierendes Scharnier zu den Neuen Rechten.
32 Kommentare
Kommentare
Marina Piestert am Permanenter Link
Hallo hdp,
ich möchte alle wirklich inständig bitten, nicht immer mit der rechts-außen Keule zu argumentieren. Ich persönlich bin ebenfalls gegen eine gendergerechte Sprache in dieser Form. Und bin definitiv keine Sympathisantin der rechten Politik. Im Gegenteil!
Bitte analysieren Sie doch einmal, was das bedeutet. Abwendung ggü wissenschaftlichen Erkenntnissen und Wahrheiten.
Hinter der Gendersprache steckt eine Lobby, die behauptet, dass es mehr als 2 Geschlechter gibt. Wenn Sie sich mit dieser gut finanzierten Szene beschäftigen, wird Ihnen Angst und Bange.
Bei aller Toleranz - man kann damit auch ins Taumeln geraten. Gerade das passiert in Deutschland.
Männer und Frauen in der Sprache beachten. Ja - unbedingt!
Deswegen schon "rechts" geschimpft werden? Nein - bitte nicht!
Damit tragen Sie zur Stigmatisierung berechtigter Kritik bei und das ist in der Sache gefährlich und erzieht politische Resignation und stärkt im schlimmsten Fall das, was Sie nicht möchten.
Marina Piestert
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Völlig richtig.
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Wenn Menschen in rassistischer ABSICHT (!!!) als "alte weiße Männer" beleidigt werden (selbst Frauen können das sein!!!), nur, weil sie der Neusprechpolizei gegenüber nicht gehorsam sein wollen, ja, weil die Garstigen begründete Widerworte haben, dann ist das nicht mehr meine Gesellschaft.
Einziger Trost ist, dass die überwältigende Mehrheit vernünftig bleibt und ruhig diesen Irrsinn an sich vorüberziehen lässt. Dabei begreifen vermutlich die wenigsten, dass gerade der angeblich "geschlechtersensible" Neusprech das genaue Gegenteil seines hehren Anspruchs ist: Es ist eine sexistische, diskriminierende Sprache, die gerade Frauen beleidigt, z.B. indem angenommen wird, sie seien zu blöde, um ein generisches Maskulinum als neutral zu begreifen. Frauen, die ich kenne, begreifen das. Frauen, die in der DDR groß wurden, begreifen das auch.
Aber wenn die Trennschärfe zum rechten Rand groß genug ist, müssen manche offenbar neue Gräben in die Gesellschaft ziehen und wenn's das linke Lager ist, das sie spalten, um ein neues Feindbild zu kreieren: den "alten weißen Mann", egal welcher politischen Überzeugung...
Johannes Reiter am Permanenter Link
Es ist doch sehr fraglich, Herr Kammermeier, warum die Bezeichnung als "alter weißer Mann" eine rassistische sein sollte.
Ähnliches gilt für die Behauptung, dass geschlechtersensible Sprache sexistisch sei: Da wäre zunächst einmal zu fragen, warum die vermeintliche Unterstellung sich nur an Frauen, nicht aber an Männer richten sollte - die ja auch zum Gebrauch geschlechtersensibler Sprache angehalten werden und anhalten. Nicht weiter überraschend bringen Sie dann DDR-Biographien als Scheinargument in Stellung - gerade so, als müsste das, was von einem Menschen mit Diktaturerfahrung als totalitär klassifiziert wird, das deshalb auch sein.
Jaheira am Permanenter Link
Menschen als alte weiße Männer zu beschimpfen ist offensichtlich diskriminierend. Niemand kann etwas dafür, alt, weiß oder männlich zu sein.
Gendersensible Sprache ist insofern sexistisch, als dass sie ständig betont, dass es (mindestens) zwei Geschlechter gibt, während beim generellen Maskulinum Geschlechter keine Rolle spielen. Das ist meiner Meinung nach richtig so: mein Geschlecht sollte meistens keine Rolle spielen.
Sternchenskepti... am Permanenter Link
Wir haben im Deutschen kein generelles Maskulinum sondern ein generisches. Das bedeutet, dass dieses Maskulinum sich auf alle bezieht, also alle meint.
Stichworte Berufswahl, Bewerbung, Assoziationen bei Pluralnennungen, Kompetenzabspruch. Mit heftigen, absolut inakzeptablen Folgen für Frauen.
Deshalb halte ich es für das Beste, wenn wir, solange wir uns das in-Anhängsel für Frauen in der deutschen Sprache halten, es auch überall verwenden.
Wer das in-Anhängsel, das übrigens nur existiert, weil Frauen sehr lange Zeit in schlimmster Weise zum Anhängsel von Männern degradiert und folglich als Persönlichkeit deformiert, gedemütigt, diskriminiert und erstickt wurden - wer also dieses Anhängsel so wahnsinnig lästig und schrecklich findet, der schaffe es ab. Dann aber konsequent. Dann müssen Sie, wenn Sie Ihrem Kind am Tag der Einschulung seine Klassenlehrerin zeigen, sagen: Da hinten in der grünen Bluse mit dem Buch im Arm, das ist dein Klassenlehrer, Frau Schütt.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Mir fehlt Zeit und Lust, auf Ihren Vortrag näher einzugehen. Lesen bildet!
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Häh? Was hat der Umgang mit der deutschen Sprache in der DDR mit "Diktaturerfahrungen" zu tun? Frauen haben sich dort als gleichwertig und gleichberechtigt gesehen und selbstbewusst auf das sexistische Suffix "-in" verzichtet. Da waren auch Frauen Bauingenieure. Denn das Suffix beleidigt Frauen, schreibt ihnen eine Sonderrolle zu, die sie nach Art. 3 GG nicht mehr haben sollten. Die Berufswahl sollte immer den persönlichen Neigungen folgen und nicht der Form des Genitals. Damit hätte ich auch gleich angedeutet, warum gerade das Genderneusprech sexistisch ist.
Falls Sie noch neugierig sind und aufnahmefähig, kann ich das gerne detaillierter begründen. Es könnte allerdings sein, dass Sie dann von einer liebgewonnenen Ideologie Abschied nehmen...
Petra Pausch am Permanenter Link
„Hinter der Gendersprache steckt eine Lobby, die behauptet, dass es mehr als 2 Geschlechter gibt.“ Bitte nennen Sie uns Beispiele. Ich weiß von keiner Lobby, die - von wem auch immer- finanzstark unterstützt wird.
Tom Todd am Permanenter Link
Liebe Frau Pausch, die ganze Partei der Grünen ist gerade diese Lobby. Sie und diese argumentieren rein ideologisch, denn Geschlecht ist IMMER auch biologisch, es lässt sich ja gar nicht vom Körper trennen.
Johannes Reiter am Permanenter Link
Schön, Herr Todd, was Sie so alles wissen - oder zu wissen glauben.
Es wäre zwar interessant gewesen, zu erfahren, wer wann und wo behauptet hat, Kultur und biologische Anlagen des Menschen stünden nicht wenigstens in einem begrenzten Zusammenhang. Aber dieser Beleg muss Ihrer Auffassung nach offenbar gar nicht mehr erbracht werden. Wo Frau Piestert von einer "Lobby" sprach, nennen Sie die Partei der Grünen - wo der Bischof von Hildesheim in dieser Betrachtung hingehört, bleibt leider offen.
Natürlich übergehen Sie auch völlig die Tatsache, dass sogar die AfD in ihrem Programm die Kategorie soziales Geschlecht (Gender) anerkennt, da sich nur schwerlich behaupten lässt, zwischen den gegenwärtig auf der Welt existierenden Gesellschaften bestünden diesbezüglich keine Unterschiede.
Selbst wenn die "intersexuellen Formen" (die Unterscheidung zwischen Trans- und Intersexualität möchten Sie offenbar gar nicht leisten) nur Überschneidungsvarianten des Männlichen und Weiblichen sind, widerlegt ihre bloße Existenz, dass die Art Mensch mit der Aussage, es gebe zwei Geschlechter, vollständig erklärt ist. Aber hier von "Fehlentwicklungen" zu sprechen, ist ohnehin eine Bewertung, die dazu führen muss, dass Menschen, die von diesen betroffen sind, sich minderwertig fühlen müssen. Aus genau diesem Grund möchte man positive Identifikationsangebote für sie schaffen und ihre Existenz als richtig und berechtigt anerkennen. In der Evolution gibt es kein "richtig" und "falsch" - diese Einstufung ist kulturell.
David Z am Permanenter Link
"Wo Frau Piestert von einer "Lobby" sprach, nennen Sie die Partei der Grünen - wo der Bischof von Hildesheim in dieser Betrachtung hingehört, bleibt leider offen."
Dass das Thema Gendern bei den Grünen oder auch bei den Linken ganz weit oben steht, wollen Sie sicher nicht leugnen. Von daher kann man die Lobby doch recht präzise verorten, auch wenn es sicher hier und da Quereinsteiger oder Nachläufer gibt.
"Natürlich übergehen Sie auch völlig die Tatsache, dass sogar die AfD in ihrem Programm die Kategorie soziales Geschlecht (Gender) anerkennt, da sich nur schwerlich behaupten lässt, zwischen den gegenwärtig auf der Welt existierenden Gesellschaften bestünden diesbezüglich keine Unterschiede."
Was Sie so alles zu wissen glauben. Selbstverständlich ist diese Behauptung nicht zutreffend, was auch immer Sie mit "sozialem Geschlecht" hier einwerfen möchten. Ist das möglicherweise ein Versuch, den Bogen Thema Gendern hinzubekommen, um damit dann seine im Artikel beschriebenen Sprachentgleisungen zu relativieren? Das, was Sie hier vermutlich meinen, sind gesellschaftliche Rollenverteilungen, die weder notwendigerweise "schlecht" noch notwendigerweise "sozial" konstruiert sind und schon gar nicht im Zusammenhang mit "Gendern" stehen.
"...widerlegt ihre bloße Existenz..."
Es gibt auch, ähnlich selten, bemitleidenswerte Menschen, die mit 6 Fingern geboren werden. Deren Existenz belegt lediglich, dass die Natur gelegentlich von der Norm abweicht. Dass wir deshalb Handschuhe mit 6 Fingern in gleichem Masse produzieren, bewerben und bereitstellen müssten, ist mir bisher nicht bekannt. 6 Finger sind nun einmal eine seltene Fehlbildung. Diesen Umstand irgendwie Schönzureden ist weder hilfreich noch rücksichtsvoll. Es ist schlicht und ergreifend ignorant. Unsere Sprache ist sicher nicht dafür da, bestimmten oder gar allen Kleinstgruppen jeglicher Art "Identifikationsangebote" zu machen. Die menschlichen Gen- bzw DNA-Strukturen sind eindeutig: Zwei Geschlechter und 5 Finger an jeder Hand.
"In der Evolution gibt es kein "richtig" und "falsch" - diese Einstufung ist kulturell."
Selbstverständlich gibt es das. Lebewesen, die sich abseits des dualistischen Reproduktionsweges bewegen und sich damit nicht fortpflanzen, sind im Sinne der Evolution ganz sachlich und objektiv betrachtet "falsch". Deswegen muss man Menschen dieser Bauart selbstverständlich nicht ablehnen und ausgrenzen. Aber sie in eine Selbstlüge einwickeln ist genau so unangebracht.
Günther am Permanenter Link
Nein, Frau Pausch, gibt es nicht. Es gibt weiterhin nur zwei biologische Geschlechter. Wenn sich jemand als etwas anderes sieht (=Identifikation), ist das seine ganz persönliche Sache.
Johannes Reiter am Permanenter Link
Liebe Frau Piestert,
es hätte Ihnen wohl angestanden, sich zunächst einmal mit der bereits im Artikel enthaltenen Argumentation zu befassen, statt weitere Argumente zu fordern, die Sie aber nur unter Voraussetzung Ihrer eigenen Meinung als solche anerkennen möchten.
Dass ein Mensch sich durch den Gebrauch von Begriffen wie "Überfremdung" oder "Genderwahn" ins Fahrwasser der radikalen Rechten begibt, ist Fakt, da diese Begriffe von Höcke, Kubitschek und Konsorten massiv gehandhabt werden. Möchte man nicht von einer angeblichen "rechts-außen-Keule" erfasst werden, so ist es nicht weiter schwierig, solche Polemik zu vermeiden. Der VDS tut und will das aber offensichtlich gar nicht. Wieso ein Verein, dem es um die deutsche Sprache zu tun ist, sich überhaupt so intensiv mit Einwanderung beschäftigt, ist ohnehin nur dadurch erklärbar, dass seine Agenda über die Sprache bei weitem hinausreicht.
Dass Sie beim Begriff "Gender" (soziales Geschlecht) sogleich an eine Aufweichung des Gedankens der Zweiheit der biologischen Geschlechter denken - worauf geschlechtergerechte Sprache aber gar nicht zwangsläufig abstellt - zeugt von Ihrem eigenen Desinteresse an einem sachlichen Diskurs. Es ist auch ein Merkmal rechter Polemik in der Gegenwart, die Differenzierung zwischen sozialem Geschlecht, sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität zu verwischen, um auf diese Weise Ängste zu schüren, wo sie nicht angebracht sind. So sind Trans- und Intersexualität ebenso wissenschaftlich erwiesen wie eine soziale Wirklichkeit, der sich durch geschlechtergerechte Sprache Rechnung tragen lässt: Weswegen Sie dann auch keinerlei eigentliches Argument gegen die "Gendersprache", wie Sie es nennen, vorbringen, sondern sie nur über die angeblichen Ziele ihrer Fürsprecher zu delegitimieren versuchen. Unwahrscheinlich indes, dass sie dem hpd unterstellen möchten, einer vermeintlichen Lobby zur Abschaffung der Geschlechter anzugehören.
Die Bezeichnung als "rechts" stellt weder eine "Beschimpfung" noch eine "Stigmatisierung" dar. Gegen eine sachlich völlig berechtigte Einordnung - und berechtigt ist sie, wenn jemand sich mit Begriffen wie "angelsächsicher Kulturimperialismus" offen an neonazistisches Denken anbiedert - einzuwenden, man erziehe zur politischen Resignation und hemme berechtigte Kritik, ist unredlich. So Sie für einen offenen Diskurs einstehen, muss es Ihnen ein Anliegen sein, dass gerade berechtigte Kritik nach Bodenhaftung und Anstand desjenigen verlangt, der sie vorträgt. Constantin Huber hat sie bewiesen - Walter Krämer, der Ihren Kommentar mit Wohlgefallen lesen dürfte, eher nicht.
Johannes Reiter
David Z am Permanenter Link
"es hätte Ihnen wohl angestanden, sich zunächst einmal mit der bereits im Artikel enthaltenen Argumentation zu befassen..."
=> Diesen polemischen "Ratschlag" kann man gut und gerne zurückgeben. Der Artikel handelt von Jemandem, der einen Kirchenaustritt vornimmt aufgrund der dort einziehenden Gendermaßnahmen. So auch der Titel des Artikels: "Kirchenaustritt wegen geschlechtergerechter Sprache". Ob der Herr über seine offensichtliche Ablehnung des Gernderns hinaus auch noch Brillenträger, Fussballfan oder Vertreter von anderen politischen Positionen ist, ist in diesem Kontext völlig irrelevant. Die Kritik von Frau Piesters am unredlichen Diffamierungsversuch des Autors, die betreffende Person und damit die Genderkritik im allgemeinen in einer bestimmte Ecke zu verorten, so als ob hier ein Zusammenhang bestünde, ist daher absolut berechtigt.
"Dass ein Mensch sich durch den Gebrauch von Begriffen wie "Überfremdung" oder "Genderwahn" ins Fahrwasser der radikalen Rechten begibt, ist Fakt, da diese Begriffe von Höcke, Kubitschek und Konsorten massiv gehandhabt werden.
=> Nein. Das ist kein Fakt. Es mag Ihre persönliche Wahrnehmung sein, aber es ist ganz eindeutig kein Fakt, dass man am Wörtergebrauch im allgemeinen oder "Genderwahn" oder "Überfremdung" im speziellen jemanden stets politisch exakt verorten könnte. Wenn die Welt doch nur so einfach wäre. Eine völlig einfältige Vorstellung, die zudem eine undemokratische und intolerante Vorverurteilung darstellt. Ich empfehle den Film "Das Leben des Brian", Szene: "Er hat 'Jehova' gesagt! Steinigt ihn!". Besser kann man diesen Mechanismus nicht karikieren.
"Möchte man nicht von einer angeblichen "rechts-außen-Keule" erfasst werden, so ist es nicht weiter schwierig, solche Polemik zu vermeiden. Der VDS tut und will das aber offensichtlich gar nicht."
=> Frau Piestert verteidigt nicht den VDS sondern die Genderkritik. Es geht hier nicht um das, was der VDS tut oder nicht tut sondern vielmehr um das, was der Autor in seinem Artikel schreibt bzw besser nicht geschrieben hätte. Denn der Artikel hat nicht den VDS zum Thema. Es geht ums Gendern. Der VDS fungiert hier lediglich als Strohmann, um Genderkritik pauschal mit der üblichen "Nazikeule" diffamieren zu können.
"Dass Sie beim Begriff "Gender" (soziales Geschlecht) sogleich an eine Aufweichung des Gedankens der Zweiheit der biologischen Geschlechter denken - worauf geschlechtergerechte Sprache aber gar nicht zwangsläufig abstellt - zeugt von Ihrem eigenen Desinteresse an einem sachlichen Diskurs."
=> Nein. Es zeigt vielmehr, dass die Prämissen der Genderlobby nicht geteilt werden oder gar Allgemeingültigkeit besitzen.
"Es ist auch ein Merkmal rechter Polemik in der Gegenwart, die Differenzierung zwischen sozialem Geschlecht, sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität zu verwischen, um auf diese Weise Ängste zu schüren, wo sie nicht angebracht sind. "
=> Jetzt "argumentieren" Sie erneut mit "rechts". Quod erat demonstrandum: siehe oben. Übrigens, zu beurteilen, wann Ängste angebracht sind oder nicht, liegt nicht bei Ihnen.
"So sind Trans- und Intersexualität ebenso wissenschaftlich erwiesen wie eine soziale Wirklichkeit, der sich durch geschlechtergerechte Sprache Rechnung tragen lässt:"
=> Nein. Hier ist überhaupt nichts wissenschaftlich erwiesen.
"Weswegen Sie dann auch keinerlei eigentliches Argument gegen die "Gendersprache", wie Sie es nennen, vorbringen, sondern sie nur über die angeblichen Ziele ihrer Fürsprecher zu delegitimieren versuchen. "
=> Frau Piesterts muss hier gar nichts. Sie sind es, der hier für das Gendern wirbt, also obliegt es den Verfechtern dieser skurrilen Sichtweise, überzeugende Argumente vorzubringen. Offensichtlich versagt hier die Genderlobby, immerhin ist die Mehrheit der Bevölkerung damit nicht einverstanden.
"Unwahrscheinlich indes, dass sie dem hpd unterstellen möchten, einer vermeintlichen Lobby zur Abschaffung der Geschlechter anzugehören."
=> Erneuter Strohmann. Wie unredlich polemisch wollen Sie noch werden?
"Die Bezeichnung als "rechts" stellt weder eine "Beschimpfung" noch eine "Stigmatisierung" dar. "
=> Prima. Aber warum erwähnen Sie es dann anstatt auf der sachlichen Argumentationsebene zu verbleiben? Antwort: Weil "Beschimpfung" und "Stigmatisierung" entgegen Ihrer Behauptung exakt die Intention ist. Anders ist dies nicht zu erklären.
"Gegen eine sachlich völlig berechtigte Einordnung - und berechtigt ist sie, wenn jemand sich mit Begriffen wie "angelsächsicher Kulturimperialismus" offen an neonazistisches Denken anbiedert - einzuwenden, man erziehe zur politischen Resignation und hemme berechtigte Kritik, ist unredlich. "
=> Nein. Diese Kritik ist nicht "unredlich". Denn es ist eben keine sachlich korrekte Einordnung - wie oben beschrieben. Es ist noch nicht mal eine, die im Kontext der Genderdebatte irgendwie Relevanz hat, selbst wenn die Einordnung zuträfe. Die Feststellung, dass die Ideologie der identity policies aus USA/UK mehr und mehr zu uns nach Europa schwappt, ist kein "neonazistisches" Denken, sondern eine objektive Erkenntnis, die nun wahrlich kein Geheimnis ist.
"So Sie für einen offenen Diskurs einstehen, muss es Ihnen ein Anliegen sein, dass gerade berechtigte Kritik nach Bodenhaftung und Anstand desjenigen verlangt, der sie vorträgt. Constantin Huber hat sie bewiesen - Walter Krämer, der Ihren Kommentar mit Wohlgefallen lesen dürfte, eher nicht."
=> Wenn dies die Kriterien wären, hätten Sie sich zusammen mit dem Autor bereits selbst aus der Diskussionsrunde disqualifiziert. Nein: "Bodenhaftung" oder "Anstand" sind unerheblich. Gesinnungsethik hat in einer sachlichen Erörterung nicht das geringste verloren. Allein das Argument darf Relevanz haben. Und genau darauf hat Frau Piesterts hingewiesen.
David Z am Permanenter Link
Warum der Herr Vorsitzende in der Kirche war oder jetzt nicht mehr ist, ist seine persönliche Sache. Ich wüsste nicht, was seine Gründe irgend jemanden etwas angehen.
Der Autor sollte zur Kenntnis nehmen, dass seine Position zu diesem Thema nicht die absolute Wahrheit darstellt und aufpassen, nicht ins radikal-dogmatische abzurutschen. Es gibt gute Gründe, das Gendern kritisch zu sehen, dazu braucht man kein böser "Rechtspopulist" zu sein. Und selbst wenn er einer wäre, müssen seine Argumente deshalb nicht invalide sein.
Übrigens, einen Grund gegen das Gendern hat der Autor in einem seiner letzten Artikel zB sogar selbst geliefert, in dem er mit einem gegenderter Satz einen völlig sinn- und realitätsverzerrenden Inhalt transportierte (männliche Geistliche, die zudem Impfgegner:innen seien).
Mitglied am Permanenter Link
Es bleibt jedem selbst überlassen, aus der Kirche auszutreten.
Der Duden hat außerdem nicht nur auch die weibliche Form mit aufgeführt, sondern versucht die männliche und meist neutrale Form als ausschließlich männlich umzudefinieren, was sie aber im allgemeinen Sprachgebrauch aber eben nicht ist. Eine Katze ist ja nicht unbedingt weiblich, nur weil es auch den Kater gibt.
Eine übergroße Mehrheit lehnt das Gender-Gaga ab, auch Expertengremien distanzieren sich davon.
Auch in der Vergangenheit brachte es der Duden schon zum Sprachpanscher des Jahres wegen inflationärer Übernahme von Anglizismen. Ist "Soccer" etwa ein deutsches Wort? Für den Duden allen Ernstes schon!
Heinz König am Permanenter Link
72 Jahre Mitgliedschaft im VDS sagt doch genug...
Am besten die Religionsvermarkter UND den VDS abschaffen!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Es gibt sicher viele Gründe aus der Kirche auszutreten, eine sexistische Sprache wäre es auch (nicht zuvörderst, aber irgendwo im hinteren Viertel eingeordnet).
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Allerdings finde ich den Bericht etwas einseitig geraten. Erzeugt er doch den Eindruck, eine sexistische Sprache sei nun "als Fortschritt" hinzunehmen, jeglicher Kommentar sei rechts angesiedelt. Doch wenn ich mir die linksidentitäre Bewegung anschaue, auf deren Agenda die neue sexistische Sprache zu finden ist, dann sehe ich dort keine Berührung zu meinem Verständnis links-liberaler Politik. Das sind Neorassisten, die das Gute wollen, aber mit unmenschlichen Methoden.
Das führt zunehmend zu einer Spaltung der Gesellschaft, bei der es Besserwisser auf beiden Seiten gibt. Linke und rechte Identitäre, die die Gesellschaft in Geiselhaft nehmen. Mit immer gleichen Worthülsen versuchen die einen wie die anderen ihre Position durchzudrücken. Jeder, der die eigene Position angreift oder in Zweifel zieht, wird zum Feind modern oder altbacken klingender Begriffe (je nach Positionierung) erklärt.
Es geht dabei (wie so oft bei politischen Grabenkämpfen und Grundsatzdebatten) nicht um die Menschen. Es geht nicht um Inklusion, es geht nicht um die Probleme der Menschen, gar der Randgruppen. Die sind den Wohlstandverwahrlosten reichlich egal, um es höflich auszudrücken. Es geht um Kontrolle - von der einen wie der anderen Seite. Es geht um Maßregelung unter den eigenen ideologischen Dogmen.
Damit sind wir wieder bei der Kirche, aus der Herr Krämer austreten will. Er will aus dogmatischen Gründen die Dogmenfirma verlassen, während andere Dogmatiker ihn dafür kritisieren - sowohl die der Kirche als auch die der sexistisch dogmatisierten Neusprechpolizei...
Marianne Schweizer am Permanenter Link
Ich stimme dem Kommentar weitgehend zu, wobei ich den Bericht nicht nur "etwas" sondern ziemlich einseitig geraten finde. Das wird ja auch in einigen anderen Kommentaren gut dargelegt.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Zunächst vielen Dank für Ihre klare Position.
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Wenn ich erkenne (ich versetze mich gerade in eine Person, die diese Methodik zumindest verteidigt), dass eine Maßnahme zur Spaltung führt, die die Feinde einer freien Gesellschaft indirekt unterstützt, mein Ziel aber eigentlich Inklusion ist, dann würde ich das selbst hinterfragen und die Maßnahme überdenken.
Warum - und dahin geht ja Ihre berechtigte Frage - geschieht dies so wenig bis gar nicht? Meine vorläufige Antwort ist, dass wir zunehmend verlernen, eigenständig zu denken. Ich bin es gewohnt, präzise zu recherchieren. Nicht nur googeln, sondern meine umfangreiche Bibliothek zu Rate zu ziehen und mein eigenes, langjährig erworbenes Wissen zu konsultieren. Ich bin vor Filterblasen recht gut geschützt, weil ich interdisziplinär interessiert und gebildet bin. Von mir weiß ich das. Nicht von dem mir unbekannten Autoren, der etwas im Internet veröffentlicht.
Ich bin also vor Ideologien recht gut geschützt, sodass ich weit entfernt bin, irgendetwas (!) ohne Überprüfung zu "glauben". Ich hinterfrage alles. Diese Fähigkeit, die mir persönlich Freude bereitet, wünschte ich so manchem "Identitätsideologen". Ich wünschte, dass man sich mit Entstehung, Entwicklung und Zweck von Sprache auseinandersetzen würde. Ich habe fast eine ganze Regalwand, die sich mit diesem Themenkomplex (und das Thema ist komplex) auseinandersetzt. Wo kommen Worte her, welchen Bedeutungswandel haben sie wann und warum erfahren. Auch das Verständnis historischer Zusammenhänge allgemeiner Art finde ich notwendig, um den Ist-Zustand der Welt zu verstehen.
Bereits die Prämisse der Identitätsideologie ist jedoch falsch. Sie geht davon aus, dass das Individuum nicht existiert und Menschen sich ausschließlich über ihre Gruppenzugehörigkeit definieren. Für mich gibt es nur das Individuum und die Stufe darüber ist die Menschheit. Das ermöglicht jedem, seine eigene, persönliche, individuelle Heimat innerhalb der Menschheit zu finden. Sei es, was seine örtliche Heimat betrifft, seine sexuelle Orientierung oder die Gruppe, der er sich zugehörig führt.
Identitäre schreiben Menschen vor, zu welcher Gruppe sie gefälligst zu gehören haben und sortieren die Gruppen nach identitären Gesichtspunkten in "Opfer" und "Täter". Und das aufgrund sexueller und "rassischer" Merkmale. Das ist also - auch wenn das Gegenteil angestrebt wird - nichts als Sexismus und Neorassismus.
Das Feindbild "alter weißer Mann" reflektiert dies alles: Es ist altersdiskriminierend, rassistisch und sexistisch. Mehr an Verachtung kann man Menschen nicht entgegenbringen. Und diese Leute wollen glaubwürdige Antisexisten und Antirassisten sein? Mir fehlt jegliche Fantasie, dies nachvollziehen zu können und ist für mich nur erklärlich durch ideologische Verbohrtheit.
Ich kann als Autoren zu dem Thema auch noch Judith Sevinc Basad (Schäm dich!), Caroline Fourest (Generation beleidigt) und Hamed Abdel-Samad (Schlacht der Identitäten) empfehlen.
Wie kann man diese Identitären wieder zu einer menschlichen, humanistischen Methodik zurückbringen? Ehrlich: Ich weiß es nicht. Ideologien, egal ob religiöse oder politische, funktionieren offenbar so, dass man entweder vor ihnen auf der Hut ist oder sich in ihren Bann ziehen lässt. Ich habe schon als Kind alles hinterfragt und nie etwas nur deswegen "geglaubt", weil man es mir sagte.
Und als Autor wurde ich schon früh aufgeschreckt, wenn Gruppen versuchten, ihre ideologischen Ideen in Sprache zu installieren - mit der absurden Begründung, Sprache befände sich sowieso im Wandel. Dass sie dies nach evolutionären Prinzipien macht, wird dabei entweder verschwiegen oder nicht gewusst. Noch nie (und ich habe solche Versuche des Neusprechs bis in das 16. Jh. zurückverfolgt) hat eine solche "Reform" die Generation der Reformatoren überlebt.
Heute gruselt es mich, wenn z. B. Partizip I vergewaltigt wird oder andere grammatischen Unarten vorkommen. Und mit der Bedeutung des historisch eindeutig sexistischen Suffix "-in" hat sich auch niemand der Linksidentitären befasst, sonst würden sie es nicht derart prominent ihrem Neusprech (das zu Doppeldenk führt) in den Mittelpunkt stellen. Auf all das könnte man von allein kommen, indem man sich mit der Materie (Deutsch) befasst und nicht völlig unreflektiert seine Ideologie dem wichtigsten überstülpt, was eine Gesellschaft besitzt: der Sprache! Wenn wir hier auseinanderfallen, dann werden sich noch viel mehr Gräben auftun und wir können jeden Gedanken an eine geeinte Menschheit (als Utopie) in die Tonne kloppen.
Die Rechten freut es, endlich Randale! Mich gruselt es vor dieser Entwicklung, aber ich werde so gut es geht dagegenhalten. Denn mir liegt etwas an einer inkludierenden Gesellschaft, die frei und bunt ist...
Sternchenskepti... am Permanenter Link
Wenn Sie zu Ihren vielen Büchern über Entstehung, Entwicklung und Zweck (z.B. Ausgrenzung z.B.
Zur Orientierung: Der Begriff "alte, weiße Männer" bezeichnet nicht männliche Menschen mit geringer Hautpigmentierung und viel Lebenserfahrung als Gruppe von Individuen mit diesen drei Eigenschaften (das wäre diskriminierend), sondern er ist Sinnbild für die Machtkonzentration hinsichtlich Deutung, Entscheidung, Verfügung usw. bei einem kleinen Kreis innerhalb der Menschheit, bei dem die immer gleichen drei Eigenschaften auffallen.
Dieser Kreis von Personen hat über Jahrtausende hinweg aggressiv dafür gesorgt, das fast ausschließlich solche Personen Deutungs-, Entscheidungs- und Verfügungs- usw.- gewalt erhielten, die diese drei Eigenschaften auf sich versammelten und zwei davon ganz besonders.
Wenn jetzt eine Frau als "alter, weißer Mann" tituliert wird, will man damit deutlich machen, dass ihr die geistige Haltung dieser männlich-weißen Dominanz so in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass sie möglicherweise nicht mal bemerkt, wie sie sich mit der Pflege dieser Denkart selbst entwürdigt.
Ich widerspreche Ihnen darin, dass es sich bei der genderneutralen Sprache um eine Neuinstallation handelt. Es ist ja eher eine Zusammenfassung. Statt "Lehrerinnen und Lehrer" Lehrer:innen zu schreiben, empfinde ich als Vereinfachung mir dem Vorteil, dass Menschen, die sich zwischen den Geschlechterpolen verorten, sich nicht ausgeschlossen fühlen. Ich habe schon mehrfach persönlich die Rückmeldung von Leuten bekommen, für die das sehr bedeutend ist. Eine große Befreiung. Wie auch diese Person deutlich macht:
https://www.youtube.com/watch?v=wsKQ_oD7OTs (Min. 19:00 bis 21:00)
Was sagen Sie ihr?
Hierzu siehe auch weiter oben meine Antwort auf Jaheira.
Neusprech gibt es andauernd, und manches bleibt sehr wohl erhalten. Kirchensprech war Neusprech, diverser Jugendsprech, und ich selbst habe schon einige Begriffe eingeführt, meist zusammengesetzt, das zählt ja nicht so, aber einen gab's wohl vorher nicht, ein neues Wort in der Umgangssprache, das ich inzwischen mehrfach von anderen gehört habe. Die große Aufmerksamkeit in Sachen genderneutrale Sprache ist der großen, nicht mehr geduldeten Ungerechtigkeit geschuldet. Und natürlich dem Privilegienverlust.
Komisch, bei den Wartenden, Lebenden, Liebenden, Reisenden, Vorsitzenden oder Leidtragenden habe ich noch nie und nirgends ein Klagelied über die "Vergewaltigung des Partizip I" vernommen. Aber kaum spricht jemand von Studierenden, springen bei diversen Ideologen sofort die Nieten aus der Brücke. Ganz, ganz schlimme Verstümmelung der Sprache! Im Ernst!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Du meine Güte, die Welt brennt und wir müssen uns mit derartigen Unsinn befassen.
Die Meere versauern und tote Gebiete, groß wie Europa, ziehen über die Weltmeere.
die Klimakrise schon im Griff.
Da uns aber die Fleischlobby ständig einredet, "Fleisch ist ein Stück Lebenskraft" und wir den Konsum von Fleisch seit Kindheit eingeredet bekamen, fällt es uns nicht leicht dies abzulegen. Ein Blick in das Tierreich zeigt uns, dass die stärksten Tiere Veganer sind, z.B.
Elefanten, Gorillas. usw. auch der stärkste Mensch Deutschlands ist Veganer.
Zu diesem Thema empfehle ich dringest das Buch von Christian Vagedes <Die vegane Revolution>
Jaheira am Permanenter Link
Ja, aber wer hat uns den Kultukampf aufgezwungen?
Ich finde auch, dass es bei anderen Themen mehr um Leben und Tod geht. Trotzdem ist mir meine Sprache wichtig. Und noch was: diese Herrscher über die öffentliche Sprache und Moral werden nie aufhören. Wenn sie uns etwas aufzwingen können, dann kommt die nächste, noch absurdere Forderung.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Die Antwort hat jetzt nichts wirklich mit meinem Kommentar zu tun, kann also nichts damit anfangen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
So leid es mir tut, lieber Herr Baierlein, aber das gleiche dachte ich, als ich Ihren ersten Kommentar las. Beim Thema bleiben ist immer gut...
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Sind Sie doch nicht so unflexibel lieber Herr Kammermeier.
kritika am Permanenter Link
die meisten Formen, welche angeblich neutral oder gerecht sein sollen, sind es einfach nicht. *innen ist letztlich nichts Weiteres als generisches Femininum.
Die deutsche Sprache braucht eine völlig neue und echte neutrale Form. Aber es gibt darübner keinen Diskurs, denn das generische Femininum wird als die Lösung aller Probleme gesehen und alle die es kritisieren werden einfach als Sexisten diffamiert.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Sind wir alle nicht eins, Menschen!
Andreas Leber am Permanenter Link
Wenn die wissenschaftsfeindliche Genderismus-Ideologie je zum Bestandteil des Humanismus wird, dann werde ich aus dem Humanismus "austreten". "Gendern" ist nicht fortschrittlich.
Die Verlaufsform leitet fehl, so wurde etwa ein Stipendium für "Studierende" ausgelobt, für das ich mich wohl bewerben sollte, denn ein Studierender bin ich jeden Tag, wenn ich den hpd studiere. Das macht mich aber noch lange nicht zum Studenten, der wiederum aber nicht immer ein gerade etwas Studierender ist.
Leider ist das Thema dermaßen umfangreich und komplex, dass man viele Bücher füllen kann (geschieht ja auch), ohne je zu einem definitiven Abschluss zu kommen. So kann man schwurbeln und argumentieren, wie 1000 Anthroposophen. Vermutlich wird uns der Genderismus erhalten bleiben wie die Anthroposophie. (Oder wie Corona. Ein Furunkel am Arsch der Realitäts- und Evidenz-bezogenen Weltanschauungen.)
[1] "Deutsch für Dichter und Denker", von dem Linguisten Daniel Scholten, der darin u. a. die Frage erörtert, warum im Deutschen (und nicht nur in dieser Sprache) viele Abstrakta wie Liebe, Tugend, Heiterkeit, Freude, u.v.m. "Feminina" sind - weil diese Wortform (und nicht: dieses Geschlecht) gerade Abstraktes ausdrücken soll. Die Entwicklung der sog. "Geschlechter" aus dem Urindogermanischen heraus ist hochinteressant (und ein echter Augenöffner für Genderideologen).
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Du hast völlig Recht, lieber Andreas,
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Und dann kommt das ewige "Argument", Sprache sei ja im Wandel und würde ich immer verändern. An sich richtig! Aber: Deshalb wurde die Sprache zu dem, was wir gelernt haben. Auch das wird sich weiterverändern, neue Worte kommen dazu, andere sterben aus. Alles richtig. Aber das geschieht von selbst.
Du weißt, dass ich Luther nicht wirklich gut leiden kann, aber in einem hatte er Recht: Als er sein "Bibeldeutsch" erfand, hatte er "dem Volk aufs Maul geschaut". Er hat nichts willkürlich erfunden, sondern im Gegensatz zum bis dahin gebräuchlichen Schriftdeutsch, die reale Umgangssprache umgesetzt. Daher hatte er (leider) solchen Erfolg mit seinen Büchern.
Wenn eines Tages ein Bedürfnis besteht, das Deutsche in Richtung einer angeblich antisexistischen Sprache zu verändern, dann wird dies geschehen, von unten, aus der Mitte der Gesellschaft. Niemals durch postmoderne elitäre Wohlstandsverwahrloste. Das wird vielleicht die "DDR-Variante" sein, dann kann man auf das sexistische Suffix "-in" völlig verzichtet, weil gerade das etwas Trennendes zwischen die Geschlechter schiebt.
Entweder wir streben an, dass es keine getrennten Frauen- und Männerberufe mehr gibt (dann kann dies nur mit einer gemeinsamen, neutralen Bezeichnung geschehen, die schon existiert [es gibt keine männliche Endung!]) oder uns geht Gleichberechtigung am Arsch vorbei und wir murksen an der Sprache aus reiner Rechthaberei herum, bis sich keiner mehr traut, noch was zu sagen...
Sternchenskepti... am Permanenter Link
In der DDR hat man nicht auf das in-Anhängsel verzichtet. Die Frau meiner Dienstpartnerin hat jahrelang an der "Pädagogischen Fachschule für Kindergärtnerinnen" studiert.
Es ist auch absurd, -er nicht als männliche Endung auszumachen. Ist mir egal, was sich da sprachhistorisch aus dem 14 Jhd. ausbuddeln lässt - heute wird -er ganz klar als männlich wahrgenommen, mit allen Folgen, die sich für (meist) Frauen daraus ergeben. Mit unbestimmtem Artikel wird aus der Interessierten ein Interessierter, aus der Angestellten ein Angestellter. -er = männlich.
Als vor nicht gar so langer Zeit eine Touristengruppe in gespannter Erwartung des Aufstiegs den ihr angekündigten Bergführer erwartete und Gerlinde Kaltenbrunner erschien und sagte "Auf geht's!", drehten sich Leute auf dem Hacken um mit der Begründung, das wäre ja eine Frau, und sie wollten einen richtigen Bergführer oder gar nicht. Klingelt's?
Sie können auch die Handvoll Frauen fragen, die für den ADAC Pannenhilfe machen. Oder mal bei der Perle in Hamburg anrufen.
Wenn ich "11 von 16 Trainern äußerten sich im Interview" schreibe - wie viele Frauen hatten Sie da gerade vor dem geistigen Auge?
Solange es das -in als Signum der Weiblichkeit gibt, wird -er als männlich wahrgenommen werden. Das ist doch logisch.
Entweder -in verschwindet komplett, oder es wird alles genannt. Alles andere ist diskriminierend. Es diskriminiert auch diejenigen Frauen, die von der zermürbenden Zentimetergewinnerei erschöpft sind und sich in nicht eingestandenem vorauseilenden Gehorsam auf ein bisschen Sprachästhetikgemurmel zurückziehen. Der Gläubige wird auch dann verarscht, wenn er das Verlangte scheinbar freiwillig nachplappert. Deswegen kann Heidenreich hundertmal was von verhunzt meckern: ein vorübergehendes Unwohlsein - bei älteren Zeitgenoss:innen verständlich - wiegt nicht annähernd so schwer wie tausendfach verhinderte Lebensträume, verschwendete Talente und Menschen, die ihre Arbeit hassen, weil sie in einer Phase der persönlichen Verunsicherbarkeit aufgrund sprachlicher Ausgrenzung permanent das Signal erhalten hatten, dass sie da, wo sie gern sein würden, nicht erwünscht sind.
Thomas Baader am Permanenter Link
Logik des Verfassers: Kerkeling, Hallervorden, Gotha und Landshut sind im VDS, also tragen diese Personen und Städte zur Normalisierung rechter bis rechtsextremer Ideen bei.
Sokrates am Permanenter Link
Herrje, da hat es aber einer auf Walter Krämer abgesehen. Ist das objektiver Journalismus oder wo bin ich hier gelandet? Angesichts der Durchsetzung von Genderregeln im Rundfunk, an Universitäten, Behörden usw.