Der deutsche Jurist, Neuropsychologe, Verhaltensökonom und Buchautor Florian Willet ist am 5. Mai 2025 in Deutschland durch Suizid verstorben.
Florian Willet wurde in Heidelberg geboren. Als Hochbegabter war er Mitglied der Vereinigung Mensa. 2019 wurde er Mitarbeiter beim Schweizer Verein DIGNITAS – Menschenwürdig leben – Menschenwürdig sterben, beteiligte sich im DIGNITAS-Team an der internationalen politischen und juristischen Tätigkeit und siedelte in der Folge in die Schweiz über.
Ihn motivierten die Förderung und Verteidigung des "letzten Menschenrechts", die Freiheit und Selbstbestimmung im Leben wie am Lebensende sowie der Widerstand gegen die kirchlichen und politischen Dünkel. Ebenso überzeugte ihn das Engagement der beiden DIGNITAS-Vereine vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, um das de facto-Verbot von professioneller mitmenschlicher Suizidassistenz aufzuheben – was am 26. Februar 2020 gelang.
Nicht nur Paragraphen und gesellschaftspolitische Themen prägten sein Denken und Handeln maßgeblich, er war auch ein Genießer kulinarischer Freuden – und zwar mit einem beeindruckenden Wissen darüber, welches Restaurant sich am besten für einen Besuch eignete. Vortrefflich fachsimpeln ließ sich mit dem glühenden Anhänger des Karlsruher SC auch über Fußball.
Nach seinem Einsatz für DIGNITAS in der Schweiz wurde er Sprecher des deutschen Vereins DIGNITAS – Menschenwürdig leben – Menschenwürdig sterben (Sektion Deutschland) in Hannover.
Nachdem er seine dortige Arbeit im Oktober 2022 beendet hatte, engagierte er sich bei der Organisation Exit International des australischen Sterbehilfeaktivisten Philipp Nitschke, der seit längerem von den Niederlanden aus versuchte, den von ihm erfundenen, in einem 3D-Druckverfahren herzustellenden Suizid-Apparat "Sarco" zum Einsatz zu bringen. Gemeinsam mit Nitschkes Gemahlin Fiona Stewart gründeten sie in der Schweiz den Verein The Last Resort, dessen Präsident Florian Willet wurde. Am 23. September 2024 setzten sie den "Sarco" in einem Waldstück in der Schaffhauser Gemeinde Merishausen ein, um eine 64 Jahre alte Frau aus den USA in den selbstgewählten Tod zu begleiten.
Florian Willet handelte in der Überzeugung, basierend auf seiner für ihn üblichen sachlichen Faktenabklärung, der "Sarco" sei schlicht eines der Mittel, die jedermann verwenden dürfe, um einer urteilsfähigen Person bei einem Suizid rechtmäßig zu assistieren. Also analog der Zurverfügungstellung eines Stricks samt Knoten und Schlinge, einer geladenen Pistole samt Schießanweisung und dergleichen mehr – wie dies Artikel 115 des Schweizerischen Strafgesetzbuches zulässt, solange dem Helfenden nicht vorgeworfen werden kann, aus selbstsüchtigen Absichten gehandelt zu haben.
Dass der "Sarco" eine würdigere und sicherere Methode sei als Strick oder Pistole, das lag für Florian Willet auf der Hand.
Die Schaffhauser Staatsanwaltschaft hatte bereits im Vorfeld behauptet, die Verwendung des "Sarco" sei verboten, und angekündigt, ein Einsatz der Kapsel im Kanton Schaffhausen würde in jedem Fall strafrechtlich verfolgt. Nach der üblichen Meldung des Todesfalls griff sie mit Härte ein. Florian Willet wurde während 70 Tagen in Untersuchungshaft festgesetzt und aufgrund von angeblich gefundenen Spuren gar verdächtigt, die Amerikanerin im Sinne einer vorsätzlichen Tötung erdrosselt zu haben.
Den aufrecht engagierten, sensiblen und hochintelligenten Florian Willet warfen diese Ereignisse aus der Bahn. Am 5. Mai 2025 beendete er im Alter von 47 Jahren sein Leben durch Suizid.
Bis heute sind weder eine Anklageschrift gegen Florian Willet noch eine stichhaltige Begründung der Erdrosselungs-Theorie bekannt. Das gegen ihn geführte Verfahren ist nach seinem Tod eingestellt worden.
Das DIGNITAS-Team ist erschüttert über den tragischen Ausgang des Lebens von Florian Willet. Wir werden ihn stets als überzeugten und selbstlos handelnden Verteidiger der Selbstbestimmung über das eigene Lebensende in Erinnerung behalten.
Das Team von DIGNITAS – Menschenwürdig leben – Menschenwürdig sterben
mit Ludwig A. Minelli
