"Make Feminism Great Again" – so lautet der Slogan einer T-Shirt-Kampagne der Frauenzeitschrift EMMA. Eine überaus notwendige Forderung, findet die stellvertretende hpd-Chefredakteurin Daniela Wakonigg.
"Feminismus, Frauenrechte – wozu noch dieses ganze Theater, Frauen sind doch längst gleichberechtigt!" – Ein Spruch, der vor allem rund um den Internationalen Frauentag immer wieder zu hören ist. Die Antwort darauf lautet zu Recht, dass es trotz Gleichberechtigung an der realen Gleichstellung ganz schön hapert. Noch immer erhalten Frauen weniger Lohn als Männer für die gleiche Arbeit, noch immer leisten vor allem Frauen Erziehungsarbeit, noch immer gibt es in Führungsetagen mehr Männer als Frauen und noch immer werden vor allem Frauen Opfer von sexueller Belästigung und Gewalt – um nur einige der üblichen Probleme zu nennen, mit denen Frauen im Laufe ihrer Biografie zwangsläufig konfrontiert werden.
Das alles wäre allein schon Grund genug, Feminismus nicht in die Mottenkiste der Geschichte zu verbannen. Doch gerade in letzter Zeit gibt es weitere besorgniserregende Entwicklungen, die es geradezu notwendig machen, Feminismus zu neuer Größe aufleben zu lassen.
Wie sehr Frauenrechte wieder unter Beschuss sind, zeigt sich derzeit an einem zentralen Thema der Frauenrechtsbewegung: Dem Recht auf Abtreibung. Durch religiöse Hardliner weltweit wird in den vergangenen Jahren jegliche Möglichkeit des legalen Schwangerschaftsabbruchs immer häufiger in Frage gestellt. Auch in Deutschland blasen religiöse Abtreibungsgegner zum Sturm. Ihnen ist nicht genug, dass §218 StGB Abtreibungen grundsätzlich verbietet und nur unter bestimmten, Frauen bevormundenden Bedingungen, straffrei lässt. Abtreibungsgegner – und übrigens auch Abtreibungsgegnerinnen – demonstrieren vor Arztpraxen, in denen Abtreibungen vorgenommen werden, und nutzen neuerdings erfolgreich einen Paragrafen des Strafgesetzbuchs, der Öffentlichkeit und Gerichte bisher eher selten beschäftigt hat: §219a StGB, der besagt, dass ein Arzt oder eine Ärztin bereits dann verboten handelt, wenn zum Beispiel auf der eigenen Homepage öffentlich bekannt gemacht wird, dass er oder sie Abtreibungen vornimmt. Jüngst führte eine Anzeige nach §219a zum ersten Mal tatsächlich zu einer Verurteilung. Was das Abtreibungsrecht angeht, ist es also aktuell dringend nötig, wieder die lila Latzhose aus dem Schrank zu kramen, Abtreibungsgegnerinnen den Kampf anzusagen und Feminismus wieder groß zu machen.
Viel größer müssten die feministischen Bestrebungen hierzulande auch bei einem anderen Thema sein: Dem Einsatz für Frauenrechte in muslimischen Ländern und Gemeinschaften. Doch während hierzulande der Kampf um die Abtreibungsgesetzgebung gegen christlich-religiöse Hardliner in fast allen linken politischen Kreisen Rückhalt erfährt, geben sich dieselben Kreise höchst bedeckt, was die Parteinahme in punkto Frauenrechte gegen islamisch-religiöse Hardliner betrifft. Aus Angst eventuell für rassistisch gehalten zu werden, wird die Geringsetzung und Entrechtung der Frau im Islam durch die rosa Brille des Kulturrelativismus betrachtet. Für Frauen in muslimischen Ländern, die versuchen, sich aus der Unterdrückungssituation zu befreien, und denen bereits beim Abnehmen des zwangsweise verordneten Schleiers Gefängnisstrafen drohen, ein Schlag ins Gesicht. Ebenso übrigens für Frauen in Deutschland mit muslimischem Background, die versuchen, sich von ihrer Herkunfts-Community zu emanzipieren.
Was diesen Punkt betrifft, wäre es also auch unter Linken mehr als angebracht, den Feminismus größer zu schreiben. Wer sich gegen patriarchale Unterdrückungsstrukturen in der eigenen Kultur ausspricht, sollte für diese auch in anderen Kulturen nicht blind sein. Nicht weil es ums Prinzip geht, sondern weil es um Menschen geht, die unter diesen Strukturen leiden.
8 Kommentare
Kommentare
Martin Mair am Permanenter Link
Das Problem ist eher, dass viele Feministinnen sich in ein ideologische Eck zurück gezogen haben und Feminismus nicht als Teil einer umfassenden Emanzipationsbewegung für alle Menschen sehen und ihre eigene Ideologieb
Klaus Bernd am Permanenter Link
Möchte meinen Hinweis auf folgende aufschlussreiche Seite zum Thema Menschenrechte im Vatikan wiederholen:
Ein Auszug: Doch Franziskus lädt auch die Kirche zur Selbstkritik ein: „Sogar in der Kirche wird die dienende Rolle, zu der jeder Christ gerufen ist, manchmal für Frauen eher zu einer Knechtschaft.“ Die Vatikanzeitung malt das noch konkreter aus: Sie spricht in derselben Freitagsausgabe von Ordensfrauen, die von Bischöfen und Kardinälen in Rom „wie Sklavinnen behandelt“ würden.
Da kann man doch schon mal ganz vorsichtig zur Selbstkritik einladen !
bun0815 am Permanenter Link
Sorry, da haben Sie schlecht recherchiert.
Würden Frauen wirklich weniger Lohn bekommen, so wurde doch der Arbeitgeber nur Frauen anstellen umso eine Gewinnmaximierung zu erreichen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Süper, Daniela; wird von Absatz zu Absatz besser.
Kay Krause am Permanenter Link
Und hier das Ganze aus Dichters Sicht:
Ich bin ein Mann und kann nicht klagen.
Ich bin ein Mann und will es wagen,
über Frauen Euch etwas zu sagen:
Frauentag ist für mich jeden Tag,
Frauen sind für mich das Salz des Lebens,
ohne Frauen wär' das Leben wohl vergebens.
Ohne Frauen - so verschieden sie auch sind,
gäb's keine Männer, gäb's kein Kind.
Ohne Frauen gäb's wohl selt'ner Streit,
doch auch kein holdes Glück zu zweit.
Ohne Frauen wär' die Damenmode pleite,
und im Alter geh'n sie häufig in die Breite.
Frauen wiegen sich gern in den Hüften,
und sie duften nach verschied'nen Düften.
Männer laufen hinter schönen Frauen her,
öffnen Türen, tragen Taschen, sagen "Bittesehr"
Küssen Mund und Busen, küssen Damenhände,
Männer geh'n für Frauen auch durch Wände!
Frauen, die mit ihren schönen Augen
schwache Männer an sich saugen,
tun das nur um der Vermehrung willen,
und vergessen bei Gelegenheit die Pillen.
Der Mann will Liebe, Sex und Zärtlichkeit,
die Frau ist ebenfalls dazu bereit,
doch in ihrem Kleinhirn ist sie Weib und stur:
Familie ist ihr Ziel, und Kinder nur.
Da wir Männer nie verstehen Frauenseelen,
kann ich Euch dringend nur empfehlen:
Ihr forschen jungen Männer, und Ihr müden alten,
laßt die Hormone ihrer Dienste walten.
Ehrt und liebt die Frauen Sonn- und Feiertage,
dann braucht Ihr keine Mutter-, keine Frauentage.
Hier und da ein Blumenstrauß, ein Küßchen und ein Kompliment,
die Wirkung jeder Mann wohl zur Genüge kennt!
David Z am Permanenter Link
Wenn aus einer berechtigten Forderung nach Gleichberechtigung eine chauvinistische Ideologie wird, wird Kritik daran zur Būrgerpflicht.
Tom B. am Permanenter Link
Ich stimme dem Hauptteil des Artikels zu.
Eher schwach erscheint mir allerdings die Einleitung. Was ist per se schlecht daran, dass Frauen mehr Erziehungsarbeit leisten und nicht die Hälfte aller Führungskräfte stellen - solange sie sich so entscheiden? Es zwingt doch niemand Frauen in sozialen und pflegerischen Berufen zu arbeiten, oder? Und wie soll das Problem jemals behoben werden, dass eher Frauen, die physisch meist schwächer und weniger aggressiv sind, häufiger Opfer von sexueller Belästigung und Gewalt werden?
Paul am Permanenter Link
Ich meine, das sich die humanistische Bewegung unbedingt vom Gender Feminismus distanzieren muss. Ich finde das total unpassend, dass Frau Daniela ..