MIZ 1/21 erschienen:

MIZ – Das 50. Jahr

Mit Heft 1/21 bricht der 50. Jahrgang des "Politischen Magazins für Konfessionslose und AtheistINNEN" an. Die Redaktion nimmt das zum Anlass, fünf Personen, die zu unterschiedlichen Zeiten an der Erstellung der MIZ beteiligt waren, zurückblicken zu lassen und sie über die Perspektiven der MIZ als Vierteljahreszeitschrift zu befragen.

Ein Blick in die Antworten von Wolfgang Mahnfitz, Gerhard Rampp, Michael Schmidt-Salomon, René Hartmann und Daniela Wakonigg zeigt, dass zentrale Themen sich kaum verändert haben. Denn trotz eines beeindruckenden gesellschaftlichen Wandels (der Anteil der Konfessionslosen an der Bevölkerung hat sich beispielsweise in Deutschland seit der ersten Ausgabe der MIZ etwa vervierfacht), zeigt sich das Verhältnis von Staat und Kirchen davon unbeeinflusst. Geändert haben sich dafür die Mediennutzungsgewohnheiten – es wird nicht nur mehr online gelesen, gerade längere, analytische Texte stoßen heute offenbar nicht mehr auf das gleiche Interesse wie in den 1970er Jahren.

Staat und Kirche

Die drei Beiträge der Rubrik "Staat und Kirche" unterstreichen den Eindruck, dass es in Deutschland in Fragen der Stellung der Religionsgemeinschaften sehr sehr konservativ zugeht. Vera Muth analysiert die Bundestagsdebatte über den von den Fraktionen von FDP, Bündnis 90/Die Grünen und der Linken eingebrachten Entwurf eines Grundsätzegesetzes zur Ablösung der Staatsleistungen. Nach ihrer Einschätzung läuft die derzeitige Entwicklung absehbar darauf hinaus, dass der Bundestag irgendwann ein Gesetz verabschiedet, das so hohe Ablösezahlungen an die Kirchen vorsieht, dass die Bundesländer, die das Ganze bezahlen müssen, nicht bereit sind, innerhalb des vorgegebenen finanziellen Rahmens die entsprechenden Landesgesetze zu erlassen.

Nicht ganz so alt wie der seit über 100 Jahren nicht erfüllte Verfassungsauftrag, die Staatsleistungen abzulösen, ist das kirchliche Arbeitsrecht. Doch trotz einer klaren Regelung auf EU-Ebene und einiger Anläufe im vergangenen Jahrzehnt ist auch hier kein Ende der diskriminierenden Zustände in Sicht. Corinna Gekeler zeigt dies anhand der gescheiterten Verhandlungen über einen branchenweiten Tarifvertrag für die Altenpflege. Die Caritas verweigerte dem ausgehandelten Paket die Zustimmung, um die Sonderstellung der "kirchlichen" Arbeitgeber (die Tarifverträge seit jeher ablehnen) nicht zu gefährden.

Und auch, dass der Kirchenaustritt als Verwaltungsakt gesehen wird, ist ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert. Dass in pandemischen Zeiten nicht einmal gewährleistet ist, dass Menschen austreten können, wenn sie sich dafür entschieden haben, sondern monatelange Wartezeiten auf sich nehmen müssen, erläutert der Artikel von Gunnar Schedel.

Verschwörungstheorie und Evolutionstheorie

Während der Coronakrise wurden zahlreiche Vorstellungen über das Virus und die Pandemiepolitik verbreitet, die einer genaueren Prüfung nicht standhalten. Mit der These vom geplanten "Great Reset" wird die Pandemiepolitik in einen größeren Zusammenhang gestellt: Dieser stelle die Durchsetzung einer neuen Ordnung dar, und dann folgt, je nach Variante, ein bunter Strauß an kruden Vorstellungen, von der Einführung eines totälitären Marxismus bis zur Implantation von Mikrochips bei der Impfung. Frank Welker wirft einen Blick auf die Verschwörungstheorie und stellt die Frage, warum ausgerechnet in Deutschland die Zustimmung zu derartigen Vorstellungen relativ hoch ist.

Eine deutlich besser belegte Theorie ist die Evolutionstheorie. Derzeit gibt es allerdings eine Debatte, ob die vorherrschende, die "Moderne Synthese", erweitert werden muss. Diese Kontroverse stellt Thomas Waschke in einer dreiteiligen Artikelserie dar. Der erste Beitrag erläutert, was eine Evolutionstheorie leisten muss und wirft einen Blick auf die Vorstellungen von Jean-Baptiste de Lamarck.

Daneben gibt es die üblichen Rubriken Neulich...im Sturmgebet, Blätterwald, Zündfunke, eine Buchbesprechung sowie die internationale Rundschau.

Weitere Informationen zur aktuellen MIZ auf der Webseite der Zeitschrift.

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