"Monoholy"

Niederländischer Pastor erfindet christliches Monopoly

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Pastor erfindet christliches Monopoly (Symbolbild).

Christliche Werte anhäufen und Geld verschenken, statt Besitz zu mehren, das ist das Ziel von "Monoholy". Die religiöse Brettspielvariante des Klassikers "Monopoly" hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt – hauptsächlich in christlichen Medien.

Dass die kognitiven Fähigkeiten bei Kindern nicht voll ausgereift sind, macht sie anfällig für Beeinflussung jeglicher Art, denn intellektuelle Notwehr-Mechanismen funktionieren bei ihnen noch nicht. Religionsvertreter wissen das seit langer Zeit und bemühen sich, Kinder so früh wie möglich auf ihre jeweilige Religion zu prägen. Besonders gut funktioniert das natürlich spielerisch. Zum Beispiel durch das Umfunktionieren eines beliebten Brettspiel-Klassikers, wie es jüngst der protestantische Pastor Marien Kollenstaart aus dem südholländischen Dorf Goudriaan in Angriff genommen hat.

Beispielbild
Screenshoot von Kollenstaarts "Monoholy-Tweet".

Am 10. Juni verkündete Kollenstaart auf seinem Twitteraccount, dass er – nach der Erfindung eines Bibelbingos – nun eine christliche Variante des Spiels Monopoly erschaffen habe: "Monoholy". Obwohl Kollenstaarts Tweet gerade mal zehn Likes bekam, stürzten sich christliche Medien auf das Thema, als ginge es darum, einen Freifahrtsschein für die himmlische Schlossallee zu ergattern. Und das nicht nur in den Niederlanden. Ende Juli hatte Kollenstaart nach eigener Aussage bereits aus Belgien, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Brasilien und Thailand Anfragen für sein Spiel im digitalen Postfach. Das Spiel ist nicht im Handel zu kaufen, sondern besteht aus einem von Kollenstaart grafisch umgestalteten Monopoly-Spielbrett, das der Pastor auf Anfrage an Interessierte kostenlos digital versendet.

Während es beim originalen Monopoly-Spiel darum geht, so viel Geld und Besitz wie möglich anzuhäufen, geht es bei Monoholy darum, so viel Geld wie möglich auszugeben und Besitz zu verschenken, weiß das christliche Medienmagazin Pro zu berichten. Die Straßennamen des Originalspiels seien durch christliche Werte wie Glaube, Liebe und Hoffnung, Dankbarkeit oder Vergebung ersetzt und die Einkommenssteuer betrage den Zehnten des Gehalts. Zunächst müssten im Spielverlauf christliche Werte gesammelt und Geld verdient werden, in einer weiteren Runde das verdiente Geld dann so schnell wie möglich verschenkt werden.

"In meiner Version gewinnt derjenige, der als erstes kein Geld mehr hat", erklärte Kollenstaart gegenüber dem Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland katholisch.de. "Wer auf ein Feld kommt, muss kein Geld bezahlen, sondern erhält welches vom Besitzer der entsprechenden Karte. Denn wenn jemand einem Menschen begegnet und Liebe erfährt, wird er reicher und nicht ärmer. In der zweiten Spielhälfte, wenn die Spieler Häuser und Hotels kaufen können, müssen sie ebenfalls nicht dafür bezahlen, sondern übernachten in einem 'himmlischen Hotel' – so verliert dessen Besitzer dann sein Geld."

Ein Schelm, wer sich bei diesem Spielverlauf vorstellt, wie die mitspielenden Kinder als Erwachsene ihrem Vermieter mitteilen, dass sie keine Miete zahlen, sondern selbige von ihm bekommen wollen. Ein noch größerer Schelm, wer bei dem Spielziel an das Erpressen des Kirchenzehnten von armen Menschen im Mittelalter und die heutigen Reichtümer evangelikaler Prediger oder der katholischen Kirche denkt. Zum Erhalt dieses Reichtums war es stets wichtig, Gläubige heranzuziehen, die bereit sind, ihr Geld großzügig für eine Sache zu spenden, die sie für eine gute halten. Zum Beispiel, indem man mit ihnen schon im Kindesalter Spiele spielt, in denen sie genau das lernen.

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