Neunter "Planet-der-Affen"-Streifen kommt in die Kinos

"Nimm deine stinkenden Pfoten von mir"

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Werbung für den aktuellen Film am Berliner Alexanderplatz
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Zu den Megablockbustern der Filmgeschichte zählt zweifellos "Planet der Affen" von 1968, neben Star Wars erfolgreichster Science-Fiction-Film aller Zeiten mit fünf Nachfolgefilmen (Rückkehr auf den Planet der Affen, Flucht vom Planet der Affen usw.), zwei eigenen TV-Serien, einer Comicheftserie und einem Remake von 2001: der Film schlechthin im Geiste der 68er - so zumindest wird er in Filmlexika beschrieben -, eine gesellschaftskritische Parabel par exellance. Tatsächlich war Planet der Affen alles andere als das.

Die auf dem 1963 erschienenen Roman La Planète des singes von Pierre Boulle basierende Geschichte ist die eines Forschungsraumschiffes der Erde, das mit Hilfe von Zeitdilatation und bei künstlichem Tiefschlaf der Astronauten 2000 Jahre in der Zukunft auf einem fremden Planeten landet. Die drei Astronauten treffen bei ihrer Erkundung des Planeten auf sprachunfähige Menschen. Plötzlich tauchen bewaffnete Affen - genauer gesagt: Menschenaffen (apes) - auf, die Treibjagd auf die Menschen machen und auch die drei Astronauten gefangen nehmen. Es zeigt sich, dass auf dem Planeten – Umkehr der Verhältnisse – die Affen die herrschende Spezies sind, die Menschen werden gejagt, versklavt, nach Belieben auch getötet.

Die Affengesellschaft erweist sich als streng hierarchisch strukturierte theokratische Diktatur, die zudem in rassische Kasten unterteilt ist: Die Orang Utans stellen den herrschenden Klerus, Gorillas das Militär, Schimpansen das Bürgertum. Menschen dienen als Arbeitssklaven. Dem Astronauten Taylor gelingt es, kraft seiner überlegenen Intelligenz, den Affen zu entfliehen, wobei er sich der Zuneigung einer romantisch-naiven Schimpansenpsychologin bedient, die ihm bei der Flucht hilft. Nach seiner Flucht hat er keinerlei Skrupel, mit Waffen aus dem Raumschiff gegen die Affen vorzugehen, auch gegen jene, die ihm zur Flucht verholfen haben. Letztlich stellt sich heraus, dass das Raumschiff auf der Erde der Zukunft gelandet war, auf der nach einem Atomkrieg die Affen die Herrschaft übernommen und die übriggebliebenen Menschen versklavt hatten.

Banale Utopie

General Thade  (Tim Roth) aus der Verfilmung von 2001, Archiv GAP
General Thade (Tim Roth) aus der Verfilmung von 2001, Archiv GAP

Der zunächst durchaus in gesellschaftskritischem Gewand daherkommende Plot - die Umkehr der Machtverhältnisse Mensch-Affe - hält diese Linie nicht lange durch. Held ist und bleibt der Mensch - Taylor wird bezeichnenderweise von US-Redneck Charlton Heston gespielt -, der sich erfolgreich gegen die Übermacht der Affen durchsetzt. Diese erscheinen als korrupt, bigott, faschistoid und vor allem: dem menschlichen Helden intellektuell heillos unterlegen. In den nachgeschobenen Folgen des Films, auch in den TV-Serien, treten die sozialkritischen Aspekte, sofern man sie überhaupt als solche bezeichnen kann, komplett in den Hintergrund. Über die vierte Folge der Filmreihe (Eroberung vom Planet der Affen), die, wie schon die dritte, zeitlich vor Folge 2 spielt (in der Heston die Erde in die Luft jagt), schreibt selbst das nicht eben als kritisch bekannte Lexikon des Internationalen Films: "Ein Durcheinander von sozialen, philosophischen, religiösen und klassenkämpferischen Motiven, in dürftiger Science-fiction-Manier mit völlig austauschbaren Bildern verkittet", und über den fünften und letzten Teil (Schlacht um den Planeten der Affen): "Einfallslose, banale Utopie, die in kleinbürgerlichen Klischees und pseudophilosophischen Argumenten steckenbleibt." 2001 wurde die Story von 1968 neuverfilmt.

2011 kam unter dem Titel Prevolution ein sogenannter "Prequel"-Streifen in die Kinos, der erklärt, wie die Affen des 68er-Plots zweitausend Jahre später zur dominanten Spezies auf der Erde hatten werden können: einer Schimpansin war ein gentechnisch veränderter Virenstamm injiziert worden, der auf seine therapeutische Wirkung gegen Morbus Alzheimer getestet werden sollte, was ihre Nachkommen zu Hyperintelligenz und Sprachfähigkeit führte. Abgesehen von den logischen Brüchen des Films, die noch nicht einmal innerhalb des Plots Sinn ergeben, obsiegt am Ende doch wieder der Mensch. Zwar nicht im Streifen von 2011 - da erliegt die Menschheit eben jenen gentechnisch veränderten Viren, die sich unkontrollierbar über den Globus verbreiten -, aber in all den vorhergehenden Streifen, die ja 2000 Jahre später spielen.

Krieg um den Planeten der Affen

Aufgrund des unerwartet hohen Einspielergebnisses von 482 Mio US$, die der Prequel-Streifen allein im Erscheinungsjahr 2011 in die Kassen von 20th Century Fox spülte (bei rund 90 Mio Produktionskosten), wurde umgehend ein Nachfolgestreifen gedreht, der unter dem Titel Revolution im Sommer 2014 in die Kinos kam (und am 28.7.2017 auf PRO7 ausgestrahlt wird): Die globale Virenepidemie aus dem 2011-Streifen hat fast die gesamte Menschheit dahingerafft, nur wenige gegen das Virus immune Menschen haben im ansonsten menschenleeren San Francisco überlebt. Etwas außerhalb San Franciscos haben die gleichfalls gegen das Virus immunen Affen eine eigene Zivilisation aufgebaut. Erwartungsgemäß kommt es zum erbarmungslosen Krieg zwischen den Menschen und den Affen.

Und selbstredend wurde ein dritter Streifen nachgeschoben, der unter dem Titel War for the Planet of the Apes Mitte Juli 2017 in die US-Kinos kam und schon in der ersten Woche 113,4 Mio US$ einspielte. In der ersten Augustwoche 2017 kommt er unter dem Titel Survival auch in die deutschen Kinos. Ohne zuviel verraten zu wollen: wer mehr oder anderes erwartet als eine - tricktechnisch brillante und damit umso lebensechter wirkende - Orgie brutalster Gewalt, sollte besser zuhause bleiben.

Den Planet der Affen-Filmen, sowohl den Alt-68ern wie auch denen neueren Datums, ist zugute zu halten, dass keine wirklichen Affen als Schauspieler herhalten mussten. Mehr aber auch nicht.