Was passiert, falls Gott dein Leben schon programmiert und deinen Todestag bestimmt hat?

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Wenn Gott schlechte Laune hat, sollte man sich besser einen anderen Tag zur Zeugung aussuchen ...

Viele fromme Christen glauben, dass Gott einen Plan für alle seine Geschöpfe auf der Erde hat. In diesem Plan soll auch festgelegt sein, wie unser irdisches Leben Tag für Tag verläuft.

Das bedeutet: Alles, was uns passiert und was wir tun, hat einen tieferen religiösen Sinn. Nichts geschieht ohne Grund. Vor allem aber heißt es, dass wir alles so annehmen müssen, wie Gott es vorbestimmt hat. Wer sich gegen sein Schicksal auflehnt, lehnt sich in den Augen der frommen Christen gegen Gott auf. Und das nennt sich dann Sünde. Und kann im schlimmsten Fall mit der Verdammnis bestraft werden. Doch auch dies ist bereits im Plan Gottes festgelegt. Der Hund beißt sich also in den Schwanz.

In einem Interview mit dem deutschen freikirchlichen Sender ERF sagte es Professor Dr. Dr. Emmanuel Mbennah, ehemals Leiter des christlichen Hilfswerks World Vision, vor Jahren so: "Ich bin zutiefst überzeugt, dass Gott einen Plan für jeden Menschen hat, eine göttliche Bestimmung. Ich glaube nicht, dass sich Gott am Kopf kratzt und sagt: 'Mmmhhh, was fang ich jetzt mit diesem Menschen an?'"

Das weltweit tätige Missionswerk Emmaus, das vor allem Bibelkurse anbietet, vertritt eine ähnliche Einstellung: "Aus vielen Bibelstellen geht hervor, dass Gott einen Plan für unser Leben hat. Jeder Christ sollte ein Interesse daran haben, Gottes Plan für sein Leben zu erkennen."

Den frommen Christen müsste zu denken geben, dass nicht einmal Jesus den Plan Gottes für sein Leben kannte. So soll er am Kreuz von Golgatha gerufen haben: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen."

Diese deterministische religiöse Weltsicht hat fatale Konsequenzen. Jede Krankheit, jeder Unfall und jeder Schicksalsschlag ist somit gottgewollt. Gläubige, die beispielsweise von einem Auto angefahren werden und als Tetraplegiker im Rollstuhl landen, müssen den Unfall als Teil des Planes Gottes interpretieren. Und wenn sie ehrlich mit sich sind, müssen sie den Schicksalsschlag als Strafe Gottes sehen. Und als Prüfung, ob sie den Unfall demütig akzeptieren.

Der Glaube an den Plan Gottes hat auch für den fehlbaren Autofahrer moralische Konsequenzen. Er muss sich in keiner Weise schuldig fühlen. Im Gegenteil. Er hat ja nur mitgeholfen, den Plan Gottes umzusetzen. Schließlich ist der Unfall bereits im göttlichen Regiebuch protokolliert.

Die Bibel führt dazu ein exemplarisches Beispiel an: Hiob. Der reiche Bauer aus dem Alten Testament ist eine der prominentesten Figuren der Bibel. So bekannt, dass wir ihm das geflügelte Wort von der Hiobsbotschaft widmeten.

Seine Geschichte ist außergewöhnlich, ja spektakulär. Am Anfang steht eine Wette zwischen Gott und dem Teufel. Schon hier denkt man: Hoppla. Gott, ein Zocker? Und dies erst noch mit seinem Erzfeind, dem Satan!

Für Hiob sollte der Streit der Allmächtigen zum Schicksal werden. Gott wettete nämlich, dass Hiob sein Schicksal annehme, was immer ihm auch zustoßen möge. Und dass der gute Bauer ihm treu bleibe, was immer auch passiere. Der Teufel lachte sich ins Fäustchen und packte sein ganzes Arsenal an Scheußlichkeiten aus.

Zuerst raffte er Hiobs 10.000 Nutztiere dahin. Trotzdem zürnte der gute Bauer nicht und lobte Gott weiterhin. Dann ließ der Satan sein Haus einstürzen und sorgte dafür, dass seine zehn Kinder umkamen. Hiob nahm auch diesen Schicksalsschlag stoisch hin. Schließlich ließ der Satan schwere Krankheiten über den tapferen Mann Gottes kommen. Vergeblich, Hiob hielt weiterhin treu zu Gott, und Satan verlor die Wette.

Auf diese Weise müssen auch Christen reagieren, die an den lückenlosen Plan Gottes glauben und ein schweres Schicksal erleiden. Sie können nur hoffen, dass ihretwegen nicht zehn Kinder sterben müssen.

Es gibt noch andere Beispiele, die die Absurdität eines angeblichen Gottesplans entlarven. Die Vertreter dieser religiösen Idee müssten konsequenterweise auf jede gesundheitliche Vorsorge verzichten. Gott hat ja bereits bestimmt, wann ich sterben muss.

Springt man in den Kopf von Gott, wird es geradezu makaber: Nach dem Morgenessen beginnt sein Arbeitstag mit der Programmierung der frisch gezeugten Embryos. Er beschließt, dass Jane aus Mexiko mit zwei Jahren an einem Kehlkopfkrebs stirbt. Der dreijährige Peter aus Ravensburg fällt in den privaten Swimmingpool und ertrinkt, der fünfjährige Juri wird im Ukraine-Krieg in Cherson von einem Granatsplitter getroffen und stirbt. Und, und, und.

Geht man von der Idee der Pläne Gottes aus, hat der Schöpfer auch das Leben der Hamas-Terroristen vorbestimmt. Diese drangen am 7. Oktober ins gelobte Land ein und massakrierten 1.200 Personen seines ausgewählten Volks.

Die Idee vom vorbestimmten Todeszeitpunkt geistert aber auch in vielen Köpfen außerhalb eines strenggläubigen christlichen Milieus herum. Auch viele Ungläubige sind überzeugt, dass das Datum ihres Ablebens schon seit der Geburt feststeht. Sie kultivieren diese Vorstellung, um dem Tod ein wenig den Stachel zu nehmen. Frei nach dem Motto: Warum soll ich mich darum kümmern, wenn eh schon alles geregelt ist? Die Idee soll Trost spenden. Außerdem kann man die Verantwortung für sein Leben ein Stück weit abgeben. Die Frage ist nur: An wen? Außerdem sieht Selbstbestimmung anders aus.

Hinter dem Glauben an den lückenlosen Plan Gottes oder die Vorbestimmung des Todes versteckt sich auch eine grundsätzliche Angst vor dem Leben. Und es entsteht eine fatalistische Sicht auf die Welt, wie das geflügelte Wort zeigt: Es kommt, wie es kommen muss.

Auch viele Esoteriker glauben an die Vorbestimmung. Sie sind überzeugt, dass die höheren geistigen Wesen oder göttlichen Instanzen den Lauf der Welt lenken. Viele haben auch die These von der Akasha-Chronik verinnerlicht, die besagt, dass alle vergangenen und zukünftigen Ereignisse darin festgehalten sind. Auch diese "Gläubigen" sind Meister im Verdrängen.

Sie blenden ebenfalls aus, dass das Leben eine endlose Verkettung von Ereignissen ist, auf die wir oft wenig Einfluss haben.

Da gefällt mir der Spruch "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott" schon besser. Zumindest der erste Teil des Satzes.

Übernahme mit kleinen Änderungen mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.

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