Anfang April hatte Perus Regierung versucht, die Ausbreitung von Covid-19 mit Ausgangsbeschränkungen zu verlangsamen. Dabei sollten Menschen nach Geschlecht und Wochentag getrennt das Haus verlassen dürfen. Nicht-binäre Personen und die Versorgungsrollen der Haushalte wurden vom überwiegend männlich besetzten Entscheidungsteam ignoriert. Die Entscheidung musste nach langen Wartereihen von Frauen vor Märkten wegen des hohen Ansteckungsrisikos aufgehoben werden.
Bereits am 6. März hatte Peru seinen ersten bestätigten Fall von Covid-19. Nachdem die Zahlen auch dort immer weiter stiegen, gab Präsident Martín Vizcarra am 2. April Ausgangssperren nach Geschlechtern bekannt. Am Montag, Mittwoch und Freitag sollten Männer das Haus verlassen dürfen. Am Dienstag, Donnerstag und Samstag sollten die Frauen Angelegenheiten außer Haus erledigen dürfen. Sonntag sollten alle Menschen zuhause bleiben. Gelten sollten die Beschränkungen zunächst bis zum 12. April.
Nicht bedacht hatte die Regierung bei ihren Plänen mit nach Geschlecht getrenntem Ausgang, um die Ansammlungen von Menschen zu reduzieren, dass Menschen mit Transhintergrund, nicht-binäre und intergeschlechtliche Personen sich nicht in ein System zweier Geschlechter einfügen können oder wollen beziehungsweise falsch zugeordnet werden. Gerade die Sicherheitskräfte, welche die Ausgangsbeschränkungen kontrollieren sollten, seien nach Angaben von Aktivist*innen diejenigen, die bereits in der Vergangenheit Gewaltakte gegen Trans-Personen begangen hätten.
Dass ein überwiegend männliches Team zur Entscheidung über die Ausgangsregelungen kam, zeigt auch, dass ignoriert wurde, dass besonders Frauen in Peru die Rolle der Familienversorgerinnen zukommt. Sie erledigen Einkäufe und andere Besorgungen für die Familie. Nachdem also Präsident Vizcarra die Ausgangsregelungen verkündet hatte, bildeten sich lange Wartereihen aus Frauen vor den Supermärkten und weiteren Orten des täglichen Bedarfs, um an den für sie mit Ausgang verbleibenden Tagen alles Nötige für die Familie zu besorgen. Da Menschenmassen der ideale Ausbreitungsort für das Coronavirus sind, ruderte die Regierung am 11. April zurück und bekannte, einen Fehler begangen zu haben. Die neue Ausgangsregelung sieht nun vor, dass täglich nur eine Person pro Haushalt und Tag, zwischen 4 und 18 Uhr das Haus verlassen und Besorgungen erledigen darf.
Für Regierungsentscheidungen wünschen sich Sozialwissenschaftler*innen und andere, nach Angaben von Peru21, dass Entscheidungen nicht nur von Männern getroffen und nicht nur Ökonomen, Gesundheitsexperten und Statistiker befragt werden. So könnten auch andere Problemfelder, wie die Unmöglichkeit, die Ausgangsbeschränkungen während Feiertagen zu kontrollieren und Menschen zur freiwilligen Einhaltung zu bewegen, angegangen werden.