Die Freidenkenden Schweiz nehmen die Pläne von SRF-Direktorin Wappler, religiöse Sendeformate im Radio abzubauen, mit Anerkennung und Erleichterung zur Kenntnis. Weitergehende Veränderungen beim Thema Religion und Weltanschauungen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk drängen sich auf. Die "Vereinbarung zwischen SRF und den Kirchen" darf nicht erneut stillschweigend und unverändert verlängert werden.
Nathalie Wappler, die Direktorin von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), gab Spar- und Umbaupläne im Hause SRF im Zuge der Digitalisierung bekannt. Teil des Abbaus ist die Streichung von zwei religiösen Radioformaten. Wappler begründet diesen Entscheid damit, Religion sei nicht der Hauptfokus des SRF und zudem durch die Fachredaktion in der Tagesaktualität weiterhin gut abgedeckt.
Die Freidenkenden Schweiz begrüßen ausdrücklich die Entscheidung, das Angebot religiöser Sendungen auf den SRF-Kanälen auszudünnen. Diese Entscheidung bildet die reale Entwicklung in der Bevölkerung ab: Die Gruppe der Konfessionsfreien wächst seit Jahrzehnten am stärksten an und die religiöse Betätigung (Gottesdienstbesuch, Gebet) ist selbst innerhalb der Religionsgemeinschaften längst auf Minderheiten beschränkt.
Verkündigungssendungen sind aktuell beim SRF noch stark präsent. Die Worte aus der Bibel, die Radiopredigt und Gottesdienstübertragungen sollten auf wenige Anlässe pro Jahr reduziert werden. Religiöse Mission ist keine öffentlich-rechtliche Aufgabe.
"Wort zum Sonntag" auch für nicht-religiöse DenkerInnen
Reformbedarf und -potential besteht bei vielen weiteren Gefäßen: Beispielsweise sollte das "Wort zum Sonntag", falls es überhaupt ein Programmelement bleibt, auch für nicht-religiöse DenkerInnen geöffnet werden. Dies würde für das Publikum zweifellos einen Mehrwert darstellen und dem Anspruch gerecht werden, die Perspektivenvielfalt im Programm zu wahren. Eine breitere Autorenschaft, gerade auch Menschen mit nicht-religiösem Blick auf die Welt, würde sicher spannende Impulse liefern.
Bei den laut Wappler angedachten neuen, digitalen Angeboten im Bereich Religion speziell für junge Menschen ist Vorsicht angebracht – insbesondere angesichts der häufig fehlenden kritischen Distanz bei der journalistischen Beleuchtung religiöser Phänomene. Allgemein müssen vermehrt dezidiert religionskritische, weltlich-humanistische, religionsfreie Standpunkte Gehör erhalten.
Konzession rechtfertigt die aktuellen Sonderrechte der Religionen nicht
Weder das "Bundesgesetz über Radio und Fernsehen" noch die "Radio- und Fernsehverordnung" verpflichten das SRF, Religion privilegiert zu behandeln oder Kirchen beziehungsweise Religionsgemeinschaften irgendwelche Sonderrechte einzuräumen. Gemäß Konzession soll das SRF "das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen, Sprachgemeinschaften, Kulturen, Religionen und gesellschaftlichen Gruppierungen" fördern. Auch hieraus lässt sich das aktuell geltende Ausmaß der Sonderbehandlung von Religion und Kirchen nicht begründen.
Jährliche "Kirchengespräche" in Hinterzimmern?
In einer separaten "Vereinbarung zwischen SRF und den Kirchen" sind weitreichende Privilegien festgelegt. In scheinbar jährlich zwischen SRF und den Kirchen stattfindenden "Kirchengesprächen" werden wohl unter anderem diese Vereinbarungen erarbeitet. 2021 wird mutmaßlich eine Erneuerung der Vereinbarung von 2017 anstehen. Diese Vereinbarung darf nicht noch einmal stillschweigend verlängert werden. Die Freidenkenden Schweiz regen an, dass Vertreterinnen und Vertreter religionsfreier Weltanschauungen bei diesbezüglichen Gesprächen und Verhandlungen präsent sein müssen und gehört werden. Es stünde dem SRF gut zu Gesicht, keine "Kirchengespräche", sondern einen breit abgestützten Dialog der Weltanschauungsgemeinschaften zu führen und zu fördern. Ein solcher Dialog schließt jene Menschen ein, welche ohne persönliches religiöses Bekenntnis leben.
Wir freuen uns darauf, dass das SRF-Programm der zunehmenden gesellschaftlichen Säkularisierung künftig besser Rechnung trägt.
Erstveröffentlichung auf der Website der Freidenkenden Schweiz.
1 Kommentar
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Schau an, die Schweiz als Vorbild für die BRD, wird in unserer Kirchenrepublik schwer sein,