Ägypten

Sherif Gaber: "Ich bin kurz davor, Selbstmord zu begehen"

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Sherif Gaber in einem seiner Videobeiträge

Der ägyptische Atheist Sherif Gaber musste im vergangenen Jahr untertauchen, da ihm wegen islamkritischer Videos eine langjährige Haftstrafe droht. Auf Twitter bittet er verzweifelt um Hilfe. 

Seit 2015 betreibt Sherif Gaber einen YouTube-Kanal mit derzeit über 241.000 Abonnenten und zählt damit zu den bekanntesten Religionskritikern in Ägypten. In seinen millionenfach aufgerufenen und heiß diskutierten Videobeiträgen setzt er sich kritisch mit dem Islam auseinander und spricht über Menschenrechte, Wissenschaft und Philosophie. 

In Ägypten ist dies keine ungefährliche Angelegenheit: Im vergangenen Jahr wurde er von den Behörden festgenommen, als er aus dem Land ausreisen wollte. Vorausgegangen war eine Anzeige der islamistischen Al-Nour Partei, die den 26-Jährigen wegen "Blasphemie" hinter Gittern sehen will. Wenige Tage später meldete er in einer kurzen Mitteilung seine vorläufige Freilassung. 

Kurz danach verschärfte sich die Situation für den jungen Aktivisten dramatisch: Neben der Anklage wegen der öffentlichen Verbreitung atheistischer Inhalte wurde ihm zusätzlich vorgeworfen, gegen den ägyptischen Staat und sein Volk zu arbeiten – und das mithilfe feindseliger Unterstützung aus dem Ausland. Der behördlichen Anweisung einer Befragung kam er nicht nach, sondern tauchte unter. 

Seitdem befindet sich Gaber in einer aussichtslosen Situation. Denn im Falle einer erneuten Festnahme drohen ihm mehr als zehn Jahre Haft und Folter. Eine Ausreise wurde ihm wegen der laufenden Ermittlungen verboten. Auch der Versuch, über den Erwerb einer neuen Staatsbürgerschaft das Land verlassen zu können, blieb bislang erfolglos. 

Verzweifelte Hilferufe

Auf Twitter erklärte Gaber vor wenigen Tagen, dass er unter der ständigen Gefahr zunehmend verzweifelt. Er schrieb: "Ich bin kurz davor, Suizid zu begehen. Ich habe alles versucht. Ich kann keine Hoffnung sehen. Ich fühle jetzt wirklich das Ende. Holt mich hier raus, ich sterbe. Bitte." 

Mina Ahadi, Menschenrechtlerin und Vorsitzende des Zentraltrats der Ex-Muslime, betonte in einer Videobotschaft die drastische Lage, in der sich Sherif Gaber derzeit befindet. In ihrerer Stellungnahme ruft sie zur Unterstützung auf und verlangt von der deutschen Bundesregierung, alles Mögliche zu unternehmen, um Gaber ein Leben in Freiheit und Sicherheit zu ermöglichen.