Menschenrechte

Nach Hungerstreik: Atheist in Ägypten festgenommen

76706744_399841887588558_8102677909547778048_n.jpg

Ahmed Harkan brach wegen seines Hungerstreiks zusammen. Das Foto zeigt ihn im Krankenhaus.

Der atheistische Blogger und Menschenrechtsaktivist Ahmed Harkan ist einer der bekanntesten Religionskritiker in Ägypten. Nun wurde er aufgrund seiner Meinungsäußerung festgenommen. Zuvor trat er wegen Repressalien in den Hungerstreik.

Seit mehreren Jahren setzt sich Ahmed Harkan für die Rechte nicht-religiöser Menschen in Ägypten ein. Er betreibt einen Video-Channel und hatte zahlreiche Auftritte in ägyptischen Talkshow, in denen er atheistische und humanistische Positionen vertrat. Aufgrund seiner religionskritischen Haltung war er immer wieder Repressalien und Angriffen ausgesetzt. 2014 überlebte er einen Attentatsversuch, bei dem er verletzt wurde. Statt Hilfe von der Polizei zu erhalten, wurde er zusätzlich wegen Blasphemie und "Diffamierung der Religion" angeklagt. 

Vor wenigen Tagen hatte sich seine Situation dramatisch zugespitzt. Harkan wollte aus Ägypten ausreisen, um seine Verlobte in Tunesien zu heiraten. Am Flughafen wurde er jedoch von den Sicherheitsbeamten festgehalten. Obwohl es keinen offiziellen Gerichtsbeschluss gab, hinderten sie ihn an der Ausreise und brachten ihn in Gewahrsam. Dort erfuhr er, dass angeblich seit 2016 ein Reiseverbot gegen ihn verhängt wurde – bloß weil er seine Meinung frei geäußert hatte. 

Die behördliche Willkür wollte Harkan nicht akzeptieren und trat vor neun Tagen in den Hungerstreik. Freunde versuchten, ihn von seiner Entscheidung abzubringen, doch dieser hielt daran fest: Entweder man erlaube ihm die Ausreise oder er werde so lange auf Nahrung verzichten, bis er stirbt. Kurz danach brach er erschöpft zusammen und wurde in ein Krankenhaus geliefert. Dort angekommen, beschlagnahmte die Polizei sein Handy und beschattete ihn. Ein Foto zeigt ihn, wie er sich in medizinischer Behandlung befindet.

Gestern Nacht wurde Harkan schließlich im Krankenhaus festgenommen. Das berichtet der deutsch-ägyptische Publizist Hamed Abdel-Samad gegenüber dem hpd, der seit mehreren Tagen mit ihm und seinen Angehörigen in Kontakt steht. Inzwischen ist der Kontakt zur Harkan abgebrochen. 

Abdel-Samad ruft indessen zur Unterstützung auf: "Ich bitte Journalisten und Politiker, sich diesem Fall anzunehmen. Ahmed Harkan wollte bloß seine Menschenrechte wahrnehmen. Dies darf ihm nicht verweigert werden. Er braucht nun unsere Solidarität!"