TU München erhält Universitätskirche

Staatliche finanzierte Missionsstation für Studenten

straubing-2487097_1280.jpg

Karmelitenkirche in Straubing.

Die bayerische Landesregierung hat der Technischen Universität München (TUM) eine "Universitätskirche" aufgedrängt, die weder dem Hochschulrecht noch dem Verfassungsgebot der weltanschaulichen Neutralität entspricht: die Karmelitenkirche in Straubing. Sie soll zur studentischen Missionsstation umfunktioniert werden.

In der niederbayerischen Stadt Straubing betreibt die Technische Universität München einen Campus für Biotechnologie und Nachhaltigkeit. 2018 hatte der Freistaat für teures Geld das Karmelitenkloster gekauft, das wegen fehlender Mönche vor der Schließung stand und für die Kirche ein kostspieliger Klotz am Bein geworden wäre. Nun soll es umgebaut und künftig Teil des TUM-Campus werden.

Nach den Vorstellungen der CSU-Granden soll es zur studentischen Missionsstation umfunktioniert werden. Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) meint, Karmelitenkloster und -kirche seien ein Ort des gelebten Glaubens. Er findet es gut, dass die Kirche eine Anlaufstelle für Studenten und TUM-Mitarbeiter werden soll. "Hier können sie auf dem Straubinger Campus eine besondere geistige Heimat finden".

Dazu hat TUM-Präsident Herrmann (ebenfalls CSU) auch schon das geeignete Personal an Bord: Die drei verbliebenen Mönche dürfen in dem Kloster wohnen bleiben. Mit ihnen will die TUM "in der Universitätsseelsorge kooperieren", sagte Herrmann, der beim Eröffnungsgottesdienst auch selbst die Orgel spielen will. Das Kloster biete die richtige Atmosphäre, um den akademischen Geist – wie sich ihn die CSU vorstellt – atmen zu lassen. "Wir leben im christlichen Abendland und vieles, was uns heute kennzeichnet, ist ein Erbe unserer Geschichte", so Herrmann. Im Gegensatz zu aufgeklärten Weltbürgern wie Kant oder Humboldt meint er allen Ernstes, wer in seiner Kultur – und dazu zähle die Religion – verankert sei, habe es später leichter, tolerant zu sein.

Kritiker wie der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) meinen allerdings, Herrmann habe hier wohl eine rationale, naturwissenschaftlich ausgerichtete Universität mit einem Priesterseminar verwechselt. Angesichts der gerade in Bayern besonders spürbaren Säkularisierungswelle mit überdurchschnittlich hohen Kirchenaustrittszahlen sei dieser Versuch einer Rekatholisierung der Universitäten völlig aus der Zeit gefallen.