Die bayerische Landesregierung hat der Technischen Universität München (TUM) eine "Universitätskirche" aufgedrängt, die weder dem Hochschulrecht noch dem Verfassungsgebot der weltanschaulichen Neutralität entspricht: die Karmelitenkirche in Straubing. Sie soll zur studentischen Missionsstation umfunktioniert werden.
In der niederbayerischen Stadt Straubing betreibt die Technische Universität München einen Campus für Biotechnologie und Nachhaltigkeit. 2018 hatte der Freistaat für teures Geld das Karmelitenkloster gekauft, das wegen fehlender Mönche vor der Schließung stand und für die Kirche ein kostspieliger Klotz am Bein geworden wäre. Nun soll es umgebaut und künftig Teil des TUM-Campus werden.
Nach den Vorstellungen der CSU-Granden soll es zur studentischen Missionsstation umfunktioniert werden. Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) meint, Karmelitenkloster und -kirche seien ein Ort des gelebten Glaubens. Er findet es gut, dass die Kirche eine Anlaufstelle für Studenten und TUM-Mitarbeiter werden soll. "Hier können sie auf dem Straubinger Campus eine besondere geistige Heimat finden".
Dazu hat TUM-Präsident Herrmann (ebenfalls CSU) auch schon das geeignete Personal an Bord: Die drei verbliebenen Mönche dürfen in dem Kloster wohnen bleiben. Mit ihnen will die TUM "in der Universitätsseelsorge kooperieren", sagte Herrmann, der beim Eröffnungsgottesdienst auch selbst die Orgel spielen will. Das Kloster biete die richtige Atmosphäre, um den akademischen Geist – wie sich ihn die CSU vorstellt – atmen zu lassen. "Wir leben im christlichen Abendland und vieles, was uns heute kennzeichnet, ist ein Erbe unserer Geschichte", so Herrmann. Im Gegensatz zu aufgeklärten Weltbürgern wie Kant oder Humboldt meint er allen Ernstes, wer in seiner Kultur – und dazu zähle die Religion – verankert sei, habe es später leichter, tolerant zu sein.
Kritiker wie der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) meinen allerdings, Herrmann habe hier wohl eine rationale, naturwissenschaftlich ausgerichtete Universität mit einem Priesterseminar verwechselt. Angesichts der gerade in Bayern besonders spürbaren Säkularisierungswelle mit überdurchschnittlich hohen Kirchenaustrittszahlen sei dieser Versuch einer Rekatholisierung der Universitäten völlig aus der Zeit gefallen.
12 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Das Kloster biete die richtige Atmosphäre, um den akademischen Geist ... atmen zu lassen."
Ach so.
Kein Schelm, wer das lächerlich findet.
A.S. am Permanenter Link
Wenn die Kirche wankt, fällt die CSU. Das "C" im Parteinahmen wandelt sich allmählich vom "Wählerfänger" zur Lachnummer.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
" Wir leben im christlichen Abendland und vieles, was uns heute kennzeichnet, ist ein Erbe unserer Geschichte", ....Wer ist UNS und welche Geschichte ist gemeint, die Geschichte des millionenfachen Mordes du
oder die Christianisierung Südamerikas nach dem Motto, "und willst Du nicht mein Bruder sei, dann schlag ich Dir den Schädel ein.
oder die millionenfachen Morde in den Jahren 33-45 mit Unterstützung der Kirchen.
Das ist christlich-abendländische Kultur! und jeder der von diesen Tatsachen Kenntnis hat,
wird sich weigern, dieses von Prunk überladenen Gebäudes auch nur zu betreten.
Hat noch nie jemand hinterfragt woher dieser Reichtum kommt und wie sich dieser mit dem armen erfundenen "Bettelmönch" Namens Jesu vereinbaren lässt.
Es wird höchste Zeit, dass ALLE dieses Lügenkonstrukt Gott-Glaube-Kirche durchschauen
und ihre Konsequenzen daraus ziehen.
W.v.Sulecki am Permanenter Link
Nicht zu vergessen die heute noch andauernde Komplizenschaft der katholischen Kirche mit den rechten, faschistischen Regierungen in den Mittel- und Südamerikanischen Staaten.
Wie Chile, Argentinien, Peru und Guatemala und seinen Nachbarstaaten wird dann später behauptet werden *die Heilige Kirche* habe nichts gewusst und keinen Anteil daran gehabt.
→ https://www.abc.net.au/news/2019-07-14/how-the-catholic-church-ruled-with-despots-in-latin-america/11214044
→ https://www.truthdig.com/articles/supported-dictators-now-deny-refuge/
→ https://www.mintpressnews.com/the-guardian-pushes-more-lies-on-nicaragua-covering-up-for-putschist-priests/252027/
→ https://www.du.edu/korbel/hrhw/researchdigest/latinamerica/latinamerica.pdf
→ https://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Condor#See_also
→ https://www.vice.com/en_ca/article/3b5953/oh-what-a-dirty-war
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo W.v.Sulecki, vielen Dank für die Komplettierung der christlichen Schandtaten,
Das die Mehrheit der Menschen in Südamerika noch immer katholisch ist und die Machenschaften der Kirche nicht durchschaut ist mir ein Rätsel.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Manchmal fällt es verdammt schwer, Satire und reales Leben auseinander zu halten. Vor allem dann, wenn die Satire besser wird als das Original.
(siehe unten: Zum Weiterlesen)
Auch für Deutschland ein selten unverschämtes Beispiel für die Kumpanei von Thron und Altar bzw. für den Verfassungsbruch zugunsten unverhohlener katholischer Missionierung,
Thorsten Kluge am Permanenter Link
Was für ein Blödsinn. "Wir leben im christlichen Abendland und vieles, was uns heute kennzeichnet, ist ein Erbe unserer Geschichte". Die Leute von der CSU scheinen in der Schule geschlafen zu haben.
Als Atheist würde es mich sowieso mal interessieren, wieso ich es mir gefallen lassen muss, mein Leben von Religiösen Sekten fremdbestimmen zu lassen. Diese ganzen religiösen Feiertage und Bestimmungen anderen Aufzuzwingen ist Mittelalter. Wer einer Sekte angehören möchte, der sollte das in seiner Freizeit tun und nicht andere damit belästigen.
Thomas Reutner am Permanenter Link
Wieder mal ein guter Anlass, um sich an Karlheinz Deschner zu erinnern.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Jeder Tag ist gut dafür, solange Glaubenskonzerne noch Macht beanspruchen...
Rene Goeckel am Permanenter Link
Kumpels machen mit Kumpels Geschäfte und keiner kann etwas dagegen unternehmen. Das ist einfach unwürdig und beschämend. Würde überhaupt noch jemand etwas sagen, wenn Söders Kumpel Hersteller von Kruzifixen wäre?
Ute O. am Permanenter Link
U n f a s s b a r !
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo Ute O. was bitte haben Sie mit U n f a s s b a r genau gemeint?