USA

Adoption nur mit der richtigen Religion?

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Offiziell sind Staat und Kirche in den Vereinigten Staaten von Amerika getrennt. Trotzdem können staatlich finanzierte und religiös geführte Adoptionsagenturen ihre Dienste Adoptionswilligen verweigern, wenn diese eine andere Religion haben. So geschehen ist das Elizabeth und Gabriel Rutan-Ram sowie sechs weiteren Personen, die nun mit Unterstützung von Americans United, einer Organisation im Einsatz für die Trennung von Staat und Kirche, das Department of Children's Services in Tennessee verklagen.

Wer ein Kind adoptieren will, darf natürlich keine Vorstrafen für Gewalt gegen Kinder oder Vernachlässigung von Kindern haben. Ansonsten scheint der US-Bundesstaat Tennessee Adoptionswilligen aber viel Freiraum zu lassen. Wer ein Kind adoptieren möchte, muss zwar mindestens 21 Jahre alt sein und in Tennessee leben, kann aber verheiratet, alleinstehend oder geschieden sein, Vollzeit arbeiten, zur Miete oder in Eigentum leben und kann auch weitere Kinder haben oder eben nicht. Wenn es ernst wird, müssen Kurse und eine Überprüfung des Haushaltes durchgeführt werden. Dies soll die ideale Unterbringung, Versorgung und den richtigen Umgang mit dem zu adoptierenden Kind sicherstellen.

Für Elizabeth und Gabriel Rutan-Ram klang all das machbar, sodass sie sich auf die Suche nach einer Adoptionsagentur begaben, die sie durch den Prozess begleiten, ihnen die nötigen Kurse und die Haushaltsprüfung, genannt "home study", anbieten würde. Die Rutan-Rams wendeten sich an das Holston United Methodist Home for Children, eine Agentur, die Gelder von Tennessees Department of Children’s Services erhält, der Behörde, die sich um die Belange von Kindern kümmert. Nachdem das Paar zunächst eine Zusage erhalten hatte, überraschte die dann doch noch erfolgte Absage umso mehr. Als jüdisches Paar gehörten sie nicht dem von der Agentur vorgezogenen christlichen Glauben an. Eine Absage, die besonders schwer wiegt, da die Agentur mit staatlichen Geldern betrieben wird.

Rückhalt findet sie mit ihrer Absage allerdings in der Gesetzgebung. In Tennessee, ähnlich wie in South Carolina, Texas, Alabama, Michigan und South Dakota können Agenturen Adoptionswillige, die nicht ihren religiösen Vorgaben entsprechen, ablehnen. So nicht nur Andersgläubige, sondern auch gleichgeschlechtliche Paare. Mit "HB0836" trat in Tennessee erst 2020 ein Gesetz in Kraft, welches verbietet, dass lizenzierte private Agenturen verpflichtet werden können, eine Unterbringung von Kindern zur Pflege oder Adoption durchzuführen oder zu unterstützen, die gegen die religiösen oder moralischen Bestimmungen oder Überzeugungen der Agentur verstoßen würden.

Mit Unterstützung von Americans United, einer Organisation im Einsatz für die Trennung von Staat und Kirche, reichten Elizabeth und Gabriel Rutan-Ram sowie sechs weitere Steuerzahler*innen Klage gegen diese Gesetzgebung ein. Damit versuchen sie zu erreichen, dass Holston United Methodists Home for Children und andere Agenturen, die Adoptiveltern nach Religion auswählen, zumindest keine staatliche Förderung mehr erhalten.

Ähnlich wie den Rutan-Rams aus Tennessee ergeht es auch jüdischen oder nicht heterosexuellen Paaren in anderen Bundesstaaten wie Arizona, wo lautstarke Proteste gegen die Diskriminierung andersgläubiger, atheistischer oder LGBTIQA+-Personen aufflammten.

Bleibt zu hoffen, dass Proteste und Klagen Erfolg haben, sind doch zahlreiche Agenturen in religiöser Hand und überschütten potentielle Eltern schon beim ersten Website-Besuch mit Bibel-Zitaten oder bieten christ-zentrierte statt kindswohl-orientierte Adoptionsdienstleistungen an. Eigen scheint christlichen Adoptionsagenturen vor allem die Vorliebe für die Bibel und Golf-Events zu sein. Vielleicht kann ja das passende Handicap adoptionswilligen einen Vorteil einbringen?

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