Reformationstag

Vertane Chance

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Der niedersächsische Landtag mit Sitz im Leineschloss in Hannover
Der niedersächsische Landtag mit Sitz im Leineschloss in Hannover

Der Humanistische Verband Niedersachsen bedauert die vorschnelle Festlegung der niedersächsischen Regierung – und zuvor der norddeutschen Länderchefs – auf den 31. Oktober als neuen gesetzlichen Feiertag.

In einer Pressemitteilung nennt der Humanistische Verband Niedersachsen die Festlegung des Reformationstages als Feiertag in Niedersachen "eine vertane Chance".

Wie bereits andere säkulare Organisationen hatte sich der HVD Niedersachsen für die – auch von Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta befürwortete – Einrichtung eines weltlichen Feiertages als Alternative zum konfessionellen Reformationstag eingesetzt.

Die jetzt getroffene Entscheidung sei nicht nur eine Missachtung des Parlaments, sondern auch eine vertane Chance. "Gerade beginnt sich ein Dialog zu entwickeln über die gemeinsamen Wertegrundlagen unserer pluralistischen Gesellschaft. Diese Chance angesichts zunehmender Polarisierung und Fundamentalisierung ungenutzt zu lassen ist kurzsichtig und nachlässig" schreibt der HVD Niedersachsen.

Weiter heißt es: "Stattdessen sehen wir eine hastige Festlegung auf einen kirchlichen Feiertag, der für die Spaltung der Konfessionen steht und den großen Anteil der Menschen ausgrenzt, die sich nicht an religiösen Dogmen orientieren."

Reformationstag ist kein Tag der Aufklärung

Der 31. Oktober steht für den Thesenanschlag in Wittenberg und ist damit untrennbar mit Martin Luther verbunden. Luther war Re-Formator. Er wollte zurück zum "wahren Glauben", nicht nach vorn in unsere aufgeklärte, pluralistische Gesellschaft. Er wollte los von Rom – aber mit den Fürsten. Luther war nicht nur glühender Judenhasser, er wütete auch heftig gegen den Humanismus seiner Zeit, die Philosophie und die Wissenschaft; die Vernunft bezeichnete er als Hure des Teufels.

So steht Luther für das Gegenteil der Werte, die unsere Gesellschaft heute ausmachen: Religionsfreiheit, Toleranz, Demokratie und Menschenrechte.

Ungleichheit bleibt bestehen

Die Einführung des neuen Feiertags wird von Seiten der Regierung mit der geringeren Anzahl gesetzlicher Feiertage in Norddeutschland im Vergleich zum Süden begründet. "Sollte dies ernst gemeint sein und sich nicht um ein bloßes Wahlgeschenk handeln, bleibt weiterhin Handlungsbedarf. Und das nicht nur, weil die Süddeutschen weiterhin mehr Feiertage haben als wir im Norden." Denn mit dem neuen Feiertag sind in Niedersachsen dann sieben von zehn Feiertagen kirchlich. Dieses Ungleichgewicht und damit die Ausgrenzung von nichtreligiösen Menschen wird also noch verstärkt.

Diskussion noch nicht beendet

Der HVD Niedersachsen wird sich weiterhin für einen zusätzlichen weltlichen Feiertag für alle einsetzen. "In die hoffentlich breit geführte Diskussion werden wir erneut unseren Vorschlag einbringen: Einen Tag der Menschenrechte."