Völkermord an den Herero und Nama:

Zögerliche Rückgabe von Gebeinen an Namibia

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Symbolbild
Symbolbild

Mitte Juli dieses Jahres hat Bundesratspräsident Daniel Günther die Schuld Deutschlands am Völkermord an Herero und Nama als historische Schuld bezeichnet und bedauert. Eine echte Entschuldigung Deutschlands, wie sie die namibische Regierung und Vertreter*innen von Herero und Nama fordern, ist das nicht. Nach Deutschland verschiffte Skelette damals Getöteter werden nur kleckerweise zurückgegeben.

Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich der heutige südafrikanische Staat Namibia unter deutscher Kolonialherrschaft. Neben der Ansiedelung von Farmern wurde auch die Ausbeute von Rohstoffen wie Kupfer, Marmor und Diamanten zur Verschiffung nach Deutschland betrieben. Durch die immer stärkere Zurückdrängung der Bevölkerung durch Deutsche, sowie das Verhalten der Deutschen, kam es zu Aufständen der Herero. Diese mündeten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einen Völkermord, der zehntausende Herero, aber auch Nama, das Leben kostete. Ihre Gebeine wurden teilweise zu Untersuchungs- und Ausstellungszwecken nach Deutschland gebracht.

Seit Jahrzehnten warten der Staat Namibia und die Nachkommen der wenigen überlebenden Herero und Nama nun auf eine Entschuldigung Deutschlands, eine komplette Rückgabe der Schädel und weiterer Knochen der Ermordeten und eine Entschädigung.

Während der frühere Bundeskanzler Kohl ein Treffen mit Vertreter*innen von Herero und Nama, sowie das Eingeständnis des Völkermordes noch ablehnte, sahen andere Politikerinnen und Politiker den Völkermord und die Schuld Deutschlands als klar gegeben an.

So entschuldigte sich Michelle Müntefering, Staatsministerin für internationale Kultur- und Bildungspolitik beim Bundesminister des Auswärtigen, 2018 nach Angaben der Deutschen Welle bei einer Zeremonie in Berlin bei namibischen Botschaftsverteter*innen. Bei der Zeremonie wurden sterbliche Überreste einiger Opfer des Völkermordes zurückgegeben, die bisher in der Berliner Charité gelagert hatten. Bereits 2011 und 2014 waren nach Informationen des Tagesspiegel Gebeine aus der Charité zurückgegeben worden. Bei jeder Übergabe war die Hoffnung auf eine Aufarbeitung der Verbrechen groß und wurde immer wieder enttäuscht.

Vor zwei Jahren hatten die Nachfahren der Betroffenen des Völkermordes vor einem US-Gericht gegen Deutschland geklagt. Sie erhofften sich eine Verurteilung Deutschlands zum Schadensersatz für die Kolonialverbrechen. Im März dieses Jahres jedoch wies das Gericht die Klage nach Recherchen der Süddeutschen mit der Begründung einer Immunität Deutschlands gegen ein solches Verfahren ab. Eine Berufung ist bereits angekündigt.

Eine erfolgreiche Klage hätte womöglich Klagen anderer Staaten oder Gruppen nachgezogen, die wie zum Beispiel Griechenland unter deutscher Gewalt gelitten haben.

Die Angst vor gerichtlich verwendbaren Eingeständnissen erklärt vielleicht, warum Bundesratspräsident Daniel Günther, als etwa Vierter in der Rangfolge der wichtigsten politischen Ämter Deutschlands, nach Informationen der Welt zwar die historische Schuld ohne Wenn und Aber anerkennt, die Schuld auch bedauert, jedoch keine Entschuldigung ausspricht. Obwohl seit 2016 eine Entschuldigung geplant ist, scheint die Angst vor dem Präzedensfall größer zu sein als der Wunsch nach Aufarbeitung und einem guten Verhältnis zu Namibia.