Ökonomische Plaudereien

Es werde Licht! - und Geld

BERLIN. (hpd) Von nichts kommt nichts. Oder doch? Im Garten und bei der Arbeit und eigentlich fast überall im Leben kann man dem Spruch zustimmen. Man muss schon etwas spitzfindig werden, um Ausnahmen entdecken zu wollen. Aber diese Ausnahmen sind meist von eher untergeordneter Bedeutung - vom Geld einmal abgesehen.

Fiat Money. In einem Film tappt die Hauptfigur verschlafen durch die Küche. Die Kamera streift über den Küchenschrank und allerlei Kram, der dort herumsteht. Darunter ist ein Glas, in das die Protagonistin einige Banknoten steckt. Auf dem Glas steht "new tits". Wer nun in Analogie dazu meint, Fiat Money hätte etwas mit dem Sparen auf ein italienisches Auto zu tun, wird damit der Sache nicht gerecht. Jedenfalls nicht direkt. Allenfalls auf dem Umweg eines Kredits. Aber dazu unten mehr. Zunächst einmal zum Alten Testament. Dort findet sich ziemlich weit vorn: "Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht." (1. Mose 1.3) "Es werde Licht" heißt auf lateinisch fiat lux. "Fiat Money" bedeutet also "Es werde Geld." Das Etikett "Fiat Money" ist also eher ein Imperativ und klingt wie ein Zauberspruch.

Wie funktioniert das?

Warengeld. Im Laufe der Zeit änderte sich, was als Geld Verwendung fand. Es gibt Waren, die sich durch die Umstände ihrer Verfügbarkeit und Verwendung jeweils besonders eigneten. Das können Rentiere genauso sein wie Gold und Silber. Allerdings ist die Verwendung der Metalle verbreiteter.

Papiergeld. Eine interessante Entwicklung stellte das Konzept "Papiergeld" dar. Hier handelt es sich um eine Repräsentation von Geld, das selbst einen Wert hat, durch etwas, dessen Wert deutlich unter seiner nominellen Bedeutung liegt. Ein Stück Papier kostet nicht viel, verglichen mit den Beträgen, die man daraufdrucken kann. So ein Wechsel, der oft mit der Zusage verbunden war, ihn gegen "richtiges" Geld wie etwa Gold einzutauschen, funktioniert nicht einfach so. Damit Papiergeld akzeptiert wird, bedarf es gesellschaftlicher Strukturen, denen der Verwender des Geldes zutraut, die behaupteten Eigenschaften des Papiergeldes durchzusetzen. Wenn genügend Leute unterstellen, dass die Sache klappt und sich entsprechend verhalten, wird Papiergeld funktionieren. Frühe Formen des Papiergeldes sind aus China bekannt (Tang-Dynastie, Anfang des 9.Jh., hier eher als "Überweisungsträger"; in der Sung-Dynastie, vor 1004, schon als lokale Währung) [1].

Buchgeld. Der nächste gedankliche Schritt schimmerte schon in China durch: die Idee des Buchgeldes. Wenn Geld nicht Gold oder Silber sein muss, sondern auch Papier sein kann, dann reicht es zuweilen auch, nur aufzuschreiben, um welche Menge Geld es geht. Man notiert Geschäftsvorfälle, führt Konten der Beteiligten und organisiert Auszahlungen und Überweisungen. Gerade letzteres hat beachtliche praktische Konsequenzen. In unsicheren Zeiten ist es riskant, mit einem Beutel Gold oder Silber lange Reisen zu unternehmen. Eine Überweisung ist nur ein Brief, für einen Räuber wertlos, und deshalb die bessere Wahl. Diese Entwicklung ließ auch nicht lange auf sich warten. Im 13. Jh. geriet ein mecklenburgischer Fürst auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem in Gefangenschaft. Man versuchte, ihn freizukaufen. Ein Auftrag an geeignete Leute vor Ort wurde ausgestellt und diesen wurde Geld in Lübeck hinterlegt. Die Sache gelang nicht, die Leute in Jerusalem gaben den Auftrag zurück und das hinterlegte Geld frei, das zurück an die Fürstenfamilie ging. [2] Zu dieser Zeit war ein solcher Vorgang quer durch Europa in den Nahen Osten anscheinend längst Routine.

Wenn aber Gold durch Papier ersetzt werden kann und Papier durch ein paar Federstriche, dann sollte doch Geld auch grundsätzlich durch eine Notiz in einem Büchlein zu schaffen sein. Für manche hat der Gedanke sicher etwas verführerisches. Aber kann das funktionieren? Wenn man Geld in Umlauf bringt und diesen Umlauf kontrolliert, wird man sich Gedanken darüber machen, wieviel Geld es sein sollte, das da kursiert. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Geld nun Gold oder Papier oder Buchgeld ist. Es repräsentiert die Warenmenge in seinem Geltungsbereich. Für das Funktionieren einer Währung ist Vertrauen notwendig. Gesetze reichen nicht aus. Um das Vertrauen in die Währung nicht zu gefährden, ist es auch nützlich, den Wert des Geldes konstant oder fast konstant zu halten. Als Kinder haben wir Spielgeld gemacht, wohl wissend, dass es kein "richtiges" Geld ist. Was wir nicht verstanden, war, warum das so ist. Wir meinten, unser Geld sähe nicht "echt" aus. Aber das war nicht der entscheidende Punkt…

Fiat Money - Es werde Geld!

Eine Zentralbank, also eine "Erste Bank" und damit "erste Ursache" für Geld, erzeugt Geld, indem sie Kredite an Geschäftsbanken gibt. Diese geben auf dieser Grundlage Kredite an Menschen und Unternehmen, die es bei der Schaffung von Werten verwenden. Ein Teil der geschaffenen und in Geld verwandelten Werte (Zins) geht mit dem Kredit zurück an die Bank. Kommt der Kredit wieder bei der Zentralbank an, wird der Betrag durch diese Rückzahlung gelöscht. [3] Der Zins bleibt übrig. Die Zentralbank steuert die Wirtschaft und damit beträchtliche Teile des Lebens mit einfachen Mitteln. Dazu gehört die Höhe des Zinses, zu dem Kredite vergeben werden. Damit beeinflusst man die umlaufende Geldmenge und auch die Inflation. Geld wird so systematisch und kontrolliert entwertet, oft etwa in der Größenordnung des Wirtschaftswachstums. Eigentum wird vernichtet, Schatzbildung wird unterlaufen. Also müssen die Leute, die das Geld benutzen, ständig gegen die Entwertung ihres Geldes anarbeiten. Dafür nehmen sie wieder Kredite auf, zahlen Zinsen, geben Banken also erarbeitete, "echte" Werte für ursprünglich nur erfundene.

Oder mit den Worten des Bankiers Mayer Amschel Rothschild: "Gebt mir die Kontrolle über das Geld einer Nation und es ist mir egal, wer die Gesetze macht."

Die Version für die Bühne in der Schulaula

Amschel Rothschild: Ich bin Bank. Ich behaupte die Existenz einer gewissen Menge Geld, indem ich sie aufschreibe. Dieses Geld gebe ich dir als Buchgeld. Du verwendest es für deine Arbeit. In einem Monat gibst du es mir mit Zinsen zurück. Dann streiche ich die erzeugte und an dich ausgegebene Summe Geld in meinem Notizbuch. Übrig bleibt nur das, was du geschaffen hast und wovon ich einen Teil als Zins bekommen habe.Und im nächsten Monat machen wir es wieder so. Damit du nicht auf die Idee kommst, zuviel Geld zu horten, um von mir unabhängig zu werden, erzeuge ich eine kleine Inflation, die 24 Stunden am Tag dein Geld auffrißt.

Bernhard Baufirma: Was für ein Kreislauf! Ein perpetuum mobile, ein Ring! Bernhard Baufirma denkt nach…. (Im Hintergund murmeln Stimmen Tolkiens Ringvers (Der Herr der Ringe) "Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben) und ewig zu binden")
Aber warum machst du das und nicht ich?

Amschel Rothschild: Weil du nicht auf diese wunderbare Idee gekommen bist.

Bernhard Baufirma: Und warum sollte ich mich morgen wieder auf dein Spiel einlassen?

Amschel Rothschild: Weil du keine Ahnung hast, was du ohne mich machen sollst.


  1. Peter Bernholz (2003). Monetary Regimes and Inflation: History, Economic and Political Relationships. Edward Elgar Publishing. S. 53  ↩

  2. Jahrbücher des Vereins f. Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 40 (1875), S. 1–86  ↩

  3. zum Einstieg in das Thema: Wikipedia.de, “Geldschöpfung”  ↩