BERLIN. (aws) "Das Massaker in einer LGBT-Bar in Orlando / US-Bundesstaat Florida mit mindestens 49 Todesopfern und zahlreichen Verletzten ist der größte islamistische Terroranschlag in den USA seit dem 11. September 2001", erklärt Alex Feuerherdt vom "Kompetenzzentrum Islamismus" der Aktion 3.Welt Saar.
"Darin kommt der für Islamisten kennzeichnende Hass auf Homosexuelle zum Ausdruck." Dieses Verbrechen richte sich aber nicht nur gegen Homosexuelle. "Islamisten wenden sich mit ihrem 'Heiligen Krieg' gegen jede Form eines selbstbestimmten, befreiten, genussbetonten Lebens", so Feuerherdt. Dafür stehe bei ihnen "der Westen", vor allem repräsentiert durch die USA und Israel.
"Daher ist es zynisch, wenn in Medien spekuliert wird, die Tat könne auch durch Hass auf Schwule motiviert sein", betont Feuerherdt. "Oder wenn Thorsten Denkler in der Süddeutschen Zeitung die Tat als einen ausschließlich homophoben Akt charakterisiert, den er genauso gut als evangelikaler Christ hätte verüben können. Anteilnahme für die Opfer des Terroranschlags sieht anders aus." Im Herrschaftsbereich von Islamisten seien derartige Verbrechen üblich. So würden im Iran Schwule an Baukränen aufgehängt, Ehebrecherinnen gesteinigt oder unverschleierte Frauen verprügelt.
Die SPD und führende Sozialdemokraten wie Sigmar Gabriel zeigten in ihren Reaktionen dieselbe Verleugnung. Dort heiße es lapidar "Der Hass darf niemals siegen", ohne den Islam auch nur zu erwähnen. "Dass Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, wie regelmäßig nach islamistischen Anschlägen auch diesmal verlauten lässt, das habe mit dem Islam nichts zu tun, ist keine Überraschung mehr", so Feuerherdt. Im Zentralrat der Muslime ist auch die Islamische Gemeinde Saarland Mitglied.
Laut aktuellen Medienberichten sei der Täter möglicherweise selber schwul gewesen. Doch sei dies kein Einwand gegen die Kennzeichnung der Tat als homophob. "Doppelmoral ist ein Merkmal patriarchaler und schwulenfeindlicher Gesellschaften. In der Vergangenheit haben sich die größten Schwulenhasser wiederholt als selbsthassende, die eigene Homosexualität versteckende Schwule entpuppt. Den islamistischen Charakter dieser Tat ohne Tabuisierung zu benennen ist Voraussetzung, Gegenstrategien zu entwickeln und präventiv tätig zu werden", betont Feuerherdt.
Anmerkung: LGBT steht für "Lesbian, Gay, Bisexuell, Transgender" und bezeichnet die Gesamtheit derer, die nicht der heterosexuellen Geschlechternorm entsprechen.
9 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Dass gerade sich selbst unterdrücken müssende Schwule einen unsäglichen Hass auf "Kollegen" entwickeln, die ihre Sexualität frei ausleben, erscheint nachvollziehbar.
Genauso, wie Frauen, die aufgrund familiären Drucks verschleiert herumlaufen müssen, westlich gekleidete Frauen oft als Schlampen bezeichnen, weil sie ihren eigenen Freiheitsdrang nicht ausleben dürfen.
Motto: "Was ich nicht haben darf, dass gönne ich auch keinem anderen." D.h. das Problem liegt in der repressiven Gesellschaftsstruktur verankert. Wenn jeder repressiv leben muss, dann ist das eher auszuhalten - weshalb in totalitären Gottesstaaten die Mehrheit darauf achtet, dass auch jeder gleichmäßig unterdrückt wird.
Doch in Multikulti-Gesellschaften gibt es eben solche, die bereits frei und andere, die noch unter Repressionen leben. Das Vorbild der "Freien" - zumal wenn deren Lebensweise den religiös/kulturellen Dogmen widerspricht - ist dann ein ständiger Stein des Anstoßes, ein ständiger Stachel, der im eigenen Fleisch schmerzt.
Der Anblick des küssenden Männerpaares mag bei Omar den letzten Anstoß gegeben haben, der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Seine Kultur und Umgebung, in die er unfreiwillig hineingeboren wurde, erlaubte ihm keinen männlichen Freund (weshalb er, wie auch in Deutschland früher häufig anzutreffen, Frauen heiratete/heiraten musste) und keine Zärtlichkeit in der Öffentlichkeit. Ja, selbst dem Lachen oder Musizieren steht seine Ideologie skeptisch gegenüber.
Und so brach in ihm ein durch die Religion geschürter Selbsthass auf, der in dem schrecklichen Amoklauf und der erwarteten Tötung seiner Person mündete.
Dieser autorepressive Umgang mit der eigenen Sexualität führt in den Monotheismen regelmäßig zu körperlichem oder emotionalem Stress, sei es durch Selbstkasteiung (wie z.B. bei Opus Dei), verheimlichten homo- oder heterosexuellen Beziehungen bis hin zu Kindesmissbrauch (sexuell, durch Prügel oder Beschneidung) - und selbstverständlich durch moralische Erniedrigung vorehelicher Sexualität, Masturbation, Homosexualität und freizügiger Sexualität im Allgemeinen.
Das ist das Grundübel der monotheistischen Religionen - allen voran der Islam, weil er durch entsprechende "Gottesstaaten" ein dauerndes Vorbild für muslimische Gemeinden in säkularen Staaten liefert. Solange dieser Unterdrückungsapparat nicht durch interne Reformen beseitigt wird, kann es immer wieder zu solch schrecklichen Taten wie in Orlando kommen. Doch welche Druckmittel hätten die Religionen noch, wenn sie ihre Mitglieder in die Freiheit entließen? Keine - und die Kleriker müssten sich neue Jobs suchen...
little Louis am Permanenter Link
Ich glaube, wir sollten uns (noch?) mir psycho- (analytischen) Spekulationen zurückhalten. Dafür birgt der Fal (noch) zu viele Ungereimtheiten.
Stefan Dewald am Permanenter Link
Herr Feuerherdt weiß auch nicht, wie es richtig ist: »Aiman Mazyek, Vorsitzender eines Zentralrates weniger Muslime«. So, und das schreiben wir jetzt 50 Mal, gelle.
David am Permanenter Link
Ihr Einwand ist berechtigt. Allerdings, er relativiert freilich nicht die Problematik der bei solchen Vorfällen immer und immer wiederkehrende Verleugnungshaltung.
Auch wenn Herr Mazyek nur EIN Zentralratsmitglied ist und nur WENIGE Muslime mit seinem Rat vertritt, wäre es naiv anzunehmen, dass seine Position innerhalb der konservativen muslimischen community eine Ausnahme darstellt.
little Louis am Permanenter Link
Zum Zitat:
Mit diesen Sätzen wir leider auchversucht zu suggerieren , dass in Israel und in den USA ( im Gegesatz zu de Islamisten) eine Mehrheit der Bevölkerung für ein von religiöser Bevormundung befreites genussbetontes Leben einträten.
Das ist schon ein starkes Stück von Demagogie.
Denn der evangelikale Fundamentalismus in USA (und sonstwo) und das konservative und Orthodoxe Judentum eines großen Teils der Israleischen Bevölkerung zeigen exakt dieselbe agressive Intoleranz wie die Mehrheit der Muslime. Was die Borniertheit der Letzteren nicht entschuldigend relativieren soll.
Aber wir wissen ja: Schuld sind nie die Religionen (und schon garnicht die eigene), sondern nur deren missbräuchliche "Auswüchse". (-:
malte am Permanenter Link
"das konservative und Orthodoxe Judentum eines großen Teils der Israelischen Bevölkerung"
Wo hast du denn das Klischee ausgegraben? Lediglich 7 Prozent der israelischen Bevölkerung bezeichnet sich als ultraorthodox, 46 Prozent als säkular. Der christliche Fundamentalismus spielt in den USA (vor allem im Mittleren Westen) tatsächlich eine wichtige Rolle, aber wesentlich ist: In den USA ist, wie in Israel, ein "freies", genussbetontes Leben zumindest MÖGLICH.
little Louis am Permanenter Link
Zu:"... In den USA ist, wie in Israel, ein "freies", genussbetontes Leben zumindest MÖGLICH...."
Stimmt nur dann,
wenn man zynischerweise davon ausgeht, dass ein Leben in Armut am Existenzminimum die Folge einer freien Willensentscheidung des Betroffenen ist und dass ein solches Leben tatsächlich ein wahrer Genuss ist.
Es geht auch nicht nur um die individuelle Befinlichkeit (Ein Unterprivilegierter kann glauben, mit konstantem Alkohol/Drogen- Pegel ein genussbetontes und befriedigendes Leben führen zu können.)
Für Humanisten sollten auch Gerechtigkeitsaspekte (ethisch) relevant sein.
Dass vielerorts eine Minderheit durch geschickte Gestaltung des Finanzsystems auf Kosten einer Mehrheit eine hundert bis tausendfach größere MÖGLICHKET zum Genuss hat, sollten gerade Humanisten nicht ganz unerwähnt lassen.
malte am Permanenter Link
Das stimmt alles. Nur trifft es eben für alle "westlichen" Staaten zu, nicht nur für die USA und Israel.
little Louis am Permanenter Link
@ malte um11:46
Weitgehend einverstanden,
- wenn
die ungleich größere Machtstellung der USA aber auch kapitalkräftiger Kreise in aller Welt berücksichtigt wird und Ihr Einwand oben nicht nur zur rhetorischen Relativierung/Verharmlosung dient.
Und nur nebenbei noch mal (und obwohl Sie dies sicher auch wissen)
das Folgende:
Es ist eine schon lange Zeit angewandte unfaire aber sehr erfolgreiche Methode, Kapitalismuskritik und vor allem die Kritik am eventuell "ungerechten" Geldsystem als Antisemitismus zu disqualifizieren und damit ziemlich wirksam vor Kritik zu immunisieren.
Gerade wem die Opfer des Antisemitismus NICHT gleichgültig sind, sollte sich gegen deren Instrumentalisierung bzw. gegen deren "Missbrauch" zur Durchsetzung meistens rein egoistischer Privatinteressen zur Wehr setzen.
Und es ist eine Binsenweisheit, dass "Wahrheiten/Tatsachen" auch dann Tatsachen bleiben, wenn sie auch vom (nationalkonservativen oder gar völkisch- konservativen politischen Gegner geäußert werden.
Verzichtet man als linker oder linksliberaler oder nur-liberaler Humanist auf solche grundlegenden Methoden der vernünftigen Denkens, hat man in der politischen Debatte von vornherein verloren und das nicht nur bei der Bildungselite. Denn rechtsnationale Rationalisten hauen einen dann schon in der ersten Minute aus dem Ring.
Und Glaubwürdigkeitsverlust wirkt ziemlich nachhaltig (negativ).