Erstmals in Österreich sprechen Menschen, die von Priestern und Nonnen missbraucht wurden, offen über das, was ihnen angetan wurde. Begleitet von der Kamera suchen die Betroffenen die Tatorte von damals auf, viele machen ihre Geschichten erstmals öffentlich, ihre Familien erfahren mitunter zum ersten Mal von diesem verschwiegenen Schmerz. Nach zweijähriger Drehzeit liegt ein Sittenbild der Gewalt, Vertuschung und der Heuchelei vor, ein Einblick in das wohl größte Verbrechen der Nachkriegszeit, von dem rd. 16.000 Menschen betroffen sein dürften. Der sexuelle Missbrauch durch Kirchenangehörige bleibt ein Trauma quer durch die Gesellschaft.
"Jetzt bin ich kein Opfer mehr"
"Als wir die Idee zu diesem Film hatten, war unklar, ob wir überhaupt Menschen finden würden, die vor der Kamera darüber sprechen können, was ihnen angetan wurde", erinnert sich Filmregisseurin Patricia Marchart. "Doch in kürzester Zeit meldeten sich so viele, dass wir nicht allen zusagen konnten. Niemand wollte die angebotene Anonymität annehmen. Jeder hatte bis zum Schluss die Möglichkeit, sein Filmmaterial zurückzuziehen, was aber kein einziger tat."
"Meine eigene Geschichte kann ich nach Jahrzehnten nun endlich auf die Reihe kriegen, mit hunderten Seiten Akten belegen, doch die Jahre sind gelebt und meine Kraft hätte für schönere Themen verwendet werden können" resümiert Inge Killmeyer im Interview bitter. Ein Film, der nicht nur anklagt sondern der auch Hoffnung gibt: "Ich habe alles gesagt, ich bin jetzt kein Opfer mehr", sagt Joe Auer.
Unheilige Allianz
Nach wie vor werden die Täter von der Kirche gedeckt oder gar versteckt, nach wie vor besteht eine unheilvolle Allianz zwischen Kirche und Staat. Trauriger Höhepunkt ist eine sogenannte "Geste der Verantwortung", mit der Parlamentspräsidentin Bures und Kardinal Schönborn als Vertreter der Täterorganisation am 17. November im österreichischen Parlament einen endgültigen Schlussstrich unter ein für die Kirche unangenehmes Thema ziehen möchte.
Webseite zum Film: die-kinder-lassen-gruessen.at
2 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Und ein Gott hat immer tatenlos zugesehen? Das muss aber ein besonders kranker Gott sein!
Karlheinz Deschner
Im Christentum steckt viel Scheinheiligkeit, viel Betrug und Lügen und die Unverfrorenheit, über Andersdenkende zu urteilen. Die Kirchen werden aus Steuergeldern finanziert, also auch von mir als Steuerzahler. Ich kann mich als Atheist nicht dagegen wehren aber ich nehme mir das Recht, den Kirchen Feuer unter ihrem Hintern zu machen. Denn es ist zu viel Blut geflossen und zuviel Unrecht geschehen unter dem vor Dreck strotzenden
Mantel des Christentums. Nicht einmal vor Kindern haben sie Respekt. Das muss gesagt werden und das hat nichts mit Intoleranz zu tun.
Peter Friedrich am Permanenter Link
Die kirchliche Sexual"moral" wird immer weiter zu Mißbrauch und Mißhandlung führen, weil sie Menschen von sich selbst entfremdet.