Trotz des neuen Sterbeverfügungsgesetzes:

Weiterhin bürokratische Hürden für Sterbehilfe in Österreich

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Zur Selbstbestimmung gehört auch die Möglichkeit eines frei gewählten "Notausgangs" am Lebensende.

Einen einfachen und für jeden zugänglichen Weg für den assistierten Suizid fordert Dr. Isolde Lernbass-Wutzl, Sprecherin der Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende (ÖGHL) anlässlich des Welttags des Rechts auf Sterben am heutigen 2. November.

Seit dem 1. Januar 2022 wurde in Österreich das Sterbeverfügungsgesetz implementiert, das zunächst zwei ärztliche Aufklärungsgespräche vorsieht. Dabei muss einer der beiden Ärzte eine palliativmedizinische Ausbildung haben. Spätestens drei Monate danach kann eine Notarin oder ein Patientenvertreter eine Sterbeverfügung errichten.

Keine Einschränkung auf bestimmte Diagnosen

"Das neue Gesetz ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber humanes Sterben ist dadurch noch lange nicht für alle zugänglich", so Lernbass-Wutzl. Die ÖGHL engagiert sich dafür, dass Freitodhilfe auch tatsächlich und bedarfsgerecht verfügbar ist und nicht durch gesetzliche Regulierungen in der Praxis unangemessen eingeschränkt oder gar unmöglich wird. Sie verlangt mittelfristig die weitere Legalisierung der Freitodhilfe, insbesondere die Abschaffung der Einschränkung auf bestimmte Diagnosen anstelle von subjektiv empfundenem Leid als Kriterium, frei verfügbare und bedarfsgerechte Möglichkeiten zur Information und die Durchführung von Freitodbegleitungen durch qualifizierte Personen.

Weltweiter Kampf um Menschenwürde

Das Menschenrecht auf ein Sterben in Würde und ein frei gewähltes Lebensende ist in vielen Ländern noch nicht ausreichend etabliert. Daher setzt sich ein internationales Bündnis für einen Bewusstseinswandel ein und hat den Gedenktag am 2. November eingerichtet. "Rund um den Globus kämpfen viele Menschen dafür, ein Sterben in Würde für sich selbst und die Menschen, die sie lieben, zu ermöglichen. Diese Menschen möchten wir an diesem Welttag anerkennen", erklärt Asunción Alvarez, Präsidentin des Weltverbandes der Gesellschaften für das Recht auf Sterben (World Federation of Right to Die Societies, WFRtDS).

Weltverband definiert nächste Ziele

Sie leitet auch die Weltkonferenz der Gesellschaften für das Recht zu sterben, die alle zwei Jahre stattfindet, heuer in Toronto. Dort wird Alvarez heute um 18.30 Uhr Ortszeit im Rahmen einer Zeremonie eine Karte von Menschenrechtsaktivisten für selbstbestimmtes Sterben vorstellen, zeitgleich mit 58 Vereinigungen in 30 Ländern. "Wir machen damit Familien, Aktivisten und Ärzte sichtbar, die sich weltweit dafür einsetzen, ein Sterben in Würde zu ermöglichen", sagt auch Rob Jonquière, Exekutivdirektor des Weltverbandes. Teil des Verbandes ist auch die ÖGHL, die diese Weltkarte ebenfalls auf ihrer Webseite veröffentlichen wird.

Über den Weltverband WFRtDS:

Der Weltverband der Gesellschaften für das Recht auf Sterben hat sich zum Ziel gesetzt sicherzustellen, dass jeder Mensch das Recht hat, in Würde, friedlich und ohne Leiden zu sterben. Die 1980 gegründete Föderation umfasst 58 Sterbehilfe-Organisationen aus 30 Ländern und fördert die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsgesellschaften, um die Erfahrung und das Fachwissen von Experten zu nutzen, die Menschen bereits rechtmäßig beim Sterben helfen.

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