USA

Whistleblower-Plattform "Mormon Wikileaks" gestartet

Über die Website mormonwikileaks.com können seit rund zwei Wochen anonym Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, die etwas über interne Vorgänge der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) verraten.

Ryan McKnight hätte sich kein besseres Datum aussuchen können. Kurz vor Weihnachten störte der Ex-Mormone die christliche Festtagsstimmung, indem er die Webseite "Mormon Wikileaks" ins Leben rief. 

Bei den Mormonen handelt es sich um eine fundamentalistisch christliche Glaubensgemeinschaft, die sich neben der Bibel auf das Buch Mormon beruft. Letzteres wurde von dem amerikanischen Bauernsohn und Schatzsucher Joseph Smith verfasst, der behauptete, darin den Inhalt goldener Platten übersetzt zu haben, die ihm der auferstandene Prophet Moroni 1823 auf einem Hügel im Staat New York überreicht habe. Wie ihr Kirchengründer Smith dürfen männliche Mormonen mehrere Frauen ehelichen. 

Ex-Mormone Ryan McKnight aus Las Vegas hat es sich zum Ziel gesetzt, seine ehemaligen Mit-Gläubigen über Vorgänge innerhalb der Religionsgemeinschaft aufzuklären. Seine Website mormonwikileaks.com soll ähnlich wie die Whistleblower-Plattform Wikileaks funktionieren, die in den vergangenen Jahren durch das Sammeln und Veröffentlichen von geheimen Regierungsinformationen bekannt wurde. Mormon Wikileaks richtet sich an Mormonen, die anonym brisante Dokumente oder Videos öffentlich zugänglich machen wollen, die geeignet sind aufzuzeigen, dass Außendarstellung und Innenleben der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage erhebliche Diskrepanzen aufweisen.

McKnight sorgte im vergangenen Oktober erstmals für öffentliche Aufmerksamkeit in den USA als er eine Reihe von internen Gesprächen zwischen offiziellen Kirchenvertretern der Mormonen auf YouTube veröffentlichte, die ihm anonym aus Kirchenkreisen zugespielt worden waren.

"Unser Ziel ist schlicht und einfach Transparenz", sagte McKnight laut Washington Post in einem Interview. "Manchmal laufen Menschen bei der Arbeit Informationen über den Weg, die ihnen nicht behagen oder von denen sie denken, dass alle Kirchenmitglieder sie kennen sollten."

McKnight vermutet, dass viele der anonym übermittelten Informationen eher banal sind und einfach nur aufzeigen werden, dass nicht alles, was in der Kirche geschieht, gottgewollt ist – wie man die Mitglieder glauben macht – sondern dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wie ein Geschäftsbetrieb geführt wird.

Interessant sind die Informationen nicht nur für Mormonen, die bereits erste Zweifel an ihrer Kirche hegen und mit dem Gedanken spielen, sie zu verlassen. Auch einige Wissenschaftler haben bereits Interesse angemeldet. Obwohl die Kirche viele Firmen und Immobilien besitzt, ist über ihre Finanzen bislang so gut wie nichts bekannt. Dies könnte sich durch Mormon Wikileaks ändern.